Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Frau. Dennoch öffnete ich ihnen freundlich die Tür. Der Beamte, mit dem ich telefoniert hatte, gab mir die Hand und hielt mir fast gleichzeitig mit der anderen Hand ein Formular vor die Nase. »Hausdurchsuchungsbeschluss« stand in Großbuchstaben darauf.
Der Schock, der mir in diesem Moment in die Glieder fuhr, ist mit Worten gar nicht zu beschreiben. Ich sah mir das Formular genauer an. Die Begründung der Hausdurchsuchung lautete: Beweissicherung im Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags gegen Mahmud Aydin.
Fragend blickte ich den Beamten an. »Was soll das? Warum wollen Sie mir meine Privatsphäre nehmen?«
»Sie lassen uns leider keine andere Wahl, Frau Schneidt«, entgegnete er fast trotzig. »Wenn Sie uns bei unseren Ermittlungen nicht unterstützen, müssen wir ja sehen, wie wir an die Informationen kommen, die für uns notwendig sind.«
»Ja, Sie kennen aber auch die Gründe, die mich zu meinem Verhalten zwingen. Ich brauche Sicherheit, und die hat mir bisher noch keiner von Ihnen zugesagt!«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Dafür bin ich nicht zuständig. Rufen Sie am besten den Staatsanwalt noch mal an und erklären Sie ihm Ihre Ängste«, gab er mir den guten Rat, bevor er sich mit seinen Kollegen an die Arbeit machte.
Beziehungsweise mit dem Kollegen. Die Kollegin hatte hingegen panische Angst vor meinen afghanischen Windhunden. Sie forderte mich auf, die Hunde wegzusperren. Das verweigerte ich. Meine Hunde waren friedlich, solange mich niemand bedrohte oder mir gegenüber aggressiv wurde. Aus diesem Grund musste ich meine Hunde niemals entfernen, wenn wir Besuch bekamen. Sie wären wahrscheinlich völlig ausgeflippt, wenn sich Fremde im Haus aufhielten und ich sie in einen separaten Raum sperren würde. Die Polizeibeamtin beschloss daraufhin, auf der Terrasse Platz zu nehmen und dort die Dinge aufzulisten, die man beschlagnahmen würde. Bei geschlossener Terrassentür, versteht sich, denn sie wollte mit den Hunden nicht in Berührung kommen. Was dann allerdings folgte, war für mich so unfassbar, dass ich mich in einem schlechten Film wähnte. Ich war froh und dankbar, dass Andreas und Rüdiger dabei waren, da mir das sonst wahrscheinlich niemand geglaubt hätte: Die Beamtin nahm ihre geladene Dienstwaffe aus dem Halfter und legte sie direkt vor sich auf den Tisch. »Frau Schneidt, ich warne Sie. Kommt mir einer Ihrer Hunde zu nahe, werde ich von der Waffe Gebrauch machen und den Hund erschießen.«
Ich musste schlucken. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein.
»Ich habe panische Angst vor Hunden«, versuchte sie zu erklären.
»Dann haben Sie sich vielleicht den falschen Job ausgesucht«, entgegnete ich trocken. »Was wollen Sie denn machen, wenn Sie in einer akuten Gefahrensituation in eine Wohnung müssen, und dort befindet sich ein Hund? Wollen Sie den dann rein vorsorglich erschießen, obwohl er unter Umständen das friedlichste Tier ist?« Ich begann mich in Rage zu reden und spürte, wie mein Blutdruck stieg.
Statt einer Antwort schaute sie mich nur schuldbewusst an.
Ich drehte mich um, ich konnte den Anblick der Waffe auf meinem Tisch nicht ertragen. Schon allein der Gedanke, dass eine Kugel meine Hunde durchdringen und zum Sterben verurteilen würde, verursachte mir schwere Übelkeit.
Als ich ins Wohnzimmer kam, ereilte mich der nächste Schock. Hier sah es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Alle Schränke standen offen, alle Papiere waren wahllos auf dem Boden verteilt und es herrschte das reine Chaos.
Hilflos blickte ich Rüdiger an. Er versuchte sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen und wirkte ruhig und gelassen wie immer. An seinen Augen aber konnte ich erkennen, wie sehr ihn das alles mitnahm. Unser Zuhause war unser Rückzugsort. Hier konnten wir uns von allen Strapazen erholen. Plötzlich aber war alles anders. Fremde wühlten in unseren Privatsachen und Rüdiger hatte in seinem eigenen Haus nichts mehr zu sagen.
Ich versuchte mich abzulenken, indem ich mir meinen Laptop schnappte und damit begann, die unzähligen Mails zu lesen, die mich nach der Ausstrahlung der Reportage am Vorabend erreicht hatten.
»Frau Schneidt, den Laptop müssen wir leider auch mitnehmen«, informierte mich der Beamte.
»Nein, bitte nicht den Laptop«, entgegnete ich. »Ich habe darauf alles gespeichert, was ich für meine Beratungsarbeit brauche. Außerdem muss ich die ganzen E-Mails beantworten.«
»Tut mir leid, ich verspreche Ihnen, dass wir uns mit der
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