Begegnungen (Das Kleeblatt)
und setzte sich auf den Bettrand, wollte ihm noch einen Moment so nahe wie möglich sein, dann würde sie gehen.
„Ich liebe dich, Adrian, für immer und noch viel länger. Vergiss das nie. Niemals, hörst du, egal wo wir sein werden und was uns widerfährt während unserer Trennung.“
Eine leichte Berührung. Ein vorsichtiges Tasten.
Er murmelte irgendetwas Unverständliches. Auf seinem Gesicht lagen abwechselnd Wut und Qual, als er keuchte: „ N-níl … níl a fhios agam. “
Wach auf, bitte, flehte sie. Wach auf und sage mir, dass wir es noch einmal versuchen wollen. Schick mich nicht fort. Wir können es schaffen, wenn wir miteinander reden. Adrian, beschwor sie ihn, sage mir, dass du mich liebst.
Mit einem erstickten Fluch packte er seinen Angreifer an den Schultern, stieß ihn auf den Rücken und warf sich auf die ausgestreckte Gestalt. Wütend knurrend begann er ihn zu würgen und riss die Augen weit auf. Grenzenloses Entsetzen spiegelte sich in ihren Tiefen wider. Er zuckte zusammen, als er endgültig erwachte und Suse erkannte.
Mit einem Keuchen riss er seine Hände von ihrem Hals.
„Mein Gott!“
Beinahe hätte er sie getötet! Wie weit war es mit ihm gekommen, dass er sogar im Schlaf töten konnte? Er musste etwas sagen, etwas tun. Immer noch benommen und voller Selbstverachtung, schloss er die Augen.
Kühle Finger berührten sanft seine Wange. Erschreckt schlug er die Augen auf.
„Es ist alles in Ordnung, Adrian.“
Keine Furcht. Keine Empörung. Kein Vorwurf.
„Alles wird gut, glaube mir. Glaube daran, bitte.“
Etwas Schlimmeres hätte sie ihm nicht antun können. Mit einfachen Worten beraubte sie ihn seiner halb geformten Entschuldigung, seiner Erklärung. Sie drang bis zu seiner Seele vor und ließ ihn stumm zurück, ihrem zärtlichen, mitleidvollen Blick hilflos ausgeliefert. Sie hatte sein Geheimnis entdeckt. Sie wusste um seine Verletzlichkeit. Seine Angst.
Er rollte sich von ihr weg und wich zurück, heftig den Kopf schüttelnd. Sie beobachtete, wie er zitterte, als er seine Hand hob und unbeholfen durch sein wirres Haar fuhr. Er ließ sich auf das Kissen sinken und bedeckte mit dem Unterarm sein schweißnasses Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich in rasendem Tempo.
„Fass mich nicht an!“, brachte er schließlich stöhnend hervor. „ Nicht! Geh und lass mich allein. Verschwinde endlich!“
Sie blickte zu ihm, entsetzt und sprachlos . Mit einer heftigen Handbewegung drehte er sich auf die andere Seite, sodass Susanne nur noch seinen Rücken vor Augen hatte. Mit Gewalt musste sie sich von diesem Anblick losreißen. Es war besser so. Sie konnte nichts ändern an den Entschlüssen, die er für sie beide gefasst hatte. Sie musste ihm die Zeit geben, die er brauchte. Und dann würde er zurückkommen. Ganz bestimmt.
S ie wandte sich ab und schloss die Tür hinter sich in der Gewissheit, dass es Adrian genauso weh tat wie ihr selber, wenn sie jetzt ging. Er war nicht so kalt und gefühllos, wie er sie glauben machen wollte. Er war bloß so … so blind. Blind und stur und unbeholfen im Umgang mit Frauen und der Liebe.
Sie hatte so sehr gehofft, Farbe in sein Leben zu bringen, ihm Liebe zu schenken. Doch er wollte das alles nicht.
11. Kapitel
„Hallo, Adrian.“
Er legte den Kopf schief. Man konnte ihn also noch wiedererkennen. Merkwürdig. Das war wohl das Äußere. Wenn er sein Inneres nach außen hätte kehren können, hätte ihn keiner erkannt. Schon viel zu lange war er nicht mehr er selbst.
„Wo ist Susanne?“
„Gut siehst du aus. Trainierst du wieder? Was hast …“
„ Lass das, Frithjof!“ Ungehalten schlug er die Hand seines Freundes von der Schulter und riss beide Hände in die Höhe, als wollte er ihn angreifen. „Was ist mit ihr? Sag schon, wo habt ihr sie hingebracht?“
„Komm mit ins Café. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten.“
Adrian schnaubte verärgert. Er wusste, mit einem Wutausbruch würde er nichts erreichen. Nicht bei einem Mann, der Beherrschung perfektioniert hatte wie Frithjof Peters. Der war schon mit ganz anderen Problemen fertig geworden, als dass ihn das zornige Flackern in den Augen und die erhobene Stimme seines Schützlings zum Sprechen veranlasst hätten. Peters allein bestimmte den Zeitpunkt, an dem er zu reden gedachte.
Mit zwei Tassen Kaffee, die Peters auf einem fleckigen Tablett vor sich her balancierte, kam er an den kleinen Tisch, an dem sich Adrian bereits flegelhaft niedergelassen hatte. Er nahm ihm
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