Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
müssen, und es gab Phasen, da war der Notarzt zwei- bis dreimal wöchentlich bei uns. Mein Exmann konnte mit der Situation nicht umgehen und war nicht in der Lage, mir den nötigen Halt zu geben.
Menschen, die mich heute kennenlernen, erleben, dass ich positiv und fröhlich durch mein Leben gehe, und sie können meist nicht glauben, dass es eine Zeit nach der Trennung von Mahmud gab, in der ich aus lauter Angst vor diesen Panikanfällen wochenlang das Haus nicht verließ, viele Monate kein Auto fuhr und es für mich schon zu einem Problem wurde, einen ganz normalen Einkauf zu bewältigen.
Der Weg dort raus war hart und würde wahrscheinlich schon für sich ein Buch füllen. An dieser Stelle nur so viel: Ich habe es alleine geschafft, aus dieser Angst wieder herauszukommen. Weder Ärzte noch Psychologen konnten mir helfen. Die Einnahme von Psychopharmaka habe ich strikt abgelehnt. Als ich an einem absoluten Tiefpunkt war und ernsthaft überlegte, meinem Leben ein Ende zu setzen, begann ich damit, mir einen eigenen Plan für meinen Weg aus der Angst zu entwickeln. Innerhalb von noch nicht mal vier Wochen hatte ich mich damit zurück ins Leben gekämpft!
Als ich Rüdiger kennenlernte, ging es mir schon erheblich besser, und ich verschwieg ihm weitgehend mein bewegtes Vorleben. Petra, mit der mich nach wie vor eine enge Freundschaft verbindet, bat ich ebenfalls darum, über die von uns erlebten Dinge nicht zu sprechen.
Ich dachte lange, dass, wenn ich alle Erinnerungen an diese schlimme Zeit meines Lebens verdrängte, das Erlebte irgendw ann so verblassen würde, dass es für mich einfach nicht mehr existierte.
Natürlich blieb das eine Wunschvorstellung, und von Zeit zu Zeit holte mich zumindest in meinen Träumen die Vergangenheit wieder ein. Das hielt sich aber durchaus in einem erträglichen Rahmen und beeinträchtigte mich keineswegs mehr in meinem täglichen Leben.
Das Einzige, was mich vielleicht von anderen Menschen unterscheidet, die nicht über meine Erfahrungen verfügen, ist vielleicht die Tatsache, dass ich mit offenen Augen durch die Welt gehe und jederzeit bereit bin zu helfen, wenn ich mitbekomme, dass in meinem Umfeld häusliche Gewalt ausgeübt wird und das Opfer sich offensichtlich nicht selbst helfen kann.
Auch bikulturelle Partnerschaften betrachte ich aus einem völlig anderen Blickwinkel als die meisten. Das soll nicht heißen, dass ich grundsätzlich davon ausgehe, dass solche Beziehungen nicht funktionieren können, aber die Naivität, die ich früher in dieser Hinsicht hatte, ist einfach nicht mehr vorhanden.
Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass eine Partnerschaft zwischen Menschen verschiedener Kulturen nur dann funktionieren kann, wenn beide bereit sind, Kompromisse einzugehen. Das Denken vieler Deutscher, dass man als Ausländer nur lange genug hier leben muss, um sich wie ein Deutscher zu fühlen und auch so zu leben, ist ein Trugschluss. Wer mit so einer Einstellung eine bikulturelle Partnerschaft eingeht, kann nur enttäuscht werden. Aber dazu später mehr.
Ich hatte also inzwischen eine erfüllte Partnerschaft und wir lebten alle als eine große Patchworkfamilie zusammen. Ich hatte eine Tochter und einen Sohn aus erster Ehe und Rüdiger hatte ebenfalls zwei Kinder mit in die Beziehung gebracht. Beruflich hatte ich mir eine Existenz als selbstständige Arbeitsvermittlerin und Unternehmensberaterin aufgebaut. Außer einem Au-pair-Mädchen, das selbstverständlich auch zur Familie gehörte, hatten wir noch zwei Hunde und mehrere Kleintiere. Mein Lebensgefährte besaß ein großes Haus, sodass wir alle darin Platz fanden und es zum Teil auch heute noch tun.
Bislang hatte ich noch nie einen Gedanken daran verschwendet, dass andere Menschen sich für die von mir erlebten Dinge interessieren könnten. Niemals hatte ich daran gedacht, meine Erfahrungen einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen. Dass es dann doch dazu kam, hat folgende Gründe:
Immer öfter, wenn ich die Zeitung aufschlug, las ich entsprechende Meldungen, dass wieder einmal ein Mann gewalttätig geworden war und seine Partnerin getötet hatte. Oftmals war es so, dass Täter und Opfer aus unterschiedlichen Kulturen stammten oder aber beide einen Migrationshintergrund hatten.
Ich möchte hier keinesfalls den Eindruck erwecken, dass es bei beidseitig deutschen Paaren nicht zu Gewalt kommt. Das wäre falsch! Häusliche Gewalt gibt es in jeder Nationalität, jeder Religion, jeder sozialen Schicht, und es
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