Befehl von oben
Navigationsradare. Die Iraner bzw. UIRler hatten sicher ESM-Gerät da drüben, aber wenn die eine Patrouille in der Straße von Hormus postiert hatten, war sie bisher nicht auszumachen.
Manche Ziele ließen sich nicht zuordnen. Fischer? Schmuggler? Freizeitskipper? Konnte man nicht sagen. Der Gegner hielt sich wohl etwas zurück mit dem Überqueren der Seestraße. Die Araber backbords waren wohl genauso territorial eingestellt wie jeder andere, vermutete Kemper.
Alle Schiffe waren auf Gefechtsstation, Kampfsysteme sämtlich hochgefahren, aber noch auf Bereitschaft geschaltet. Wenn sich ihnen jemand zuwandte, würden sie erst Sichtkontakt versuchen. Wenn sie jemand mit Waffenlenk-Radar beleuchtete, würde das nächstgelegene Schiff die Alarmstufe leicht steigern und sein SPY-Radar nach sich nähernden Echos suchen lassen. Das aber wäre schwierig. Die Raketen hatten unabhängige Suchsysteme, die Seestraße war überfüllt, und eine Rakete könnte versehentlich das falsche Ziel anpeilen. So schießwütig würden die Gegner nicht sein; es könnte ja mit einigen tausend gegrillten Schafen enden, dachte Kemper mit einem Lächeln. So spannend diese Phase auch war, für die Gegner war es auch nicht so einfach.
»Kursveränderung bei Spur vier-vier, wendet nach Backbord«, meldete ein Mannschaftsgrad.
Das war ein Oberflächenziel gerade innerhalb UIR-Gewässer, sieben Meilen entfernt und fast schon passiert. Kemper lehnte sich vor. Ein Rechnerbefehl hob die Spur für die letzten zwanzig Minuten hervor.
Gerade mal Steuerungsfahrt, rund fünf Knoten. Jetzt machte es zehn, und hatte gedreht … auf den Köderverband hinter ihnen zu. Die Daten wurden O'Bannon weitergegeben, deren Captain den Verband kommandierte. Abstand der beiden Echos war sechzehn Kilometer und nahm ab.
Es wurde interessanter. Normandys Hubschrauber schloß von achtern zur Spur auf, in niedriger Höhe. Die Piloten sahen grünweißes Aufleuchten, als das unbekannte Schiff mehr Kraft gab, das Wasser aufrührte und mit ihm die Organismen. Plötzliches Hochfahren hieß …
»Ist ein Schnellboot«, gab der Pilot über Datenverbindung durch.
»Hat gerade das Gaspedal durchgedrückt. Ziel beschleunigt!«
Kemper verzog das Gesicht. Er hatte die Wahl: nichts tun, und vielleicht geschah nichts. Nichts tun, und vielleicht schaffte das Kanonen/Raketenboot den ersten Schuß gegen O'Bannon und den Verband.
Etwas tun mit dem Risiko, die Gegenseite aufzuscheuchen. Aber wenn das feindliche Schiff zuerst schoß, wußte der Gegner eh Bescheid, nicht?
Vielleicht. Vielleicht nicht. Fünf Sekunden lang blieb es ein Datengewirr; er wartete fünf weitere ab.
»Ziel ist ein Raketenboot, sehe zwei Rampen. Kurs des Ziels wird stabil.«
»Der hat freie Bahn zur O'Bannon, Sir«, meldete Weps.
»Funkgespräche, ich habe UHF-Funkverkehr, Peilung null-eins-fünef.«
»Abschießen«, sagte Kemper augenblicklich.
»Schießen!« sagte Weps über den Sprechkanal zum Hubi.
»Roger, greife an!«
»Combat, Ausguck. Sir, habe einen Blitz wie Raketenstart backbord achtern – jetzt zwei, Sir.«
»Geben Sie ein, zwei Takte …«
»Zwei weitere Starts, Sir.«
Scheiße, dachte Kemper. Der Hubi hatte nur zwei Penguin-ASMs.
Der Feind hatte die ersten zwei gefeuert. Und er konnte jetzt nichts tun.
Der Köderverband erfüllte seine Funktion. Er wurde beschossen.
»Zwei Vampire, nähern sich – Ziel zerstört«, meldete der Pilot die Vernichtung des Raketenboots – das wurde einen Moment später vom oberen Ausguck bestätigt. »Wiederhole: Zwei Vampire nähern sich O'Bannon.«
»Silkworms sind große Ziele«, sagte Weps.
Sie konnten die Mini-Schlacht nur unvollständig verfolgen. Navigationsradar zeigte O'Bannons Wende nach Backbord. Das würde ihre Punktverteidigungs-Raketenrampen achtern freigeben. Es würde auch den angreifenden Raketen ein riesiges Radarziel bieten. Der Zerstörer feuerte keine Ablenkungsköder, denn die Angreifer zu verwirren hieße, die UnRep-Schiffe, die er bewachte, zu gefährden. Automatische Entscheidung? überlegte Kemper. Bedachte? Zeigte Klöten, so oder so. Das Zielbeleuchtungsradar des Zerstörers ging an – er feuerte also seine Raketen, aber das Navigationsradar sagte nicht viel. Dann gesellte sich mindestens eine der Fregatten dazu.
»Lauter Blitze achtern«, berichtete der Ausguck weiter. »Wow, das war 'n Hammer! Wieder einer!« Dann fünf Sekunden Stille.
»O'Bannon für Verband – sind okay.«
Im Moment, dachte Kemper.
Die
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