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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Abends, kam er mit zwei Ballen blauer Seide wieder.«
    »Ich
wusste,
dass er etwas mit der gestohlenen Ladung zu tun hat!«, knurrte Dominic. »Etwas an seinem Gebaren …«
    »Zuerst wusste ich gar nicht, dass das Tuch gestohlen war«, fuhr sie rasch fort. »Ich dachte, er hätte es für einen reichen Kunden gekauft. Bei seinen Verbindungen kann er allen Stoff kaufen, den er will.«
    »Stimmt«, bestätigte Dominic, »und doch musst du misstrauisch geworden sein. Seide ist rar und teuer.«
    »Nun ja, als ich von den gestohlenen Ballen hörte, wurde ich misstrauisch, aber ich behielt es für mich. Ich wollte ihn nicht zur Rede stellen, weil ich nicht riskieren durfte …« Ihre Stimme verlor sich, und sie sah über die Wiese, während sie weiter die Hände rang.
    »Was riskieren?«, fragte Dominic. »Dass du ihn als Kunden verlierst?«
    »Nein. Ich brauche den Lohn, den er mir versprochen hat.«
    Dominic stöhnte vor Enttäuschung. »Lohn!« Sie betrog ihn aus reiner Gier?
    Er war so maßlos wütend, dass es ihm schwerfiel, die Sache vernünftig anzugehen. Zumal sein Gewissen ihn aufforderte, Gisela der gerechten Strafe zuzuführen, wogegen sein Herz rebellierte. Aber die Gisela, die er gekannt hatte, war alles andere als habsüchtig gewesen, und es war ihm unvorstellbar, dass sie eine solch drastische Wandlung durchgemacht haben könnte – erst recht nicht, da sie ein Kind großzog.
    Vor allem aber sprachen ihr bescheidenes Heim und die schlichten Kleider dagegen, dass sie eine gierige Frau war, die jede verdiente Münze sogleich wieder verprasste.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie und riss ihn jäh aus seinen Gedanken. »Du glaubst, dass ich aus Gier handelte.«
    »Ja, genau das dachte ich gerade.«
    Gisela wurde noch nervöser. Seine Worte hatten sie offenbar verletzt. »Ich
brauche
sein Geld, Dominic! Von dem Tag an, als ich mit Ewan nach Clovebury kam, habe ich so viel gespart, wie ich konnte. Das war nicht leicht, denn ich verdiene nur sehr wenig, aber ich habe mir geschworen …«
    Ein Schluchzen unterbrach sie mitten im Satz, und Dominic hatte Mühe, an sich zu halten, denn am liebsten wollte er sie trösten.
    »Was hast du dir geschworen?«
    Sie straffte die Schultern und sah ihn wütend mit tränennassen Augen an. »Ich habe mir geschworen, für Ewans Sicherheit zu sorgen, alles zu tun, was ich muss, um ihn zu schützen.«
    Dominics Bauch, der ohnehin schon in Aufruhr war, krampfte sich zusammen. »Ich … verstehe.«
    »Tust du das?«, fragte sie ungläubig. »Wie kannst du mich verstehen? Du mit deinen feinen Kleidern, deinem Geld, mit dem du nach Lust und Laune um dich werfen kannst, und deinem mächtigen Freund! Dir fehlt es an
nichts!
«
    Die verzweifelte Wut in ihrer Stimme traf ihn so tief, dass er beinahe zusammenzuckte.
Doch, süßes Gänseblümchen, mir fehlt sehr wohl etwas. Du fehlst mir, und du bist das Einzige, was ich mir wirklich wünsche!
    Er öffnete den Mund, aber sie bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ruhig zu sein. »Du hast gesehen, was mein Ehemann mir antat«, sagte sie leise. »In der Nacht, als er mit dem Dolch auf mich losging, schwor ich, dass ich lieber sterben würde, ehe ich mich noch einmal von ihm verletzen lasse.« Sie zitterte von Kopf bis Fuß, so viel Kraft kostete es sie, ihm davon zu erzählen. »Und ich schwor mir, ich würde niemals zulassen, dass er Ewan umbringt.«
    »Was?«,
würgte Dominic hervor. »Ewan …
umbringen?
« Vor lauter Entsetzen stolperte er einen Schritt zurück. »Warum …?«
    Ein tiefer Schatten legte sich über ihre Züge, während sie ihn mit derselben bittersüßen Zärtlichkeit ansah wie vor langer Zeit. »Ryle wollte mich verletzen. Und um mich auf die schlimmstmögliche Weise zu verwunden …« Sie erschauderte so heftig, dass Dominic schon fürchtete, sie könnte zusammenbrechen. Entsprechend war er froh, als sie sich an den Weidenstamm lehnte.
    Als sie den Kopf nach hinten neigte, fiel ihr der Zopf wie ein goldenes Band über die Brust, die sich mit jedem angestrengten Atemzug hob und senkte. Dominic musste an sich halten, um nicht auf ihre rechte Brust zu starren, deren üble Narbe von dem Kleid verhüllt war. Er hätte gern gefragt, was genau in jener Nacht passiert war, als Ryle sie entstellte.
    »Gisela, warum sollte dein Ehemann sein eigenes Kind töten wollen?«
    Ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen. »Er war eifersüchtig.«
    »Auf das Kind?«, fragte Dominic verwundert.
    »Ja, auf die Zuneigung, die

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