Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
primitiv!
Seit fast zwei Jahren helfe ich Frauen aus Gewaltbeziehungen heraus, und glauben Sie mir, die Anzahl derer, die von ihren deutschen Partnern geschlagen und misshandelt werden, ist mindestens genauso hoch wie die jener, die sich an mich wenden und einen Partner aus einer anderen Kultur haben.
Gewalt gibt es in jeder Nationalität, jeder Kultur und jeder Religion. Ob jemand zum Schläger wird, liegt ganz alleine daran, welche Eindrücke er aus seinem Elternhaus mitgenommen hat, welche Erziehung er genossen hat, ob er ein gesundes Urvertrauen und Selbstbewusstsein entwickeln konnte und ob er gelernt hat, Probleme und Konflikte auf eine gesunde Art und Weise zu lösen.
Südländer sind im Allgemeinen temperamentvoller und fahren schneller aus der Haut. Ja, sie können sogar zur richtigen Drama-Queen werden, aber genauso schnell regen sie sich auch wieder ab und alles ist in bester Ordnung.
Davon unabhängig gibt es hier in Deutschland leider immer noch rückständige türkische Familien (ich bin ja auch an eine solche geraten), in denen ausschließlich der Mann das Sagen hat und seinen Standpunkt auch mit Gewalt durchsetzt, Mädchen, die zwangsverheiratet werden, und türkische Jugendliche, die unsere Wertvorstellungen mit Füßen treten und ganze Schulen terrorisieren. Dass diese Teenager meist sogar hier geboren und aufgewachsen sind, hat auf ihre Einstellung kaum einen Einfluss, da sie in ihrem Elternhaus von klein auf das oft frauenverachtende Verhalten ihrer Väter und anderer männlicher Verwandter mitbekommen und sich ein Beispiel daran nehmen.
Auch werden durch die stetig steigende Zahl bikultureller Paare immer öfter deutsche Frauen Opfer dieser Rückständigkeit.
Davor kann ich nicht die Augen verschließen, und ich bin der Meinung, dass wir hier dringenden Handlungsbedarf haben. Aber wir dürfen dabei auch nicht übersehen: Gewalt ist nicht die Regel, und wir sollten jenen, die gerne hier leben und sich und ihre Familien integriert haben, nicht einfach aufgrund ihrer Herkunft den Stempel › gewalttätig ‹ aufdrücken!«
Die Kolumne fand bei den Lesern viel Zustimmung, was mir wieder einmal zeigte, wie groß das Interesse an diesem Thema ist.
Zwar kann ich verstehen, dass Menschen, die noch nie selbst häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, nicht begreifen können, warum es so schwer ist, den Absprung zu schaffen, aber ich finde, dass gibt ihnen noch lange nicht das Recht, über Betroffene zu urteilen.
Nach dem Erscheinen von Gefangen in Deutschland bin ich auch immer wieder gefragt worden, warum ich nicht früher gegangen bin. Ich hatte gehofft, dass ich die Gründe dafür für jedermann verständlich in meinem Buch beschrieben hatte. Da dies aber offensichtlich bei einigen nicht ankam, erkläre ich es an dieser Stelle noch einmal: Ich hatte Angst. Todesangst! Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einen Platz auf dieser Welt gäbe, an dem ich sicher wäre.
Natürlich hätte es Gelegenheiten gegeben, aus der Wohnung zu flüchten. Aber was dann?
Zu dem Zeitpunkt, als Gewalt und Verbote mein Leben bestimmten, gab es noch kein Internet, mittels dessen ich mich schnell und ohne eine echte Gefahr einzugehen über Hilfsangebote hätte informieren können. Frauenhäuser waren mir damals noch kein Begriff und das Gewaltschutzgesetz gab es ebenfalls noch nicht. Ich hatte keine Freunde mehr und ich war psychisch gebrochen. All dies führte dazu, dass mir eine Flucht unmöglich erschien, und so fügte ich mich in mein vermeintliches Schicksal.
Auch heute noch, mit dem nötigen Abstand, weiß ich, wie sehr eine verzweifelte Angst um das letzte bisschen Leben, das mir geblieben war, von mir Besitz ergriffen hatte.
Diesen langen Leidensweg wollte ich möglichst vielen anderen Frauen ersparen und ihnen mit meiner Geschichte Mut machen.
Dass ich mich damit allerdings Hausdurchsuchungen, monatelangem Personenschutz, Pistolenschüssen auf mein Haus und einem Staatsanwalt, der es darauf abgesehen hatte, Mahmud und Kerim hinter Gitter zu bringen, aussetzen würde, konnte ich vor der Buchveröffentlichung noch nicht einmal erahnen.
Einzig folgender Satz des für mich zuständigen Mitarbeiters beim Landeskriminalamt während eines Telefonats gab mir zu denken: «Frau Schneidt, Sie dachten vielleicht, Sie hätten alles hinter sich, aber ich sage Ihnen, jetzt fängt es erst richtig an!«
9. Kapitel
In den Mühlen der Justiz
E inen Tag vor der Buchveröffentlichung hatte ich meinen ersten
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