Befohlenes Dasein
Tasche geschoben hat. Auch die Protonenwaffe stammt von ihr. Was kann er jetzt unternehmen? Nichts, nichts, er ist ihr hilflos ausgeliefert – ihr, der Maschine. Es ist ent-setzlich, vor einem Ungewissen Schicksal zu stehen … Er muß sein Leben erhalten, so lange, bis irgend jemand imstande ist, die Maschine auszuschalten.
Derjenige, der ihn versetzt hat, wird sich auch weiterhin mit der Maschine beschäftigen. Er wird sie vielleicht nach Stunden, vielleicht auch erst nach Tagen ausschalten. Dann wird sein – Kamanas – Astralleib im Sekundenflug zurückkehren an die Stätte der Tat. Dann wird er wieder ein körperlicher Mensch sein.
Dieser körperliche Mensch aber wird eine Protonenwaffe in der Hand halten.
Er überdenkt noch einmal seine Lage. Es ist nötig, sich einen Platz herauszusuchen, an dem er absolut sicher ist. Wenn der Verbrecher, der die Maschine in seiner Gewalt hat, diese nicht ausschaltet, so kann er sie für andere Zwecke nicht verwenden. Denn er kann nicht ein anderes Opfer auf den Stuhl zwingen, ohne sich nicht selbst in den Bann des grünen Auges zu begeben. Dann ist auch er im gleichen Augenblick dorthin versetzt, wohin der Bildschirm weist. Sollte der Verbrecher diesen Fehler machen, so besteht die Möglichkeit, ihm hier in dieser verdammten Wildnis zu begegnen. Dann aber ist noch Antonio Stia da. Fast täglich kommt dieser mit allen Wassern gewaschene Terra-Abkömmling zu ihm. Er wird sehr schnell herausbekommen haben, daß dort mit falschen Karten gespielt wird. An Antonio Stia wird sich dieser Verbrecher die Zähne ausbeißen. Stia ist nicht nur ein kluger Kopf, sondern er weiß auch mit der Maschine umzugehen.
Welche Rolle aber spielt Ira Tarwi? Das ist die Frage, die sich Kamana immer wieder vorlegen muß. Ist sie eine Gefangene des Verbrechers? In diesem Fall wäre es ihr aber nicht möglich gewesen, ihm den Revolver und den Zettel in die Tasche zu schieben. Und wie war der Verbrecher imstande, die Maschine richtig zu bedienen?
Hat er Ira Tarwi gezwungen, ihn mit dem Mechanismus vertraut zu machen?
Kan Kamana denkt aber während seines schwierigen Aufstieges noch an etwas anderes. Es ist die Vervollkommnung seiner Erfindung, die sich ohne Wissen der Beteiligten ergeben hat. Es ist der Zettel, den ihm Ira Tarwi zusteckte. So ist es also tatsächlich möglich, Bewußtsein und Unterbewußtsein mit Hilfe einer solchen Gedächtnisstütze zu koppeln. Allerdings war es bei ihm besonders schwierig, weil auf dem Zettel zu wenige Anhaltspunkte für Gedächtnis und Verstand vorhanden waren. Kamana ist aber überzeugt, daß man einem Versetzten die Wahrheit des Geschehens durch eine ausführliche Beschreibung zugängig machen kann. Die Hauptsache dabei ist dann nur noch, daß der Betreffende den Zettel auch findet und liest. Man müßte diesen Zettel am Kopf oder an der Hand befestigen, so daß er der Aufmerksamkeit des Betreffenden nicht entgehen kann.
Kan Kamana ist voller Hoffnung. Einmal wird die Stunde kommen, da eine Hand die Maschine abstellt. Diesen Augenblick wird er nicht empfinden, sondern sich wieder zu Hause in seinem Heim wiederfinden. Zunächst muß er sich jetzt einmal in Sicherheit bringen, denn man kann nicht wissen, was sich hier für Tiere herumtreiben, vielleicht sogar feindliche Menschen. Dieser Gedanke an seine Sicherheit hätte ihn wohl kaum bewegt, wenn der Zettel Iras nicht gewesen wäre. Dann wäre er wohl unbefangen und unbesorgt weitergegangen mit dem Ziel, menschliche Ansiedlungen zu erreichen.
Kurz unterhalb des Gipfels findet Kamana eine Höhle, die in den Berg hineinführt. Er errichtet vor der Höhle einen hohen Steinhaufen, doch ist er während seiner Beschäftigung damit immer auf der Hut, nicht etwa hinterrücks angegriffen zu werden. Seine Waffe steckt entsichert und griffbereit in der Brusttasche.
Dann legt er sich nieder, um einen kurzen Schlaf zu tun.
*
Krono Tikkal ist ein begabter Verbrecher. Nachts, gegen zwei Uhr, fährt er mit seinem Wagen vor und schleppt einen Mann heran, den er in seiner Wohnung überwältigte. Es ist Ko-os Teran, einer der reichsten Bankiers der Hauptstadt Kidora. Er wußte, daß dieser ein reicher Junggeselle war und allein in seinem Bungalow hauste. Das machte er sich zunutze.
Ko-os Teran ist ein kleiner, dicker Mann, stadtbekannt wegen seines Geizes und seiner Habsucht. Als ihn Tikkal aus dem Koffer packt, in dem er ihn verstaut hatte, kommt er wieder zu sich.
„Was – ist – passiert?“ stammelt er.
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