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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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„oder einer der Kollegen in der Nachrichtenzentrale. Genau! Schubi zum Beispiel macht gerade eine sexuelle Dürreperiode durch, weil ihn seine Freundin rausgeschmissen hat. Weißt du, während der Nachtschicht ist nicht viel zu tun und wir sind bloß zu dritt, sodass wir Zeit und Möglichkeiten ohne Ende hätten.“
    Ihr Zorn brach sich Bahn und fegte die letzten elenden Reste ihres Selbstmitleids davon. Sie packte so viel Sarkasmus in ihre Stimme, wie darin nur Platz fand, doch nicht einmal das rüttelte ihn auf. Dieser sture Kerl zuckte nicht einmal mit der Wimper!
    „Du hast Recht.“ Ihr Mund verzog sich zu einem zuckersüßen Grinsen. „Möglicherweise ist dieses Kind sogar von dem Decksmann, der dir vor dem Untergang seine Rettungsweste überlassen hat und deswegen ertrinken musste. Wie hieß er doch gleich? Svend Berner? Er war so ein süüüßer Bursche. Und sooo romantisch und obendrein unsterblich verliebt in mich, hilfsbereit bis zu seinem Tod sowieso. Also, du hast die Wahl, wessen Balg soll ich dir unterschieben?“
    N ach wie vor lag eine ausdruckslose Maske auf seinem Gesicht, an deren Unbeweglichkeit sich selbst dann nichts änderte, als er ruhig erwiderte: „Hör auf mit diesem Gerede. Du machst dich bloß lächerlich, Susanne.“
    Völlig perplex starrte sie ihn an, als hätte sie ein zweiköpfiges Kalb vor sich. Sie lachte hysterisch auf und rang verzweifelt die Hände. „Das ist absurd! Adrian, das ist völlig verrückt. Was für ein perverses Spiel treibst du da eigentlich? Ich habe wirklich keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Wenn du kein Kind mit mir haben willst, sei bitte so ehrlich und sage es mir. Jetzt und hier. Sag es mir, verdammt noch mal, ins Gesicht! Sag mir, dass ich mich mit diesem unerwünschten Bastard im Bauch zum Teufel scheren und dich in Ruhe lassen soll! Und ich verspreche dir zu gehen.“
    Sie erwartete nicht ernsthaft, dass er sie über die Beweggründe für seine Beleidigungen aufklären würde. Er bemühte sich nicht einmal, ihren absichtlichen Provokationen zu begegnen oder zumindest einen Teil der Missverständnisse auszuräumen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatten. Mit Worten würden sie nicht weiterkommen, gestand sie sich frustriert ein. Sie hatte ihn noch nie zum Sprechen bewegen können, wenn er es vorzog, lieber zu schweigen.
    Schneller, als er reagieren konnte, war sie an seiner Seite und schmiegte sich an ihn. In der gleichen Sekunde spürte sie, wie er sich innerlich gegen ihre Nähe zu wappnen versuchte. Sein Gesichtsausdruck war so beherrscht, dass er wie aus Granit gemeißelt wirkte. Sie hielt seinen Blick gefangen und bemerkte die Angst in seinen Augen. Angst?
    Adrian hatte nie die Zuneigung und das Verständnis einer liebenden Familie kennengelernt, hörte sie plötzlich wieder Clausings Worte. Und ganz offensichtlich wusste er nicht, was er mit ihrer Liebe anfangen sollte. Mit einer Familie.
    Er spürte , wie sie sich an seinen Hemdknöpfen zu schaffen machte, wie sich ihre Hand einen Weg unter den Stoff zu seiner Haut suchte. Eine so kleine Hand, die dennoch stark genug war, um ihn in seinen Grundfesten zu erschüttern. Ihn dazu zu bringen, Dinge zu tun, die er nie zuvor auch nur erwogen hatte, wie zum Beispiel, sich um jemanden zu kümmern, obwohl er wusste, dass er besser beraten wäre, einfach wegzugehen. Es war ein so berauschendes Gefühl, das er nichts, aber auch gar nichts tun konnte. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Er erstarrte.
    „Adrian?“
    Er begriff, dass er für immer verloren war. Sie hatte ihn wahrhaftig besiegt. Mit jeder Berührung, mit jeder noch so winzigen Bewegung ihrer Hand, stellte sie sein gesamtes Leben auf den Kopf. Er, der immer unabhängig und stark gewesen war, fühlte sich schwach. Er wollte nicht mehr allein sein! Er wollte bei ihr bleiben, wollte alles mit ihr teilen. Wollte dieses Kind mehr als sein Leben!
    Mit einem Ruck hob er den Kopf. Er würde alles für sie tun. Und gerade deshalb musste er dem ein Ende setzen. Jetzt, ehe es zu spät war!
    Als sie sich von ihm zurückzog und registrierte, wie er sich entspannte, kamen ihr die Tränen. Selbst sie verunsicherte ihn! Er hatte keine Ahnung davon, wie er mit einer Frau umzugehen hatte, die Verständnis von ihm erwartete. Er wollte mit ihr schlafen, doch wie er sie lieben sollte, wusste er nicht.
    „Entschuldige, Adrian. Tut mir leid, ehrlich, ich wollte dir nicht zu nahe treten“, sagte sie und es klang so unaufrichtig, wie es gemeint war. „Aber

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