Befehl von oben
Feindmacht durcheinanderbringen. Saudi-Nachrichten-Offiziere bei den ELINT-Fahrzeugen hörten den Funksignalen zu. Die UIR-Kräfte hatte chiffrierte Funkgeräte ab der Stabsebene, aber die konnten sich nur miteinander unterhalten, und mit fortschreitender Desorganisation der gegnerischen Funknetze würde die Enchilada irgendwann auch im Klartext funken müssen. Das I. Korps und zwei Divisionskommandos waren eliminiert, und sie wußten in etwa, wo der CP des III. Korps stand. Letzteren würde das Armeekommando irgendwann ansprechen müssen. Die Meldungsinhalte brauchten sie gar nicht, auch wenn's ganz nett wäre. Die Frequenzbereiche fürs Stabsnetz kannten sie, und ein paar Funkminuten würden reichen, um den Posten anzupeilen und die Ortung an M- und N-Heli-Rotte durchzugeben, damit die hinsausen und deren ganzen Morgen ruinieren könnten.
Es klang wie Statik, aber das tat chiffrierter Funk immer. Der ELINT-Offizier, ein Lieutenant, liebte das Mithorchen, aber vermißte sein Störgerät, das man bei den POMCUS-Sätzen wohl vergessen hatte, dachte er. Es lag eine Kunst darin. Seine Troupiers, alle aus dem militärischen Nachrichtenbereich, mußten den Unterschied zwischen atmosphärischer Statik und der von Menschenhand erkennen, als sie die Frequenzen abgrasten.
»Bingo!« rief einer, »Peilung drei-null-fünef. Zischt wie 'ne Schlange.« Es war zu laut für Atmosphären-Statik, so zufällig es auch klingen mochte.
»Wie gut?« fragte der Offizier.
»90 %, EllTih.« Ein zweites, elektronisch gekoppeltes Fahrzeug in 1 K Entfernung besorgte die Gegenpeilung: »Dort.« Die Ortung erschien auf dem Monitor. Der Lieutenant rief den CP der 4. Schwadron an.
»ANGEL-SIX, hier SPÄHER, wir könnten die Enchilada geortet haben …«
Die vier Apache und sechs Kiowa der M-Truppe waren von dort nur 20 K weg, auf Sichtsuche. Einen Moment später drehten sie nach Süden.
»Was geschieht!?« verlangte Mahmoud Hadschi zu wissen. Er haßte dieses zusammengeschusterte Telefon-Funk-Machwerk; schon seinen Armeekommandanten zu erreichen hatte sich als schwer genug erwiesen.
»Wir sind südlich von König-Khalid-Militär-Stadt auf Widerstand gestoßen. Wir beseitigen ihn.«
»Fragen Sie ihn, wer die Gegner sind«, riet der Geheimdienstchef seinem Führer.
»Vielleicht kann Ihr Gast mir das sagen«, schlug der General am anderen Ende vor. »Wir versuchen noch, das festzustellen.«
»Die Amerikaner können nicht mehr als zwei Brigaden am Schauplatz haben!« beharrte der Mann. »Ein weiteres Brigade-Äquivalent in Kuwait, mehr aber nicht.«
»Wirklich? Nun, ich habe in den letzten drei Stunden mehr als eine Division eingebüßt und weiß noch nicht, was mir gegenübersteht. Das II. Korps wurde schwer ramponiert, das I. Korps ist auf irgendwas gestoßen und führt den Angriff fort. Das III. Korps ist bisher intakt. Ich kann den Vorstoß auf Riad fortführen, muß aber mehr Information über den Feind haben.« Der Kommandierende, über 60, war kein Dummkopf und glaubte noch an den Sieg. Er hatte noch rund vier Divisionen Kampfkraft. Es war bloß eine Sache der richtigen Lenkung. Er fühlte sich eigentlich im Glück, daß die amerikanischen und saudischen Luftangriffe so leicht geblieben waren. Ein paar weitere Lektionen hatte er rasch gelernt. Das Verschwinden von drei Stabsposten hatte ihn vorsichtig gemacht, zumindest was ihn selbst betraf, und er stand jetzt drei Kilometer von den Funkgeräten seines Kommandofahrzeugs – ein BMP-1KSh – entfernt. Seine Schutztruppe umgab ihn und versuchte, die Aufregung in der Stimme ihres Befehlshabers nicht zu hören.
»Gottverdammt, schau mal all die SAM-Fahrzeuge an«, funkte ein Kiowa OH 8 K im Norden. Sein Pilot gab's durch, während der Beobachter zählte.
»MARAUDER-FÜHRUNG, hier MASKOTTCHEN-DREI. Ich glaub', wir haben die Enchilada.«
»DREI, FÜHRUNG, los!«
»Sechs Bimp, zehn Lkws, fünef SAM, zwei Radarfahrzeuge und drei ZSU-23 in einem Wadi. Rate zur Näherung von Westen, wiederhole, Zugang von Westen.« Es war viel zuviel Abwehrkraft, um was anderes als der mobile Kommandoposten der Armee Gottes zu sein. Die SAM-Fahrzeuge waren alle französische Crotale, und die kleinen Scheißkerle konnten einem angst machen, wußte MASKOTTCHEN-DREI. Aber die hätten einen besseren Ort aussuchen sollen. Das hier war eine Situation, in der man besser im Freien war, mit besserer Sicht für das SAM-Radar.
»DREI, FÜHRUNG, können Sie beleuchten?«
»Positiv. Geben Sie durch, wann.
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