Begegnungen (Das Kleeblatt)
ist schon okay. Schließlich ist sie deine Tochter.“
„ Woran ich keinen Moment gezweifelt habe. Étienne Fleury wird mich informieren, sobald er den Flug klargemacht hat. In ein paar Tagen wird eine Militärmaschine nach Hause starten, in der wir eventuell mitfliegen dürfen. Aber er kann nichts für dich tun, weil du keine französische Staatsbürgerin bist“, platzte es voller Verzweiflung aus ihm heraus. „Ich habe ihm den Rest meines Vermögens für einen Pass für dich oder wenigstens einen Platz als blinder Passagier in der Maschine geboten! Ich habe es versucht! Weiß Gott, ich habe alles versucht.“
„ Bitte nicht, Alain, du musst dir keine Vorwürfe machen. Dein Freund hat auch so schon genug riskiert. Ihr beide. Es bedeutet mir sehr viel, wenn du Katrin mit nach Paris nimmst und ich sie in Sicherheit weiß. Du hattest Recht, dies hier ist kein Ort, an dem ein Engel wie Cat aufwachsen sollte. Und sie mag dich nicht nur“, hauchte sie Alain ins Ohr und legte ihre Wange an seine. „Sie vergöttert dich. Du bist ihr Märchenprinz, hat sie mir verraten. Sie wird dir keine Probleme machen. Bring sie weg von hier, Alain. Und dann werde gesund. Ich werde noch einmal sieben Jahre warten können, wenn ich weiß, dass ihr wohlauf seid.“
3 7. Kapitel
„Alicia Katrin, wir müssen uns jetzt verabschieden.“
„Oh nein , noch nicht, ma chère maman . Bitte nicht.“
„Es ist keine Zeit mehr, mein Schatz. Von nun an musst du dich um unseren Märchenprinzen kümmern. Das ist eine große Verantwortung und ich weiß, dass du eigentlich noch viel zu jung dafür bist, aber Alain hat in Frankreich keine Familie, sondern bloß dich ganz allein.“
Sie wischte Katrins erneut aufkeimenden Protest mit einer sanften Handbewegung beiseite und beugte sich zu ihrer Tochter hinab, um sie ein letztes Mal fest an sich zu drücken.
„Komm mit. Alain hat auch immerzu gesagt, dass er das möchte. Ihr liebt euch nämlich. Ich weiß es.“
„ Und du hast Recht, mein Engelchen, meine tapfere, kleine Katze, ich liebe Alain. Ich liebe euch beide bis zum Mond und wieder zurück, trotzdem kann ich nicht mitkommen. Wir haben es dir erklärt. Manchmal geht es einfach nicht danach, was man selber möchte.“
„Werden dich die bösen Männer wieder holen“, flüsterte Katrin ihrer Mutter ins Ohr und fügte eine Spur leiser an, „und dir wehtun?“
„ Nicht mehr lange, Cat, dann werde ich zu euch nach Paris fahren. Bis dahin versprich mir, fleißig in der Schule zu lernen und deinem Papa ein genauso braves Mädchen zu sein, wie du es bei mir immer warst. Ich liebe dich, Cat.“
„Ich liebe dich auch, maman .“
„Und nun geh. So ein riesengroßes Flugzeug wartet sicher nicht auf so eine klitzekleine Trödel suse.“
Cat kicherte , während ihr eine dicke Träne über die Wange kullerte. Beate küsste ihre Tochter auf die Stirn. Dann drehte sie das Mädchen an den Schultern um und gab ihr einen zärtlichen Klaps aufs Hinterteil. „Lauf, mein Schatz! Und leb wohl!“
Als sie sich hastig umwandte, damit Katrin ihre eigenen Tränen nicht sehen konnte, prallte sie mit Alain zusammen , der unbemerkt hinter seine beiden Frauen getreten war. Muskulöse Arme fingen Beate auf und drückten sie fest an seine Brust. Als sie die wohltuende Wärme seines Körpers an ihrem spürte, brach ihre mühsam aufrechterhaltene Beherrschung zusammen. Es war das letzte Mal und diese Gewissheit zerriss ihr das Herz.
„Möchtest du dich denn nicht von mir verabschieden?“
„Ich … nein …“ Beates Stimme versagte ihr den Dienst. „Oh, Alain!“
„Ist schon gut, meine Kleine. Ich weiß, was du sagen willst. Bea, ich gebe dir mein Wort, auf sie wie auf meinen Augapfel Acht zu geben. Mach dir keine Sorgen um sie. Gleich nach unserer Ankunft melde ich mich in Ferrards Klinik zur Dialyse. Und ich werde mich um deine Ausreise kümmern. Ich werde Frithjof Peters, diesen Freund von Adrian … Den kennst du ja gar nicht. Aber Isabelle! Ganz gewiss wird uns Isabelle Didier helfen. Sie kennt eine Menge Leute, die etwas zu sagen haben. Wenn ich denen alles erzähle, werde ich sie schon irgendwie dazu bringen, dir einen Pass auszustellen. Étienne Fleury wird über die Botschaft alles regeln. Über die französische oder die deutsche oder wie auch immer. Und wenn ich ihnen das Messer auf die Brust setzen muss, wir werden dich nach Hause holen.“
Er lachte nervös auf, hustete und räusperte sich. „Ich werde über die Maßen zu tun haben,
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