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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Lippen zusammen. Hielt er sie zum Narren? »Ich habe noch nie einen Drachen gesehen und auch kein anderer, den ich kenne. Willst du mir vielleicht erzählen, du seist einer solchen Kreatur mit Reißzähnen und Flügeln wirklich begegnet?«
    Dominic grinste sanft. »Drachen treten in allen erdenklichen Gestalten auf, Gisela. Manche sind laut und gefährlich, andere heimtückischer.«
    Laut, gefährlich, heimtückisch: All diese Eigenschaften besaß Ryle.
    »Was ich sagen will, ist«, fuhr er ruhig, aber bestimmt fort, »dass nicht alle Drachen feuerspeiende Monstren mit Flügeln und Reißzähnen sind. Manche von ihnen verkleiden sich als Männer und Frauen. Einige lassen sich eher als Hindernisse beschreiben, die uns von dem abhalten, was wir uns am meisten wünschen. So oder so, sie sind Drachen.«
    Bei Gott, wie viel Wahrheit seine Worte bargen! Hieß das, er war ebenfalls Drachen begegnet, die ihn ängstigten? Ja, gewiss doch. Sein Vater und seine Stiefmutter. Die Sarazenen, denen er sich auf den Schlachtfeldern gestellt hatte. Alle passten zu seiner Drachenbeschreibung – wie auch die Männer, gegen die er heute kämpfen musste.
    »Willst du damit andeuten«, fragte sie, »dass deine Verletzungen von zwei wütenden Drachen herrühren, mit denen du kämpfen musstest?«
    Ein bitteres Lächeln umspielte seine Züge. »Ja, das trifft es fast.«
    Sie zog eine Braue hoch. »Der Riss auf deiner Wange stammt demnach von einer Drachenklaue?«
    »Nein, das war ein Flügelhieb, ich schwör’s!«, entgegnete Dominic.
    »Und deine verletzten Rippen?«
    »Die kommen von dem Versuch, den Drachenrücken zu erklimmen. Ich hatte vor, den schuppigen Rücken bis zum Kopf hinaufzuklettern, um ihm in die Augen zu stechen, aber er schüttelte mich ab.«
    Sie lächelte. »Ein wagemutiger Plan.«
    »Ich scheute mich noch nie, ein bisschen wagemutig zu sein.«
    Seine Stimme verebbte in einem samtigen Flüstern, das sie an die lauen Nachmittage vor langer Zeit erinnerte, vor allem an die atemlosen Momente, bevor er sie geküsst hatte und mit ihr ins süß duftende Gras gesunken war. Ein Kribbeln lief ihr über die Brüste.
    Trotz der unverhohlenen Sinnlichkeit war das, was er ihr sagte, überaus bedeutsam. Er wollte ihr zu verstehen geben, dass sie ihm trauen konnte und er ihr helfen würde, ihre Drachen zu besiegen.
    Ein Hilfeschrei regte sich in ihr. Wie sehr sie sich wünschte, in seine Umarmung sinken, ihm alles erzählen zu können, was ihr widerfahren war und warum sie niemandem vertrauen konnte. Wenn überhaupt jemand verdiente, es zu wissen, dann er. Aber … sie konnte einfach nicht.
    Es war furchtbar, dass er ihr ins Gesicht sah. Unmöglich konnte sie sich ihm öffnen, ihm all die Hilflosigkeit offenbaren, die sie zugleich zwang, stärker denn je zu sein. Nein, so gern sie wollte, sie durfte nicht.
    Sie wusste nicht, wie, aber sie brachte ein sorgloses Lächeln zustande. »Nun, Sir Dominic, mächtiger Drachentöter«, sagte sie, »wir sollten uns besser Ihrer Wunden annehmen, ehe sie eitern.«
    Für einen winzigen Moment flackerte Reue in seinem Blick auf, bevor er nickte.
    Gisela nahm ein paar Leinenstreifen auf. »Zieh bitte die Tunika aus, dann verbinde ich deine Rippen.«
    Er griff nach dem Hemdsaum. Plötzlich sah Gisela ihn wieder vor sich auf der Wiese. Auch dort hatte er sich die Tunika über den Kopf gezogen und beiseitegeworfen. Zum ersten Mal hatte sie seinen sonnengebräunten Oberkörper mit dem dunklen lockigen Haar auf der Brust gesehen. Sie wusste noch genau, wie er sich angefühlt hatte, wie heiß sein muskulöser Körper gewesen war, als er sich neben ihr im Gras ausgestreckt und sie mit einem verwegenen Grinsen aufgefordert hatte, ihn nach Belieben zu erkunden.
    Nun wandte sie nervös den Blick ab und widmete sich den Verbänden, um die Bilder von damals zu vertreiben.
    Auf einmal hörte sie ein gedämpftes Stöhnen neben sich, gefolgt von einem Ächzen. »Teufel auch!«, fluchte Dominic.
    Gisela ließ die Verbände fallen und drehte sich zu ihm. Seine Tunika war halb über seine Arme hochgezogen, so dass er sich nicht bewegen konnte. Über den Stoff hinweg, der seine untere Gesichtshälfte bedeckte, sah er sie unglücklich an.
    »Ich komme mir vor wie ein Brathähnchen mit zusammengebundenen Beinen.«
    Gisela musste lachen, umso mehr, als er versuchte, mit den Armen zu zappeln, die in dem festen Leinen gefangen waren. Wieder stöhnte er.
    »Vorsichtig! Deine Rippen …«
    Er knurrte wie Ewan, wenn ihm etwas

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