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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. E. Wells
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Farnbäumen, eine weite Ebene, die unter dem flimmernden Glast einer heißen Sonne liegt, ein Gebirge mit steilen, spitzen Kuppen – unähnlich dem, das man bisher beobachten konnte. Ein Strom, der sein Wasser durch eine unwirtliche Sumpflandschaft wälzt. Von Lebewesen keine Spur. Kamana schaltet den Blickpunkt einige hundert Meter höher. Die Ebene vergrößert sich. Alles ist Sumpf, schwarzer, morastiger Sumpf.
    Und dann sieht Kan Kamana noch etwas. Er bedient zwei Handräder und geht ganz nahe auf das unwirtliche Land herunter. Die gespannt wartenden Kollegen hat er vergessen, während er angestrengt auf einen Punkt in der Landschaft starrt. Wieder dreht er kaum merkbar an den Handrädern und sucht eine neue Stelle auf. Er runzelt die Brauen, zieht die Stirn in Falten, schüttelt den Kopf … Er murmelt einige Worte, den anderen nicht verständlich …
    Vorsichtig dreht er die Handräder wieder auf die übliche Ausgangsstellung und wendet sich dann endlich um. „Bitte, meine Herren!“ Diese Worte sind wie ein Startschuß. Fellh und Gra-koh stürzen sich auf die Okulare. Niemals zuvor war es möglich, einen Blick zu tun, der eine Million Jahre in die Vergangenheit zurückreichte. Es ist deshalb kein Wunder, wenn sich der beiden Experten eine ungeheure Spannung bemächtigt hat, so daß alle gelehrte Würde und Gelassenheit von ihnen abfiel.
    Kamana und Stia wechseln einen schnellen Blick. In Kamanas Blick lag sichtbares Erstaunen, in Stias Blick eine stumme Frage. Die beiden Professoren aber stehen stumm vor dem Bildschirm und blicken atemlos auf ihre Heimat, wie sie vor der ungeheuerlichen Zeit von einer Million Jahren gewesen ist.
    Lange, lange dauert es, bis sich Fellh zu einer Bemerkung entschließt. Beide Hände fassen noch an die Verkleidung der Maschine, als wolle er jedem anderen verwehren, durch das Okular zu blicken.
    „Ja“, sagt er leise, „ja, das ist es … wenn sich auch die Natur in veränderter Weise zeigt, so sind doch die typischen Merkmale unverkennbar. Und dennoch ist es eine Entwicklung, die vom Standpunkt der Wissenschaft aus keine besonderen Überraschungen in sich birgt.“
    „Glauben Sie wirklich, Kollege Fellh?“ lächelt Kamana hintergründig. „Haben Sie wirklich das Bild mit aller Sorgfalt studiert?“
    Fellh sieht ihn erstaunt an. Er ist ein viel zu guter Psychologe, als daß er aus den Worten des berühmten Forschers nicht einen versteckten Unterton des Mehrwissens herausgehört hätte. Hat Kamana eine Spur ausfindig gemacht, die sich zu verfolgen lohnt?
    Fellh steht wieder schweigend und unter Anspannung aller seiner Sehkraft vor dem Okular. Er erschrickt, als die Hand Kamanas seinen Arm ergreift.
    „Lassen Sie mich bitte eine andere Einstellung vornehmen, Kollege Fellh. Ich habe da etwas gesehen, aus dem ich nicht recht klug werde.“
    Fellh tritt bereitwillig zur Seite. Kamana hantiert wieder an den Handrädern, die er um Bruchteile von Millimetern verstellt. Noch einmal blickt er prüfend auf den Bildschirm, dann winkt er Fellh stumm zu, vors Okular zu treten.
    Dann stößt Fellh einen unterdrückten Ruf aus. Zur gleichen Zeit wendet auch Gra-koh den Kopf, fragend und erstaunt und nichtverstehend.
    „Was – ist – das?“ entringt es sich ihm endlich.
    „Es sieht aus wie unterirdische Felsen“, meint Fellh, aber man sieht es ihm an, daß er selbst nicht an diese einfache Erklärung glaubt. Gra-koh schüttelt das Haupt.
    „Nein, so sehen Felsen nicht aus“, widerspricht er. „Diese Steine sind zu regelmäßig, es sieht bald aus, als seien sie behauen. Dann müßten aber lebende Wesen eine solche Arbeit verrichtet haben.“
    „Das ist gut möglich“, wirft Kamana ein. „Es könnten ja schon viele tausend Jahre vorher irgendwelche Eingeborene hier gehaust haben. Durch riesige Überschwemmungskatastrophen des Kannha wurden sie aus ihren Häusern vertrieben. Als sie zurückkehrten, war hier alles Sumpf geworden, sie überließen ihre einstigen Wohnsitze ihrem Schicksal. In der späteren Zeit stieg die Flut immer höher, so daß wir jetzt diese Häuser tief im Sumpf vergraben vorfinden. In den Jahrtausenden wurden die Steine vom Sumpfwasser geschwärzt, das Sumpfwasser fraß an ihnen, und sie zerbröckelten.“
    „Wie lange“, fragt Fellh, „glauben Sie, Kollege Kamana, daß der Sumpf gebraucht hat, diese Häuser – falls es wirklich welche gewesen sind – so zuzurichten?“
    „Das läßt sich schwer sagen. Ich weiß, was Sie meinen: Sie wollen versuchen, bis

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