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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Tränen in ihre geöffneten Augen treten. Die Einsamkeit fraß sie von innen her auf. Er brauchte sie! Und deswegen durfte sie ihn nicht verlassen. Schluchzend rollte sie sich auf die Seite und fuhr tastend mit der Hand über das noch warme Kissen, als müsste sie sich davon überzeugen, dass er wirklich gegangen war. Stöhnend warf sie sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Sie wartete, lauschte angestrengt auf die gedämpften Geräusche im Wohnzimmer, bis sie sich endlich in einen unruhigen Schlaf geweint hatte.
     
    Die ersten zaghaften Strahlen der Frühlingssonne hatten sich auf ihr Kopfkissen verirrt und kitzelten sie an der Nase. Sie dehnte und streckte sich mit einem wohligen Seufzer. Ihre Hand glitt über das Laken und stieß sacht an einen nackten Rücken. Sie lauschte Adrians gleichmäßigen Atemzügen. Er schlief noch und schnarchte leise.
    Mit einem Schlag war sie hellwach. Nur , wenn er getrunken hatte, schnarchte Adrian.
    Sie richtete sich vorsichtig auf und beugte sich über ihn. Sein nach Alkohol riechender Atem stieg ihr in die Nase und ihre Eingeweide zogen sich krampfhaft zusammen. In diesem Zustand war es besser, ihn weiter schlafen zu lassen. Da sie ihn in der Nacht nicht mehr gehört hatte, vermutete sie, dass es spät gewesen sein musste, ehe er zurück in ihr Bett gekommen war. Wahrscheinlich hatte er sichergehen wollen, dass sie fest schlief, um sich nicht ihren fragenden Blicken auszusetzen.
    Mit aufeinander gepressten Lippen schloss sie die Augen. Langsam zählte sie bis drei – nein, besser bis zehn. Dann drehte sie sich auf die andere Seite und ließ sich geräuschlos aus dem Bett gleiten. Auf Zehenspitzen schlich sie aus dem Schlafzimmer in den angrenzenden Ankleideraum. Sie drehte sich nicht um.
    Sie hatten Abschied voneinander genommen.
    Ginge es nach Adrian, gab es zwischen ihnen nichts mehr zu sagen, dennoch hatte sie gehofft, er würde nach dieser Nacht wenigstens einen Versuch unternehmen, sie zum Bleiben zu bewegen. Er durfte nicht kampflos aufgeben, was er begehrte!
    M öglicherweise wollte er sie gar nicht mehr. Vielleicht hatte ihm die letzte Nacht mit ihr genügt und sein Bedarf an Zweisamkeit war für die nächste Zeit gedeckt.
    Blind vor Tränen zerrte sie einen Koffer aus dem Kleiderschrank. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt , heute schon zu ihren Eltern zu fahren. Sie erwarteten ihre Tochter erst in einer knappen Woche. Doch plötzlich hatte sie Angst davor, noch länger mit Adrian unter einem Dach zu leben. Irgendwann würde seine Kälte sie töten.
    Wut und Enttäuschung fochten einen erbitterten Kampf in ihrem Inneren aus, während sie die Schranktüren aufriss und wahllos und ohne Überlegung, was ihr an Kleidung gerade zwischen die Finger kam, in den Koffer stopfte. Dann eilte sie auf Strümpfen die Treppen ins Erdgeschoss hinab, ihr Gepäck in der einen, ihre Schuhe in der anderen Hand. Adrian sollte nicht wach werden und ihr möglicherweise hinterherlaufen.
    Ein verzweifelter Lacher stieg ihre Kehle empor. Sie hielt sich nicht länger zurück und ließ ihrem Zorn freien Lauf , indem sie den Koffer mit einem Knall auf den Boden stellte. Was für eine absurde Vorstellung! Du bist eine unverbesserliche Närrin! Von wegen hinterher laufen! Er wird im Gegenteil erleichtert sein, wenn du ihm eine Abschiedsszene ersparst. Du weißt, er kann deine albernen Tränen auf den Tod nicht ausstehen.
    Sie musste ihn noch einmal sehen! Ein letzter Blick auf diesen Mann konnte nicht schaden. Er schlief tief und fest und würde es nicht bemerken. Susanne ließ auch die Schuhe polternd fallen und stieg einer Schlafwandlerin gleich die Stufen zu ihrem gemeinsamen Zimmer wieder nach oben.
    Wie nicht anders zu erwarten war, lag er reglos auf seiner Seite des Bettes. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging gleichmäßig. Sus anne sah auf seinen leicht geöffneten Mund mit den vollen Lippen. Seine schmalen Wangen waren dunkel vom Bartwuchs, die Stirn im Schlaf entspannt. Angst und Zorn waren aus seinen Gesichtszügen gewichen und ihr friedlicher Ausdruck griff Suse ans Herz. Die Decke war über seine Hüfte gerutscht und verdeckte … nichts! Absolut gar nichts von seinem prächtigen, wie hingegossen wirkenden Körper.
    W ie schön er war! Sie hatte stets geglaubt, mit diesem sanften und großmütigen Menschen könnte ihr nichts passieren. Nun allerdings stellte sich heraus, dass ihr das alles passierte, gerade weil er an ihrer Seite war. Sie schlich sich näher

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