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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mensch, Mademoiselle. Man darf keine Angst haben, wenn man mit ihm reist.«
    »Ich habe keine Angst, Habib Marmoud«, sagte Bettina fest. »Ich fahre mit diesem Achmed zur Hölle, wenn es sein muß.«
    »Dann ist es gut, Mademoiselle.« Marmoud lächelte. »Sie haben es richtig gesagt … zur Hölle. Denn Achmed ist ein Teufel.« Am Abend dieses Tages stand im Hinterhof der Garage, die Marmoud auch noch betrieb, ein Jeep bereit, und im Büro wartete ein Mensch, der Bettina trotz aller Vorwarnungen zutiefst erschreckte.
    Er war kein Riese, aber er wirkte wuchtig durch seine breiten Schultern und die Muskelpakete, die durch das dünne Hemd sich wölbten wie hölzerne Kegel. Eine flache, eingeschlagene Nase hatte er, kurzes, schwarzes, wolliges Haar, kleine, stechende Augen, und der Kopf saß fast ohne Hals auf den Schultern wie bei einem Schneemann – Rumpf und Kopf in einem. Über seine breite Stirn zog sich eine wulstige Narbe, auf die Bettina erschrocken starrte, als Marmoud den finsteren Gesellen vorstellte.
    »Die Narbe bekam Achmed Arbadja bei einem Überfall auf eine französische Patrouille in den Aumalebergen. Mit einem Messer schlitzte man ihm die Stirn auf, bis auf den Knochen. Aber trotz der Verwundung kämpfte Achmed weiter, und keiner der Franzosen überlebte. Dann wurde er gesucht. Zehntausend Francs auf seinen Kopf. In den Bergen von Ouled Nail leitete er eine Partisanengruppe. Wie viele hast du getötet, Achmed?«
    »Vierhundertdreiundvierzig«, sagte Arbadja. Er hatte eine tiefe, rauhe Stimme, aber sie klang nicht unangenehm.
    »Vierhundertdreiundvierzig! Er allein! Mit eigener Hand?«
    »Auch neunzehn Deutsche waren dabei.« Achmed sah Bettina ernst an. Sie zog die Schultern hoch, aber hielt seinem Blick stand. Unter ihrer Kopfhaut zuckte es, aber sie dachte an die Wochen in Grusinien, und da wurde sie ruhig und mutiger. »Fremdenlegionäre. Ich mußte sie töten, Mademoiselle. Sie hätten sonst mich getötet. Und es war noch etwas anderes: Sie mordeten für Geld … ich kämpfte für das Vaterland!«
    Habib Marmoud setzte sich hinter seinen Bürotisch. Für ihn war die Lage klar, er wartete nur auf Bettinas Worte. Aber als sie nichts sagte, hob er die Schultern.
    »Es ist schade, Mademoiselle, aber dieses Geschäft wird wohl nichts, nicht wahr?«
    »Warum?« Bettina drehte sich zu Habib um. »Ich nehme Achmed Arbadja! Morgen früh fahren wir los!« Sie griff in die Tasche und zog einen Bündel Geldscheine heraus. »Hier ist das Geld.«
    »Nicht morgen früh!« Arbadja erwachte wie aus einer Starrheit. Lautlos glitt der schwere, massige Körper an Bettina vorbei zur Karte des Gebietes Bône, die an der Wand hing. Eine normale Autokarte. »Wir fahren gleich, in der Nacht. Dann ist es kühl für Mademoiselle. Und am Tag schlafen wir. Aber nur, wenn Sie wollen.«
    Bettina nickte. »Ich vertraue ganz Ihnen, Achmed. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Bringen Sie mich nur bis Ain Taiba und zurück nach Bône.«
    »Sie … Sie vertrauen mir, Mademoiselle?« fragte Arbadja leise. Es war, als habe er so etwas zum erstenmal gehört.
    »Ja Achmed; wie einem Bruder.«
    »Ich werde Ihr Bruder sein«, sagte Arbadja feierlich. »Und ich bringe Sie nach Ain Taiba.«
    Habib Marmoud wartete, bis Arbadja das Büro verlassen hatte und sich um den Jeep kümmerte. Von dem kleinen Auto hing in einer Stunde ihr Leben ab; von dem Motor, dem Getriebe, dem Benzinvorrat, dem Wasserreservoir, den Reifen und Achsen und Bremsen. Um alles würde sich Achmed Arbadja kümmern, auch um das Zelt, die Decken, die Büchsen Verpflegung und die Waffen, die er heimlich mitnahm.
    »Sie haben einen Teufel gebändigt«, sagte Marmoud anerkennend als sie Arbadja im Hof rumoren hörten. »Allerdings … er ist auch noch nie einem so mutigen Engel begegnet.«
    Ein Stunde später fuhr der Jeep durch das nächtliche Bône den Medjerda-Bergen entgegen. Hinter dieser Bergkette, dem letzten Riegel vor der heißen Unendlichkeit, begann die Wüste.
    Bettina sah auf ihre Uhr, als sie Bône verlassen hatten. 23.12 Uhr.
    Sie merkte sich diese Zeit, auch wenn es sinnlos war. Aber zu dieser Stunde begann die Fahrt in die Hölle, von der sie nicht wußte, wie sie ausgehen würde. Es war wie damals in Tiflis, als sie aus dem brennenden Flugzeugwrack kroch und wegrannte in die Berge.
    Achmed Arbadja saß schweigend hinter dem Steuer. Der Jeep kletterte die Bergstraße hinauf, bog dann ab und verließ die normale Route.
    Das Abenteuer hatte begonnen.
    Ein

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