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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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Vater hatte mich gelehrt, die Bücher zu führen, und Ryle wollte, dass ich es für ihn mache.«
    Dominic stand schweigend da, während um sie herum die Schatten tiefer wurden. Der Wind, der oben in den Zweigen flüsterte, klang wie das leise Getuschel von alten Klatschweibern, die mit dem Finger auf Gisela zeigten. »Ich hatte keine andere Wahl, Dominic«, zitierte sie, was sie sich Tausende Male selbst gesagt hatte. »Meine Eltern wollten einen Skandal vermeiden. Und fortzugehen und meinen eigenen Tuchhandel zu gründen war ohne Geld und mit einem Baby ausgeschlossen. Ryle war ein reicher Kaufmann. Er versprach, für mich und mein Kind zu sorgen.«
    »Ich verstehe das, Gisela.« Dominics Stimme klang matt und beängstigend kalt.
    »Tust du das?«, flüsterte sie, während die Pein, die ihre Entscheidung ihr bescherte, sie nach wie vor verfolgte. »Ich empfand nichts für ihn. Er war mir vollkommen fremd. Während der Feierlichkeiten stand ich neben ihm, doch ich fühlte nur … Leere.«
Weil ich dich liebte! Weil ich mir nichts sehnlicher wünschte, als bei dir zu sein!
    »Die ersten paar Monate war es gar nicht so schrecklich«, fuhr sie fort, »auch nicht, nachdem Ewan geboren war. Ryle war sehr viel auf Reisen, manchmal auf dem Kontinent, um die Messen in der Champagne zu besuchen und Tuch zu kaufen, oder in anderen Teilen Englands, wo er sich mit anderen Kaufleuten traf. Ich kümmerte mich um sein Herrenhaus und seine Bücher, während ich Ewan aufzog.«
    »Eine ideale Situation – für Außenstehende.«
    Nein, Liebster, denn jeden Tag sehnte ich mich nach dir. Ich betete, dass du durch ein göttliches Wunder die entsetzlichen Schlachten überleben und nach England zurückkehren mochtest, um mit mir zusammen zu sein.
    »Ideal nur so lange, bis die Einnahmen nicht mehr ausreichten, um seine unbedachten Ausgaben aufzuwiegen«, entgegnete Gisela fröstelnd. »Als Geoffrey de Lanceau sich auf Branton Keep niederließ und sein Tuchhandel zu florieren begann, verlor Ryle Kunden. De Lanceau wurde reich, während Ryle um seine Kundschaft kämpfte.«
    »Aha«, murmelte Dominic.
    »Ryle wurde sehr zornig. Er begann zu trinken. Aus seinem einen Kelch Wein am Abend wurden fünf oder sechs. Als ich ihn bat, aufzuhören, schlug er mich, dass ich zu Boden stürzte.«
    Ihre Zähne klapperten, so sehr fröstelte sie, doch sie sprach weiter. »Ich sagte ihm, ich würde gehen. Daraufhin drohte er mir, sollte ich wagen, wegzulaufen, egal wohin, würde er mich finden. Er würde meinen Eltern weh tun, bis sie ihm sagten, wo ich bin.«
    »Gisela!«
    »Dann, nachdem er erneut die Hand gegen mich erhoben hatte, weinte er und entschuldigte sich. Er sagte, er liebte mich, und versprach, sich zu bessern.«
    Dominic schüttelte den Kopf.
    »Ich versuchte, ihm alles recht zu machen, bat die Bediensteten, ihm seine Leibspeisen zu kochen, hielt die Bücher auf dem Laufenden. Dann, eines Abends, machte … machte ich einen Fehler.«
    »Was meinst du mit Fehler?«
    »Im Hauptbuch. Ich habe einen Betrag falsch abgezogen. Ich schwöre, es war ein Versehen. Ewan zahnte und hielt mich nächtelang wach. Ich verrechnete mich, und Ryle fand den Fehler. Betrunken und wütend warf er mir vor, ich wollte ihn betrügen. Er behauptete, ich würde ihm sein Geld stehlen wollen, um davonzulaufen und mit einem anderen Mann zu leben.«
Um bei dir zu sein, Dominic. Weil du mir einen Sohn geschenkt hast und mich auf eine Weise liebtest, wie es Ryle nicht konnte.
    »Gisela, das war nicht deine Schuld.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Doch, war es. Ich hätte die Ergebnisse prüfen müssen.«
    »Wie dem auch sei, er hätte seine Wut nie an dir auslassen dürfen!«
    Gisela bemühte sich, nicht zu weinen. Wie gern hätte sie die Sorge in Dominics Blick angenommen und sich in seine Arme geschmiegt! Doch wie konnte sie sich an ihn wenden? Höchstwahrscheinlich würde er ihren Traum von einem neuen Leben zerstören.
    Als de Lanceaus Spion blieb Dominic gar keine andere Wahl. Er musste seinem Lord berichten, was sie getan hatte, und dieser würde sie bestrafen.
    »Hat Ewan gesehen, wie Ryle dich angriff?«, fragte Dominic leise.
    »Nein. Er schlief oben, und dafür bin ich dankbar. Hätte er gesehen, wozu Ryle in seiner Wut fähig war …« Sie rieb sich die kalten Arme, und ihre Brust schmerzte bei der Erinnerung an jenen furchtbaren Abend. Wieder roch sie Ryles Atem, als er über sie gebeugt war, das hübsche schweißglänzende Gesicht zu einer Fratze

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