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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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digitalisierte Wiedergabe des Ereignisses brachte keine große Veränderung, nur daß er die technischen Möglichkeiten jetzt professioneller erklärt bekam: »Mr. President, jemand mit einer Silicon Graphics Workstation könnte das manipulieren«, sagte ihm der NIO, sein nachrichtendienstlicher Berater. »Sie haben doch schon Spielfilme gesehen, und die fahren viel höhere Auflösung als ein Fernseher. Man kann heutzutage alles vortäuschen.«
    »Gut. Ihre Aufgabe ist aber, mir zu sagen, was geschehen ist«, mußte Ryan ihn aufmerksam machen. Die paar Aufnahmesekunden hatte er nun achtmal gesehen und hatte Wiederholungen langsam satt.
    »Wir können es nicht mit absoluter Sicherheit sagen.«
    Vielleicht war es der Mangel an Schlaf. Vielleicht war es der Streß des Amtes. Vielleicht war es der Streß, daß er mit seiner zweiten Krise konfrontiert war. Vielleicht lag es auch daran, daß Ryan selbst immer noch ein eingefleischter Nachrichtendienstler war. »Hören Sie, ich sage das nur einmal: Ihre Aufgabe ist es nicht, sich um Ihren Arsch zu kümmern.
    Ihre Aufgabe ist es, meinen zu decken!«
    »Das weiß ich, Mr. President. Darum gebe ich Ihnen sämtliche Informationen, die ich habe …« Ryan brauchte sich den Rest der Rede nicht anzuhören. Er hatte das alles schon gehört, Hunderte Male. Bisweilen hatte er selbst ähnliche Dinge gesagt.
    »Scott?« fragte Jack den amtierenden Außenminister.
    »Der Hundesohn ist tot wie der Fisch von gestern«, erwiderte Adler.
    »Jemand anderer Meinung?« fragte Präsident Ryan die anderen im Raum. Es gab keine Widerrede, was die Auffassung auf gewisse Art absegnete. Nicht mal der NIO wollte der kollektiven Meinung widersprechen. Schließlich hatte er seine Einschätzung bereits abgegeben.
    Jedweder Fehler wäre jetzt das Problem des Außenministers. Perfekt.
    »Wer war der Schütze?« fragte Andrea Price. Die Antwort kam von einem Irak-Experten der CIA.
    »Unbekannt. Wir kontrollieren Videoaufnahmen früherer Auftritte, um herauszufinden, ob er da auch schon drauf ist. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Mitglied des persönlichen Schutzkommandos im Dienstgrad eines Armeeoberst, und …«
    »Und ich kenne jeden in meinem Kommando verdammt gut«, beendete Price den Satz. »Also, wer immer es war, er gehörte dazu, und das bedeutet, wer immer dahintersteckt, hat's geschafft, jemanden da einzuschleusen, ganz rein, damit's klappte, und so engagiert, daß er auch den Preis zu zahlen bereit war. Es muß Jahre gedauert haben.« Das folgende Stück Band zeigte, wie der Mann unter einer Kavalkade von Pistolenschüssen aus nächster Nähe zusammenbrach. Agent Price kam das seltsam vor. So einen wollte man verdammt noch mal lebend schnappen.
    Tote reden ja noch immer nicht, und Hinrichtungen ließen sich stets arrangieren. Es sei denn, er wurde von anderen Mitgliedern einer Verschwörung umgebracht. Wie wahrscheinlich war es aber, daß mehr als ein Attentäter so weit vorgedrungen sei? Price kam es in den Sinn, daß sie das eines Tages Indira Gandhi würde fragen müssen. Ihre ganze Leibwache hatte sich eines Nachmittags im Garten gegen sie gewandt. Für Price war das die größte Infamie, den Menschen umzubringen, den man geschworen hatte zu beschützen. Aber immerhin hatte sie nicht geschworen, solche Leute zu beschützen. Noch etwas anderes auf dem Band erregte ihr Interesse. »Ist Ihnen die Körpersprache aufgefallen?«
    »Was meinen Sie?« fragte Ryan.
    »Wie die Waffe hochgekommen ist, wie er den Schuß abgab, wie er so dastand und zuschaute. Wie ein Golfer. Durchziehen wird das genannt. Er muß verflucht lange auf die Chance gewartet haben, davon geträumt haben; er wollte, daß der Augenblick perfekt war. Er wollte den Schuß sehen und genießen, bevor er selbst fiel.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Es war ein echt konzentrierter, engagierter Killer, der da.«
    Price genoß es eigentlich, so entsetzlich der Gegenstand des Treffens auch war. Mehr als ein Präsident hatte Secret-Service-Agenten behandelt wie einen Teil des Mobiliars oder bestenfalls wie nette Haustiere.
    Selten, daß die Großkopferten ihre Meinung zu etwas erfragten, das mehr berührte als die engsten beruflichen Aspekte, etwa, wo einer von den Bösen in einer ganz bestimmten Menschenmenge sein könnte.
    »Fahren Sie fort«, sagte Ryan.
    »Er muß von außerhalb gewesen sein, einer mit total sauberer Weste, keine Beziehung zu irgendwem, der mal in Bagdad auf Demos ging. Der hier hat sich nicht an

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