Befehl von oben
Stunden werden wir Flugzeuge oben haben, die nachsehen.«
»Ihre Transportschiffe?«
»Wir wissen es nicht«, gab der Geheimdienstchef zu.
»Dann finden Sie es heraus!«
Damit gingen die beiden Männer. Daryaei läutete seinem Diener, er brauchte einen Tee. Es kam ihm ein weiterer Gedanke. Alles wäre gelöst, wenn der Raman-Junge seine Mission vollendet hätte. Im Bericht hieß es, er sei am Einsatzort und hätte den Befehl erhalten. Warum dann hatte er ihn nicht vollstreckt? fragte sich der Ajatollah mit wachsender Wut. Er sah wieder auf die Uhr. Für einen Anruf war es zu früh.
Kemper hatte seiner Besatzung eine Ruhepause gegönnt. Der Automatisierungsgrad der Aegis-Schiffe erlaubte das, und so durfte, zwei Stunden nach dem Zwischenfall mit dem Raketenboot, die Mannschaft sich an ihren Posten ablösen. Das hatte eine Stunde gedauert, jeder bekam dabei eine Viertelstunde für sich. Jetzt war wieder alles auf Posten, zwei Stunden vor dem nautischen Zwielicht. Sie waren knapp hundert Meilen vor Katar, jetzt mit Kurs Nordnordwest, nachdem sie sich hinter jede Insel und Ölplattform manövriert hatten, die einen gegnerischen Radarposten verwirren könnte. Den schweren Teil hatte COMEDY geschafft.
Der Golf war hier viel breiter. Es gab Gelegenheit zum Einsatz seiner starken Sensoren. Der Radarschirm auf Anzio zeigte eine F-16-Rotte zwanzig Meilen im Norden, ihre IFF-Kodes klar dargestellt – da mußten seine Leute aufpassen. Besser noch wäre ein AWACS über ihnen, aber, wie er gerade erfahren hatte, die waren alle über dem Festland im Einsatz. Heute käme es zum Kampf. Es wäre nicht das, wofür man Aegis geplant hatte oder wofür er trainiert hatte, aber so war das halt bei der Navy.
Den Köderverband befahl er nach Süden. Ihr Job war einstweilen erledigt. Nach Sonnenaufgang wäre COMEDY nicht mehr zu tarnen oder sein Ziel zu verheimlichen, dachte er.
*
»Wie sicher sind Sie bei dem hier?« fragte POTUS. »Gott, ich bin mit dem Kerl hundertmal alleine gewesen.«
»Wissen wir«, versicherte ihm Price. »Wissen wir. Sir, es ist schwer zu glauben. Ich kenne Jeff in- und ausw…«
»Das ist der Basketball-King. Hat mir gesagt, wer's NCAA-Endspiel gewinnt. Er hatte recht. Er orakelte sogar die Punkteverteilung.«
»Ja, Sir.« Andrea mußte auch dem zustimmen. »Unglücklicherweise sind diese Dinge schwer zu erklären.«
»Wollen Sie ihn festnehmen?«
»Können wir nicht.« Den Ball nahm Murray entgegen. »Ist eine der Situationen, wo man weiß oder glaubt zu wissen, aber nichts beweisen kann. Pat hier hat aber eine Idee.«
»Dann mal raus damit«, befahl Ryan. Seine Kopfschmerzen waren wieder da. Schlimm genug, daß man ihm die vage Möglichkeit, daß der Secret Service kompromittiert sei, berichtet hatte; jetzt dachten sie, sie hätten Beweise – nein, noch schlimmer, nur beschissene Verdachtsmomente! –, daß einer der Leute, denen in seiner Gegenwart und der seiner Familie getraut wurde, ein möglicher Attentäter wäre. Hörte das nie auf? Aber er hörte dennoch zu.
»Eigentlich ist es ziemlich einfach«, schloß O'Day ab.
»Nein!« sagte Price sofort. »Was, wenn …«
»Wir können es unter Kontrolle halten. Wirkliche Gefahr gibt es nicht«, versicherte der Inspektor allen.
»Halt«, sagte SWORDSMAN. »Wir können den Kerl ausräuchern?«
»Ja, Sir.«
»Und ich darf tatsächlich was tun, statt hier rumzusitzen wie ein verdammter König?«
»Ja, Sir«, wiederholte Pat.
»Wo muß ich unterschreiben?« fragte der Präsident rhetorisch.
»Mr. Presiden…«
»Andrea, Sie werden doch hier sein, oder?«
»Nun, ja, aber …«
»Dann ist's genehmigt«, sagte POTUS. »Er kommt nicht in die Nähe meiner Familie. Ich meine, wenn er den Aufzug nur ansieht, legen Sie ihn selbst um, Andrea. Ist das klar?«
»Verstanden, Mr. President. Nur Westflügel.«
Damit gingen sie zum Lageraum hinunter, wo Arnie und das NSA-Team eine Kartenanzeige auf dem Breitwandbildschirm betrachteten.
*
»Okay, hellen wir den Himmel etwas auf«, sagte Kemper. Auf Kommando schalteten Anzio und die anderen vier Aegis-Schiffe ihr SPY-Radar von Bereitschaft auf volle Kraft. Sich verstecken brachte nichts mehr.
Sie liefen direkt unter der kommerziellen Flugroute W-15, und jeder Linienpilot konnte herabschauen und die Schiffsansammlung sehen.
Wer es tat, würde darüber reden. Das Überraschungsmoment hatte praktische Grenzen.
Binnen einer Sekunde zeigten die großen Bildschirme zahlreiche Spuren in der Luft. Es
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