Begegnungen (Das Kleeblatt)
gegenüber Platz und begutachtete mit kritischem Blick die Farbe der braunen Flüssigkeit in seiner Tasse. Vorsichtig nahm er den ersten Schluck und entschied sich dann für ein zufriedenes Nicken.
„Sieht eindeutig schlimmer aus, als er schmeckt. Bediene dich.“
„Rede endlich und untersteh dich, dir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen zu lassen!“
Frithjofs Augenbrauen schossen in die Höhe. Er schwieg, sein abschätzender Blick allerdings verharrte unverwandt auf Adrians kantigem Gesicht. Er nickte knapp, bevor er zu sprechen begann: „Wie ich bereits angekündigt habe, ist Susanne in das Kreiskrankenhaus eingewiesen worden. Der Arzt in Steinbach wollte angesichts der vorangegangenen Fehlgeburt kein unnötiges Risiko eingehen und hielt es darum für geboten, sie arbeitsunfähig zu schreiben.“
„Mann! Alter, ich bitte dich, hör auf mit diesen verdammten Lügen! Dieses Märchen hast du mir schon vor ihrer Abreise aufgetischt. Und da war sie putzmunter. Sie hat während der letzten zwei Monate auf keinen einzigen meiner Briefe geantwortet. Ich habe sie um Verzeihung gebeten. Ich habe versucht, ihr alles zu erklären. Sie verdient es, die Wahrheit zu erfahren. Darauf hätte sie reagiert.“
„Was hattest du denn nach eurer Trennung erwartet, Adrian?“
„Trennung? Was faselst du da? Nein, zum Teufel, Suse und ich … wir haben uns nicht getrennt. Wir sind lediglich … Sie hätte mir geantwortet. Ganz bestimmt. Ich habe ihr geschrieben, warum wir uns eine Zeit lang nicht sehen dürfen. Von wegen Trennung! Das ist purer Schwachsinn! Sie hätte … irgendetwas …“
„Adrian, ich weiß nicht, warum Susanne dir nicht geantwortet hat.“
Auch das war eine faustdicke Lüge, trotzdem würde Adrian sie ihm abnehmen. Es verwunderte Frithjof stets aufs Neue, dass er ihm, nach allem was geschehen war, noch immer vertraute. Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee und hob den Kopf.
„Es geht ihr gut. Ich lasse mir vom behandelnden Arzt regelmäßig Bericht erstatten. Er ist absolut zufrieden mit dem Fortgang der Schwangerschaft und der Entwicklung des kleinen Murkel, obwohl Susanne zu seinem Leidwesen keine sehr geduldige Patientin ist.“
„Nicht geduldig, hä? Ist das ein Wunder , wenn man wochenlang weggesperrt in einer Matratzengruft ausharren muss? Da kenne ich übrigens noch jemanden. Muss wohl ansteckend sein.“ Adrian musterte seinen Freund unter halb geschlossenen Lidern. „Warum hast du nicht selbst mit Susanne geredet? Fehlte dir mit einem Mal der Mut?“
„Adrian, das …“ Die Frage des jungen Mannes überraschte Frithjof Peters im ersten Augenblick völlig. Sein Hirn dagegen schaltete blitzschnell und so sagte er schließlich: „Hast du nicht selber gewollt, dass sie aus dieser Sache herausgehalten wird? Ich hatte geglaubt, es wäre in deinem Sinn, wenn ich nicht persönlich mit ihr rede und damit unnötige Fragen nach deiner Vergangenheit und der Verbindung zwischen uns provoziere. Ich habe ihr in deinem Namen ausrichten lassen, dass du die nächste Zeit im Krankenhaus sein wirst.“
„Schlauberger! Das hatte ich ihr geschrieben.“
„Ich dachte nur … Das wusste ich natürlich nicht.“
„Und das Baby? Wie geht es ihm?“
„Das Baby wird ein strammer Bursche und wächst und gedeiht ganz genau so, wie es sein muss.“
„ Nein! Nichts ist so, wie es sein muss! Denn ich wollte mein Kind mit eigenen Augen wachsen und gedeihen sehen. Ich wollte mich um Sanni kümmern. Ich habe sie schon während der ersten Schwangerschaft alleingelassen und mir geschworen, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen. Und doch habe ich genau das wieder getan.“
„Adrian, es besteht kein Grund zur Aufregung. Es gibt keinerlei Probleme. Ich würde es dir sagen, da mir Susanne ebenfalls am Herzen liegt. Selbst wenn du nichts von hier aus für sie tun könntest, würde ich dir nicht verschweigen, wenn es irgendwelche Komplikationen gäbe.“
„Probleme hatte sie bei m ersten Mal bis zum fünften Monat auch nicht. Es ging alles gut und dann …“
Adrian schlug aufgebracht Frithjofs Hand zur Seite, als der sie mit einer beruhigenden Geste auf seinen Arm legen wollte. Der Kaffee schwappte aus der vollen Tasse.
„Susanne ist wegen der Fehlgeburt unter ständiger ärztlicher Beobachtung. Es kann nichts schiefgehen. Du dagegen solltest endlich den Kopf frei bekommen für die Aufgaben, die vor dir liegen. Wenn du es nicht schaffst, deine Emotionen zu kontrollieren, wirst du verlieren. Und je
Weitere Kostenlose Bücher