Befohlenes Dasein
dem Gartentor. Nächtlicher Besuch, die Bremsen eines Schnellwagens. Eine Tür fällt ins Schloß.
Kamana erhebt sich, eine kleine Hoffnung im Herzen.
Es ist Ira.
Vergessen ist Be-is, vergessen sind die unbekannten Raumschiffe, vergessen ist das Inferno der verlöschenden Stadt. Es ist die Gegenwart, die zu ihm kommt, eine betörende Gegenwart. Und diese Gegenwart lächelt und bietet ihm die feingliedrigen Finger zum Kuß.
„Muß ich mich entschuldigen, Kan Kamana, daß ich diese Zeit wählte und nicht eine andere?“
„Es wäre Blasphemie“, lacht er sie an.
Er weist auf den Liegestuhl, der sich neben dem seinen befindet. Sie läßt sich in gespielter Erschöpfung darin nieder.
„Was darf ich Ihnen bringen, Gnädigste? Likör, Kaffee, Tee? Oder haben Sie andere Wünsche?“
Sie dehnt sich in katzenhafter Behaglichkeit.
„Schön ist es bei Ihnen, Professor. Bringen Sie Likör. Das paßt zu diesem Abend.“
Er schenkt ein und erhebt sein Glas.
„Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind, Ira. Sie vertreiben alle schlimmen Träume.“
„Sie machen mich eingebildet, Professor. Haben Sie öfters solche Träume?“
„Es hing mit dem Film von gestern zusammen. Ich dürfte nicht so oft allein sein.“
„Sie sind allein, Professor?“
„Im Augenblick – nein! Im Augenblick sind Sie da!“
„Oh, dann müßte ich wohl öfter kommen.“
„Es wäre eine gute Lösung, Ira.“
Sie wechselt unvermittelt das Thema.
„Wie ist das eigentlich, Professor. Müssen Sie die Personen, die Sie in die Vergangenheit und auf einen anderen Planeten versetzen, eigentlich immer im Auge behalten? Oder genügt es, wenn Sie nach einer gewissen Zeit Ihre Maschine abstellen, um diese Personen wieder ins hiesige Dasein zurückzurufen?“
„Ich brauche sie nicht zu beobachten“, erwidert er, und er freut sich über das Interesse, das sie seinen Angelegenheiten entgegenbringt. „Bei Ihnen habe ich eine Ausnahme gemacht, denn ich wollte nicht, daß Ihnen ein Unglück zustößt. Deshalb habe ich jeden Ihrer Schritte beobachtet.“
„… und mich zu einem Ihnen geeignet scheinenden Augenblick wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen, nicht wahr?“
„Und wenn es so wäre, Ira?“
„Dann wäre dieses Dasein kein freiwilliges mehr, sondern ein befohlenes.“
„In gewisser Hinsicht ist es das, Ira. Denn die Befehlsgewalt liegt hier in der Zentrale, hier am Ausgangspunkt.“
„Es ist aber nur der eine Befehl, den man dem Beteiligten geben kann – nämlich zurückzukehren. Einen anderen Befehl, sozusagen eine Aufgabe – könnten Sie dem Betreffenden nicht erteilen?“
„Nein, das ist leider noch unmöglich. Vielleicht werde ich es eines Tages so weit haben, daß ich mich mit den Betreffenden unterhalten kann. Bis dahin hat’s aber noch gute Zeit.“
Er ist aufgestanden, um neuen Likör in die Gläser zu schenken. Sie beobachtet ihn aus schmalgeschlossenen Augen. Und dann vernimmt er drei kleine Worte, die sie spricht.
„Küß mich, Kan!“
Er beugt sich tief zu ihr herab.
Ein Geräusch hinter seinem Rücken. Schnelle, springende Füße. Er dreht sich überrascht um.
Zu spät!
Er erhält einen schmetternden Schlag auf den Kopf und verliert das Bewußtsein.
*
Krono Tikkal, der elegante Freund Iras, hat den Niedergeschlagenen fachmännisch gefesselt und geknebelt.
„Los, beeil dich!“ fährt er seine Komplizin an. „Wo ist die Maschine?“
„Unten im Keller“, flüstert sie. „Er wird abgeschlossen haben.“
Tikkal untersucht die Taschen Kamanas. Dann hat er die Schlüssel in der Hand. Er wirft sich den Ohnmächtigen über die Schulter, während Ira vorausgeht, um die Türen zu öffnen. Um vor allen Überraschungen sicher zu sein, schließt sie hinter sich sorgfältig ab. Sie hat sich den Weg in den Keller gut gemerkt. Zuerst durchqueren sie den Raum mit den Büchern, dann stehen sie vor der gewaltigen Maschine.
„Dort in den Stuhl!“ weist Ira ihren Freund an.
Krono Tikkal bindet den Professor an den Stuhl. Sobald die Maschine in Tätigkeit gesetzt wird, ist. das grüne, hypnotische Auge unentrinnbar auf ihn gerichtet. Ira Tarwi ist zu den Büchern geeilt und sucht.
Nach wenigen Augenblicken erscheint Tikkal.
„Was tust du hier?“ fragt er böse. „Bist du verrückt, hier in den Büchern zu lesen, anstatt mir zu helfen?“
„Ich muß doch erst etwas heraussuchen“, entschuldigt sie sich. „Wohin willst du ihn versetzen?“
„Dorthin, wo er uns nicht schaden kann.“
„Und
Weitere Kostenlose Bücher