Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
6.000 Euro anbot. Entrüstet schickte ich eine E-Mail an diesen »Dienstleister« und bat darum, mich zukünftig mit derart unseriösen Angeboten zu verschonen. Die Antwort, die ich bekam, zaubert mir noch heute ein Lächeln auf die Lippen. Und zwar schrieb mir dieser »Verlag« zurück: »Niemals werden Sie bei der heutigen wirtschaftlichen Lage einen Verlag finden, bei dem Sie nichts für die Veröffentlichung bezahlen müssen.«
Dass es dann doch anders kam, habe ich unter anderem einer aufmerksamen Verlagsmitarbeiterin zu verdanken. Sie leitete mein Manuskript an die richtige Programmleiterin weiter. Innerhalb weniger Tage erhielt ich dann eine positive Rückmeldung und mein Manuskript hatte ein Zuhause gefunden.
Nun wurde es langsam ernst und natürlich begann ich mir auch intensiv Gedanken darüber zu machen, wie Mahmud und seine Familie wohl auf meine Veröffentlichung reagieren würden. Es ist nicht so, dass wir Hunderte von Kilometern entfernt voneinander wohnen, und zum ersten Mal beschlich mich eine Ahnung, warum vor mir noch nie eine Frau über ihre bikulturelle Beziehung geschrieben hatte, wenn der Lebensmittelpunkt dieser Partnerschaft in Deutschland gelegen hatte.
In vergleichbaren Büchern war es immer so, dass die Frau ihrem Partner in dessen Heimatland gefolgt war, und erst nach ihrer Rückkehr hatte sie dann ihr Schweigen gebrochen.
Was mein Schritt in die Öffentlichkeit bedeuten könnte, wurde mir erst ein paar Wochen später auf einer Veranstaltung, zu der Rüdiger einige Unternehmer eingeladen hatte, bewusst. Rüdiger war gelernter Speditionskaufmann, hatte viele Jahre als Niederlassungsleiter einer großen Spedition fungiert und schließlich vor einiger Zeit eine Unternehmensberatung gegründet.
Bei dieser Veranstaltung traf ich auch Andreas Müller, dem ein Sicherheitsunternehmen gehörte. Er war zu diesem Abend gekommen, weil Prinz Michael von Anhalt einen Vortrag über seine Unternehmensgeschichte halten wollte. Michael ist ein guter Bekannter von uns, vielen wird er nur als Adoptivsohn von Prinz Frederic von Anhalt und vielleicht noch als Party-Prinz bekannt sein.
Die wenigsten wissen, dass er ein hervorragender Unternehmer ist, der es mit Ausdauer, Fleiß und Köpfchen geschafft hat, aus einer 400-Quadratmeter-Wellblech-Muckibude ein Fitnessimperium aufzubauen, und das, obwohl er von Haus aus nicht mit Reichtum gesegnet war und der Schritt in die Selbstständigkeit für ihn zunächst bedeutete, sich hoch zu verschulden. Aber auch dass er sehr viel Gutes tat, ohne dies an die große Glocke zu hängen und darüber zu sprechen, machte ihn mir äußerst sympathisch.
Nach dem Vortrag standen wir noch mit einigen Leuten vor dem Gebäude, um eine Zigarette zu rauchen. Herr Müller gesellte sich zu uns und wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte ihm von meinem Buch, das bald erscheinen würde, ohne bis dahin zu wissen, welchen Beruf er ausübte. Er hörte mir interessiert zu und fragte mich anschließend, ob ich mir denn keine Sorgen machen würde, dass eine Veröffentlichung eventuell Racheaktionen nach sich ziehen könnte.
Natürlich hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, mit Sicherheit konnte ich das nicht ausschließen. Ich betrachtete das als mein persönliches Risiko, das ich eben zu tragen hatte. Ich erklärte ihm meine Beweggründe, warum ich mich nicht hinter einem Pseudonym verstecken wollte.
Herr Müller konnte das durchaus verstehen, aber er teilte mir auch seine Bedenken mit. Obwohl ich mir dies ungern eingestand, verunsicherte er mich damit zutiefst. Er versprach mir, mich in den nächsten Tagen zu Hause zu besuchen, um das Gespräch bezüglich meiner Sicherheit weiterzuführen. So kam es dann, dass wir wenig später bei mir zu Hause am Esstisch saßen und alle möglichen Szenarien gemeinsam durchgingen, zu denen es durch die Veröffentlichung meines Buches kommen könnte.
Herr Müller hatte mir ein fertiges Sicherheitskonzept mitgebracht. Die Summe, die mich der Personenschutz allerdings kosten sollte, ließ mir den Atem stocken. Niemals würde ich so viel Geld aufbringen können. Selbst wenn sich das Buch gut verkaufen sollte, was man aber noch gar nicht absehen konnte, würde der Erlös nicht einmal ansatzweise diese Kosten decken.
Herr Müller meinte scherzhaft, dann würde er eben für einen Teller Erbsensuppe am Tag auf mich aufpassen.
Als er sich nach ein paar Stunden auf den Heimweg machte, hatte ich den Eindruck, als würden wir uns schon eine ganze Weile
Weitere Kostenlose Bücher