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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Menschen ersetzt wurde, schien alles leichter zu machen. Nur im Amt Gehlen bekam man helle Augen – und schwieg.
    »Es beginnt interessant zu werden«, sagte der Intimus des Generals, ein Oberst aus dem alten Amt Canaris. »Sieh an, der gute Jassenskij! Man kann jetzt Überraschungen erwarten.«
    Schon am Abend nach den Eintreffen Jassenskijs in Rolandseck wurden die V-Männer informiert und begann die Organisation der Exilrussen in München und Frankfurt zu arbeiten.
    Bis in die Botschaft reichten die geheimen Fäden … wie das unterirdische Wurzelwerk einer Pilzknolle war es.
    Oberst Jassenskij tat keinen Schritt mehr, den nicht der General in München-Pullach wußte.
    Aber er war auch der einzige, der informiert war.
    *
    Es gibt Menschen – und davon eine ganze Menge –, die behaupten, sie liebten die Sahara.
    Sie haben auch allerhand Erklärungen für diese Liebe, ebenso wie jemand stundenlang reden und schwärmen kann, wenn man ihn fragt: Warum lieben Sie Sibirien? Dabei ist diese Liebe auf den ersten Blick genauso widersinnig wie die Liebe zur Wüste, denkt man an die unendlich glühenden Sanddünen und den bleiernen, gnadenlosen Himmel hier – oder die eisigen Schneestürme und die ewigen, unerforschten Wälder, in denen Bären, Wölfe und Tiger hausen, dort. Und doch, irgendwie kann man diese seltsamen Menschen auch verstehen, die da von der Lena oder dem Jenisseij schwärmen oder von den Salzseen im Hochland der Schotts oder dem geheimnisvollen Hoggar-Gebirge im Inneren der Sahara oder der Wüstenstadt Tamanrasset, wo die Männer schwarz verschleiert gehen und das Recht der Frauen im Stamme der Tuaregs mehr gilt als das der Männer. Für Afrika fast unvorstellbar.
    Am herrlichsten aber ist der Nachthimmel über der Wüste. Ein mit Millionen glitzernder Brillanten bestickter Samt liegt über der ewig Schweigenden, und der Mensch, irgendwo in einem Zelt zwischen zwei Sanddünen, umgeben von seinen Kamelen und ganz in der Hand Gottes, begreift die Unendlichkeit und seine eigene Winzigkeit. Und er beginnt, sein Leben zu lieben, denn er erkennt die Gnade, atmen zu dürfen.
    Das ist es, was die Menschen immer wieder ergreift, ob in der Sahara oder irgendwo im Urwald, in der Taiga Sibiriens: Der Himmel und das Grandiose der Natur und die Gegenwart Gottes, ohne die man ein Nichts wäre in dieser Fülle von Schweigen, von urweltlicher Einsamkeit.
    Es zeigte sich, daß Achmed Arbadja richtig handelte, indem er nur nachts fuhr und am Tage sein Zelt um Jeep und Luftmatratzen aufbaute, das Zelt mit Sand bewarf und so zu einem unerkennbaren Hügel werden ließ, denn als am Morgen im Gästehaus die Demoiselle Wolter fehlte, fragte man nicht weiter, wo sie geblieben war, sondern alarmierte die Suchstaffel. Drei Hubschrauber stiegen auf und flogen die Route nach Fort Lallemand ab. Aber da sahen sie nichts. Und die Kamelkarawanen, die sie ausmachten, und vor denen sie landeten, führten zwar Frauen mit sich, aber es waren Ouled-Nails-Mädchen, junge Weiber aus dem Stamm, der in Nordafrika fast ausschließlich die Dirnen stellt und die – nach einer gründlichen Ausbildung in den Liebeskünsten – mit Karawanen zu den einzelnen Oasen transportiert werden, um den Wüstensöhnen die Einsamkeit zu versüßen. Denn das Weib ist geboren für den Mann, sagt Allah durch den Mund Mohammeds. Eine Lehre, die kein Mann verneinen wird.
    »Da haben wir es!« schrie der Subdirektor in Algier, als man ihn anrief und mitteilte, Bettina Wolter sei verschwunden. »Sie wollte in die Wüste! Diese Irre! Aber da sitzen in Marseille so alte Lustknaben, die mit den Ohren wackeln, wenn sie gespannte Blusen sehen! Nun haben wir die Schweinerei! Und die algerische Regierung wird wieder mit uns herummeckern und uns vorwerfen, wir könnten unsere Leute nicht unter Kontrolle halten. Scheiße, meine Herren!«
    Die Hubschrauber suchten weiter. Unterdessen schliefen Achmed und Bettina in ihrem getarnten Zelt. Und wenn auch um sie herum die Hitze eines Brutofens herrschte – sie schliefen vor Erschöpfung und vor allem durch ein leichtes Mittel, das Achmed aus einer grünen Knolle gewann und das eine wundervolle Müdigkeit erzeugte. Wie betäubt war Bettina nach ein paar Tropfen dieses Saftes. Sobald dann die Nacht kam, fühlten sie sich wieder munter und erfrischt. Es war, als sei ihr Leben völlig verändert, als sei sie dazu geboren, nur nachts zu leben.
    Drei Nächte waren sie unterwegs, über eine Piste, die auf keiner Landkarte stand und die

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