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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eingeborenenkarawane.«
    »Nur bis Fort Lallemand.«
    »Das ist weit genug.«
    »Luftlinie bis zur Oase dreihundertfünfundsiebzig Kilometer.« Der Subdirektor lächelte wieder. »Das hört sich winzig an. Aber dreihundertfünfundsiebzig Kilometer durch Wüste. Ohne eine Wasserstelle zwischendurch. Bei fünfzig Grad Hitze in der Sonne, denn Schatten gibt's da nicht. Sehen Sie doch ein, daß es Wahnsinn ist, Mademoiselle. Zwingen Sie mich nicht, Sie in eine Art Schutzhaft nehmen zu lassen oder Sie nach Europa abzuschieben.«
    »Ich sehe es ein«, sagte Bettina und nickte. Aber sie blickte dabei den Subdirektor nicht an, denn es wäre möglich gewesen, daß er in ihren Augen die Lüge erkennen konnte. »Wenn ich von Bône aus schreiben könnte … wenn Sie mich nach Bône bringen könnten. Ich will es mit dem Brief versuchen.«
    Gegen Abend flog Bettina mit einer Privatmaschine von Maison-Blanche nach Bône. Die algerische Vertretung hatte noch einmal in Marseille nachgefragt, ob es tatsächlich notwendig sei, diese Privataffäre eines jungen Mädchens mit einem Russen in französischen Diensten derart bevorzugt zu behandeln. Die Direktion in Marseille sagte ja, was in Algier niemand verstand, aber respektierte. »Ich finde«, sagte der Subdirektor zu seinem Sekretär, »Galanterie ist schön. Aber sie kann auch zum Blödsinn werden. Doch wir kennen ja Monsieur Janeune, den Direktor. Dreiundsechzig Jahre alt, und wenn er ein nacktes Mädchenknie sieht, bekommt er eine Hitzewelle und bläst die Nüstern wie ein im Hafer stehender Hengst. Also gut, bringen wir das Mädchen nach Bône! Aber jede Verantwortung lehne ich ab.«
    Das war ein kluges Wort, denn Bettina dachte gar nicht daran, in Bône brav im Gasthaus der Ölfirma zu warten und Dimitri einen sehnsuchtsvollen Brief in die Wüste zu schreiben. Allerdings sprach sie nicht mehr von dem Gedanken, in die Wüste zu gehen, zumal sie sah, daß man ihr in Bône, anders als in Algier, eher feindlich gegenüberstand. Hier hatte man überhaupt kein Verständnis mehr für eine romantische Liebesgeschichte. Hier ging es um Öl, um Frankreichs Monopol in Algerien, das letzte Bollwerk, das der Grande Nation nach der Unabhängigkeit Algeriens geblieben war. Hier ging es um Milliarden Francs, durch eine blitzende Pipeline gepumpt von den einsamsten Wüstenstationen zur Küste, und um die Ausbeutung unvorstellbarer Erdgasvorkommen, die man gewissermaßen so nebenbei entdeckt hatte und die eine völlig neue Energieversorgung Frankreichs für die Zukunft bedeuteten.
    Ein deutsches Mädchen, das einen Russen liebt! Blödsinn! Und so ließ man Bettina völlig ungeschoren, nahm sie wahr, mehr aber auch nicht, betrachtete sie als Gast der Gesellschaft, um den man sich so wenig wie möglich kümmern sollte, und ließ ihr so alle Freiheit, sich in Bône umzusehen und einen Plan zu zimmern, wie ihn noch keine Frau erdacht hatte.
    Bettina war nicht arm nach Algerien gekommen. Alles Geld, das sie sich erspart hatte, hatte sie von dem Bankkonto abgehoben, bevor sie nach Marseille geflogen war. Nun sah sie, daß die Bank in Bône sehr gern deutsche Mark annahm und einen hohen Kurs in algerischen Franken berechnete. Nur die Hälfte ihres Geldes wechselte sie um, und war für afrikanische Begriffe ein reicher Mensch.
    Fünf Tage sah sich Bettina in der Hafenstadt um, dann wußte sie genau, was sie tun würde. Mit der Kaltblütigkeit und dem Mut, die sie schon in Rußland zur eigenen Verwunderung gezeigt hatte, ging sie zu einem arabischen Autovermieter und verlangte einen Jeep und einen wüstenkundigen Fahrer.
    »Das ist eine gar nicht so einfache Sache, Mademoiselle«, sagte der Autoverleiher Habib Marmoud. Er sprach ein gepflegtes Französisch und war stolz darauf, vier Jahre die höhere Schule in Constantine besucht zu haben. »Es kommt vor allem darauf an, wohin Sie wollen!«
    »Nach Ain Taiba«, sagte Bettina unbefangen.
    »Sie wissen, Mademoiselle, daß ich mich strafbar mache, wenn ich Ihnen helfe?« fragte Marmoud zurück.
    »Ja. Dafür zahle ich Ihnen auch das Doppelte.«
    Es gibt keinen Nordafrikaner, der ein gutes Geschäft vorübergehen läßt. Erst kommt Allah, dann kommt das Geld, und es ist der Wille Allahs, daß jeder auf Erden gut leben soll. Nichts steht im Koran, daß man Geld ausschlagen soll, wenn man es verdienen kann.
    »Es gibt nur einen, der den Weg nach Ain Taiba kennt, der nicht über die Ölstraße geht, und das ist Achmed Arbadja. Aber Achmed ist ein merkwürdiger

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