Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
doch dann schlug sie stattdessen die Hand vor den Mund. Rob handelte stets besonnen und überlegt. Er würde nicht sterben. Von diesem Gedanken beruhigt, richtete sie schließlich den Blick auf die Armee. Sie war nicht so groß, wie Davina befürchtet hatte, und die Männer waren in die gleichen tiefdunkelroten und weißen Militäruniformen gekleidet wie Edward.
Finn war als Erster bei den Soldaten, riss sich die Kappe herunter und schwenkte sie durch die Luft. »Bruder, ich bin es, Finn!«
Der Anführer der Reiter ließ sein Pferd langsamer gehen und sprang von dessen Rücken, noch ehe das Tier ganz stehen geblieben war. Er hob die Hand, um seine Männer zurückzuhalten, und ging auf Finn zu. Er lächelte breit, und sein von der Sonne gesträhntes Haar schaute unter einem Hut hervor, dessen breite Krempe an einer Seite hochgeschlagen war.
»Connor, was zum Teufel treibst du hier?« Rob steckte das Schwert zurück in die Scheide und umarmte dann den hochgewachsenen Captain.
»Meine Männer und ich wurden letzten Monat nach Glencoe geschickt, um eine kleine Fehde zwischen den MacDonalds und den Campbells niederzuschlagen. Wir sind auf unserem Rückweg nach England, zu den Krönungsfeierlichkeiten.«
»Ihr seid ein bisschen spät dran«, sagte Rob.
»Aye«, bestätigte der andere mit einem Lächeln, das von Grübchen begleitet wurde und so lässig wirkte wie seine Stimme. »Als ich hörte, dass die meisten der Highland-Chiefs dabei wären, habe ich meine Ankunft ein wenig hinausgezögert.« Er schaute an Robs Schulter vorbei genau dorthin, wo Davina sich noch immer verborgen hielt. »Begleitet dich deine Familie?«
Rob lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, Mairi ist in England.«
»Dann bin ich nicht spät genug.«
Alle, die bei Rob standen, grinsten, abgesehen von Colin. Seine Miene war noch finsterer geworden als die Robs an dessen finstersten Tagen. Doch es sah für Davina alles sicher genug aus, um abzusteigen und zu den Männern zu gehen.
Captain Connor Grants kleines Lächeln wandelte sich zu einem, das so unverhohlen männlich und so verführerisch war, dass sie fast stehen geblieben wäre.
»Gehört sie zu dir?«, fragte er Rob, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
»Nein, sie …«
»Davina …« Finn hob die Kappe vom Boden auf, stülpte sie sich auf das zersauste Haar und lief zu ihr. »Das ist mein Bruder, Captain Connor Grant.«
Connor ging an Rob vorbei und schlenderte zu ihr. Er bewegte sich mit der beeindruckenden Kraft und Anmut eines Löwen, der auf seine Stärke vertraut und überzeugt ist, seine Beute zu fangen, sollte sie fliehen. Davina widerstand dem Drang zurückzuweichen und musterte ihn so kühn wie er sie.
Er trug den gleichen kurzen Militärmantel wie Edward, doch Connors war ordentlich gestärkt, Silberknöpfe funkelten auf dem roten Stoff. Der Mantel saß bei Connor Grant enger, denn seine Schultern waren fast so breit wie die Robs. Als er den Hut absetzte, um Davina zu begrüßen, sah sie, dass sein Haar wie das Finns ganz glatt war. Er trug es ein wenig kürzer geschnitten, und es zeigte Strähnen in Tönen von Flachs und Honig. Aber da endete die Ähnlichkeit der Brüder auch schon. Seine Nase war kantiger, seine verwirrend blauen Augen sprachen von mehr Lebenserfahrung, und sein Lächeln, das von einem tiefen, schalkhaften Grübchen auf jeder Seite betont wurde, verbannte jede Spur von Unschuld.
Er griff nach ihrer Hand und wandte den Blick dann Edward zu, als der Captain hinzukam und seinen Namen nannte.
»Darf ich Euch ebenfalls Davina Montgomery vorstellen, die unter meiner Obhut steht?«, fügte Edward hinzu und schaute auf Connors Hand, die ihre hielt.
»In Eurer Obhut?«, fragte Connor skeptisch und sah Rob an.
»Wir haben sie in St. Christopher gefunden, gleich vor den Toren Dumfries«, erklärte Rob und schob Edward beiseite.
»Sie haben es niedergebrannt«, mischte sich Finn ins Gespräch ein. »Als wir dort eintrafen, war nur noch wenig davon übrig, und dann wurde Rob getrof …«
»Wer hat es niedergebrannt?« Connor gab Davinas Hand frei und wandte Rob seine ganze Aufmerksamkeit zu.
»Die Holländer«, entgegnete Rob sachlich. »Wir sind nicht sicher, wessen Befehl sie gehorcht haben, dem des Duke of Monmouth oder dem des Earl of Argyll. Sie haben die Nonnen ermordet und auch die Männer von Ashers Regiment.«
Connors Kinn spannte sich an, und als er wieder Edward ansah, kämpften auf seinem Gesicht Sorge und Zorn miteinander um die Vorherrschaft.
Weitere Kostenlose Bücher