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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einziges Mal gesagt hatte, dass er dich liebt!
    Matthias Clausing dagegen, der scharfsinnige und hellseherisch veranlagte Kapitän, war sich natürlich sicher, dass Adrian gerade das tat. Was erdreistete sie sich also zu behaupten, er könnte sich irren? Er doch nicht! Das waren schöne Aussichten, wollte er in Zukunft den Vermittler zwischen ihnen spielen. Da konnte einem schlecht werden! Adrian würde sie heiraten, bloß von Liebe hatte er nie geredet. Was sollte das für eine Ehe werden? Auf welch wackligem Fundament würde eine auf Vernunft begründete Verbindung stehen?
    Nein! Das würde sie sich nicht zumuten, sich selbst nicht und Adrian erst recht nicht. Nie würde sie ihn in einer unglücklichen Ehe fesseln. Sie lebten Ende des zwanzigsten Jahrhunderts! Sie kam auch ohne ihn zurecht.
    Wie, war eine andere Sache.
    Möglicherweise hatte sie ihn mit dieser Neuigkeit so geschockt, dass er nicht wusste, was er sagte. Sie musste ihm Zeit lassen zu verdauen, was sie ihm derart überraschend vorgesetzt hatte. Adrian hatte nie viele Worte um große Entscheidungen gemacht, versuchte sie ihn zu verteidigen. Er war halt so. Und wenn er erst einmal darüber geschlafen und sich alles in Ruhe durch den Kopf hatte gehen lassen, würde er sich schon morgen mit ihr über das Baby freuen.
    Wie zum Hohn rissen bereits seine nächsten Worte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. „Und du bist dir sicher, es ist von mir?“
    „W- waaas?! Aber … Adrian, du … glaubst du denn im Ernst … Es sind fast sechs Monate vergangen, seit ich … seit wir abgestiegen sind“, stammelte sie total konfus und wie vor den Kopf geschlagen.
    „Ich meine nicht Matt’ n, wenngleich ich mich – zugegebenermaßen äußerst vage – daran erinnern kann, ihn erst kürzlich hier in unserer Wohnung gesehen zu haben. War das nicht an dem Tag, als er versucht hat, mich zu ertränken? Dieses Spektakel kann dir unmöglich entgangen sein.“
    Sus anne biss sich auf die Lippen und ihr Gesicht überzog sich mit tiefer Röte. „Matthias Clausing hat dich vor genau zwei Tagen nach Hause gebracht, Adrian.“
    „ Oh, warum auf einmal so förmlich, meine Süße? Matthias Clausing“, äffte er sie nach und lachte höhnisch. „Inzwischen habe sogar ich Spätzünder begriffen, wie nahe ihr euch gekommen seid, um eine solch förmliche Anrede lächerlich wirken zu lassen.“
    „Ich habe mit ih m bloß dieses eine Mal auf der ‚Heinrich’ geschlafen. Und das weißt du genauso gut wie ich. Außerdem weiß er sich und seine Frauen zu schützen – im Gegensatz zu anderen Männern, die ich kenne.“
    „Ich rede nicht von Matt ’n!“, stieß Adrian ungehalten hervor. „Bist du schwerhörig?“
    „Ich würde sehr gerne etwas dazu sagen, wenn ich auch nur die geringste Ahnung hätte, wovon zum Teufel du überhaupt sprichst.“ Susannes Wangen glühten. „Wen meinst du dann, wenn nicht deinen Alten?“
    „Was hältst du davon, wenn du es mir verrätst?“
    Wäre n seine Anschuldigungen nicht derart ungeheuerlich gewesen, hätte sie angesichts dieses Spiels, welches er sich offenbar zu seiner eigenen Belustigung ausgedacht hatte, vor Lachen losgebrüllt. So freilich stieg lediglich ein verzweifeltes Schluchzen ihre Kehle empor, das sich über ihre Lippen stehlen wollte. Sie atmete langsam aus und hielt mit brutalem Griff an ihrer Geduld fest, die ihr entgleiten wollte.
    „Also gut, Adrian, wie du möchtest“, erwiderte sie betont forsch und zwang ein – wie sie hoffte – reizendes Lächeln auf ihre Lippen, „beginnen wir dieses idiotische Spiel, wenn es dich denn amüsiert. Dieses Kind, das selbstredend nicht von dir sein kann, ist wahrscheinlich von Ronny Skujin. Erinnerst du dich an ihn? Das war der kleine Decksi von der ‚Fritz Stoltz’, den du damals, beim Bordabend, aus verletztem Stolz halb totgeprügelt hast. Vermutlich hast du bis heute nicht verschmerzt, dass er eine Nacht unter Sternen mit mir verbrachte und du Langweiler nie auf eine solch grandiose Idee gekommen wärst. Jetzt hättest du wenigstens einen Grund zur Eifersucht.“
    Wieder hatte er das entnervende Schweigen aufgenommen. Herrgott nochmal, warum sagte er nichts! Hörte er ihr gar nicht zu? Konnte er nicht auf irgendeine Art und Weise reagieren?
    Nachdenklich legte sie den Kopf schief und trommelte mit den Fingern auf ihre gespitzten Lippen, während sie Adrian aus den Augenwinkeln beobachtete. „Allerdings käme genauso gut Botho als Vater in Frage“, sinnierte sie weiter,

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