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Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Titel: Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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waren es auch einfach nur ein paar nette Worte oder Anerkennung für mein Buch, aber oft waren es eben echte Hilferufe.
    Ich begann, im Rahmen meiner Möglichkeiten Hilfestellungen zu leisten, und organisierte Frauenhausplätze oder beriet Frauen darin, wie sie ihre Trennung am besten vorbereiten konnten. Auch war ich mittlerweile ehrenamtliche Ansprechpartnerin bei der Internetplattform »1001 Geschichte«, die sich vorwiegend mit bikulturellen Partnerschaften und der Problematik des Bezness beschäftigt. Dort arbeiten sehr engagierte Frauen. Unermüdlich beraten und unterstützen sie Betroffene. Bezness leitet sich übrigens aus dem englischen »Business« ab und bezeichnet das Verhalten ausländischer Männer, die deutschen Frauen die große Liebe vortäuschen, um so an Geld und eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland zu kommen. Nicht selten enden diese Ehen mit grober Gewalt und schlimmsten Demütigungen.
    Mit der Zeit stellte sich heraus, dass viele Frauen eine Trennung in Eigenregie nicht hinbekamen. Jahrelange Gewalterfahrung und das vom Täter vermittelte Gefühl, nichts wert zu sein, hatten bei den Opfern meist tiefe Spuren hinterlassen, und viele waren schon mit dem Gang zu einer Gewaltberatungsstelle überfordert. Nicht selten bekam ich auch zu hören, dass man den Gang zu den Beratungsstellen scheute, weil da nur »Studierte« sitzen würden, die selbst gar keine Erfahrung mit häuslicher Gewalt hatten.
    Natürlich war das Blödsinn und ich versuchte, diesen Vorurteilen entgegenzuwirken. Ich argumentierte, dass man ja auch einen Arzt aufsuchen und sich von diesem behandeln lassen würde, wenn man krank sei, und dass man dann ja auch nicht erwarte, dass der Arzt jede Krankheit, die er behandelt, selbst schon mal durchgemacht hat.
    Unter den Frauen, die sich an mich wandten, waren nicht wenige, die erst mir gegenüber ihr oft jahrelanges Schweigen brachen.
    Die meisten hatten Gefangen in Deutschland gelesen und mich anschließend im Fernsehen gesehen. So haben sie von meinem Schicksal erfahren, dass ich einmal in einer Gewaltbeziehung gelebt, diese aber irgendwann überwunden habe und heute wieder ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führe. Mit meiner Geschichte war ich ihnen nah, sie erkannten vieles wieder, und ich hatte den Weg aus dieser Hölle geschafft, das gab positive Signale und die Vision davon, dass ein Leben danach möglich ist. Wahrscheinlich deshalb trauten sich viele Frauen nach Jahren des Martyriums, sich ausgerechnet mir gegenüber zu öffnen.
    Ich empfinde das als eine große Ehre, aber ich bin mir zugleich der Verantwortung bewusst, die sich aus dem Vertrauen ergibt. Ständig mache ich mir Sorgen, dass ich einer Frau nicht schnell genug helfen kann. Immerhin stirbt in Deutschland – statistisch gesehen – alle 2,5 Tage eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt, und wenn ich eine entsprechende Meldung in der Zeitung lese, gehe ich sofort alle Hilfeanfragen durch, um auszuschließen, dass es sich bei dem Opfer um eine Frau handelt, die mich zuvor um Hilfe gebeten hatte.
    Alles in allem hat das Buch sehr viel Unruhe in mein Leben gebracht, aber ich habe die Veröffentlichung bislang noch keine Sekunde bereut.
    Irgendwann hatte ich damit begonnen, eine Art Leitfaden für die Flucht auszuarbeiten, der zur ersten Orientierung dient und mit dem fast jede Frau in Sicherheit gebracht werden kann. Das Gefährliche ist nämlich meist gar nicht die Trennung, sondern die erste Zeit danach. Die verlassenen Partner lassen in der Regel nichts unversucht, um das Opfer wieder in ihre Gewalt zu bringen. Meist dauert es keine zwei Tage und sie beziehen Position vor dem Frauenhaus, in dem die Frau untergekommen ist.
    Die Frauen wundern sich dann, wie schnell ihr Zufluchtsort herausgefunden wurde, und nicht selten treten sie sogar mit ihrem Peiniger zusammen wieder die Heimreise an.
    Bedingt durch die Tatsache, dass ich ja selbst einige Zeit vor Mahmud versteckt hatte leben müssen, weiß ich ganz genau, auf was es ankommt, und mein Bestreben ist es, meine Erfahrungen allen Trennungswilligen zugänglich zu machen.
    Lange schon beschränkt sich meine Hilfe nicht mehr nur auf E-Mails und Telefonate. Immer öfter hole ich Hilfesuchende auch aus ihren Wohnungen und bringe sie in ein Frauenhaus.
    Solche Aktionen sind auch für mich – und waren es vor allem am Anfang – nicht ungefährlich, aber die unterschwellige Bedrohung durch Mahmuds Familie hat mich einfach auf Dauer abgehärtet und mutiger

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