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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Glaubte er ihr etwa nicht? Oder wollte er es einfach noch einmal hören, um sich ihrer Liebe zu versichern?
    „ Es gibt viele Gründe dafür, dich von ganzem Herzen zu lieben. Ich mag es zum Beispiel, dass du meine Fehler übersiehst und nicht versuchst, mich zu ändern, obwohl dich meine Schludrigkeit und Bummelei, meine Geschwätzigkeit und die nervtötende Hektik, die ich mitunter verbreite, sicher so manches Mal zur Weißglut treiben. Du bist treu, selbstlos und großzügig und hast obendrein ein ausgeprägtes Gefühl für Ehre, Gerechtigkeit und Loyalität. Du verfügst über einen brillanten Verstand. Deine Geduld, Ehrlichkeit und Freundlichkeit sind geradezu unübertroffen. Natürlich siehst du blendend aus und im Bett … Wow! Aber darüber wollen wir bestimmt nicht reden. Was ist?“
    Ihr fiel auf, dass seine Hände ihre Wanderschaft unterbrochen hatten, und sie sah ihn mit hängendem Kopf vor sich stehen.
    „Adrian, was hast du? Weißt du das denn immer noch nicht? Ich liebe dich.“
    Er warf ihr einen g equälten Blick zu, der seine Hoffnungslosigkeit verriet. „Ich bin der unvollkommenste Mensch auf Erden, trotzdem liebst du mich.“
    „Zweifelst du nicht allein an der Aufrichtigkeit meiner Worte, sondern auch an deinem eigenen Wert? Gönnst du dir deshalb nie eine Pause? Und warum glaubst du, vollkommen sein zu müssen? Adrian, mir musst du nichts beweisen.“
    Verunsichert guckte er sie an.
    „Nimm dir endlich die Zeit, die du zur Heilung brauchst , Adrian. Tu es für mich. Ich brauche dich. Wir brauchen dich. Ich werde auf dich warten.“
    Für ihre Begriffe viel zu langsam und mit der ihm eigenen Sorgfalt kleidete er sie aus. Mit einer Leichtigkeit, als hätte er eine Spielzeugpuppe vor sich, hob er sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. Dann sortierte er ihre Kleidung pedantisch in die Wäschekörbe und kroch unter die Bettdecke, die Susanne einladend für ihn anhob.
    Obwohl sie es nicht laut aussprachen, war ihnen bewusst, dass sie eine lange Zeit von der Erinnerung an diese letzten gemeinsamen Stunden zehren müssten. Es war kein Akt der Liebe. Das Wissen um den bevorstehenden Abschied ließ ihnen keinen Raum für geduldige Zärtlichkeit. Ihr Beisammensein wurde beherrscht von Leidenschaft und Begierde, ungezügeltem Verlangen und Angst.
     
    Noch immer etwas außer Atem richtete sie sich auf und ließ ihre Finger über Adrians Haut gleiten. Er hatte seine Augen geschlossen, seine feinen Gesichtszüge schienen völlig entspannt. Wie jung und unschuldig er in diesem Moment aussah. Verletzlich, aber auch glücklich und zufrieden. Kleine Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn.
    „Adrian?“
    „Mmmh.“
    „Schläfst du schon?“
    Lächelnd öffnete er die Augen und zog sie in seine Arme. Natürlich war er noch wach. Solange er nüchtern war, wäre dies das erste Mal gewesen, dass er vor ihr einschlief.
    „Ich möchte dich etwas fragen.“
    „Dann tu es.“
    „Und du wirst nicht böse werden?“
    „Ich verspreche es, Süße.“
    „Wirst du da sein, wenn ich zurückkomme?“
    Abrupt setzte er sich auf. Verdammt! Er hatte gewusst, dass er ihrem Drängen nicht nachgeben durfte, weil er damit genau diese Frage provozierte. Er durfte nicht die Zuneigung akzeptieren, die sie ihm schenkte.
    Was er jetzt tun musste, würde er für sie tun. Weil er sie liebte und der Meinung war, sie vor sich selbst schützen zu müssen.
    „ Kannst du es nicht sagen oder willst du nicht?“
    Er keuchte angestrengt. Sein Kopf dröhnte dumpf und ihm war übel, allerdings konnte er es sich kaum leisten, sich zu übergeben. Nicht jetzt. Er zuckte unter dem stechenden Schmerz in seinem Herzen zusammen, der sich auf den ganzen Körper ausbreitete und ihn an Susanne verriet. Mit einem Ruck stellte er seine Füße auf den Teppich und holte mehrmals tief Luft, um den Schwindel zu unterdrücken.
    Ihre Finger zeichneten liebevoll die Muskeln auf seinem Rücken und an den Oberarmen nach. Sie drängte sich an ihn und fühlte gleichzeitig, dass er ihr entglitt wie Sand, der durch die Finger rinnt. Mit einer matten Bewegung streifte er ihre Hand von seinem Arm. Er sah noch elender aus, als sie sich fühlte. Susanne wusste, sie hatte keine Chance, ihn zurückzuhalten. Warum ließ er sie nicht teilhaben an seinem Leid? Warum ließ er nicht zu, dass sie gemeinsam nach einer Lösung suchten, dass sie ihm half?
    Ohne sie eines Blickes zu würdigen, erhob er sich und verließ das Schlafzimmer.
    Als sie allein war, ließ sie die

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