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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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inständig hoffte, er möge nicht antworten, schniefte Ewan: »M… Mama.«
    Ganz langsam wanderte Dominics Blick von der Seide zu Gisela. »Ach ja? Nun, wir haben noch vieles zu besprechen.«
     
    Gisela wurde aschfahl, und Dominic kämpfte mit Unglauben und Wut. Ihre Reaktion verriet ihm eine Menge, vor allem, dass die blaue Seide nicht zufällig an Ewans Schwertgriff gelangt war.
    Sie wusste etwas über de Lanceaus gestohlene Seide. Sie wusste es!
    Wie lange schon? War der Stoff in ihrem Besitz? Hier in ihrem Haus? Als er sie vor Tagen ins Vertrauen gezogen und ihr von seinem Auftrag erzählt hatte, hatte sie ihn angehört, ihn sogar ermutigt, während sie in ihrem Zuhause versteckte, was er suchte?
    Sie hatte ihn belogen, und das traf ihn wie ein Dolchstoß. Sein süßes Gänseblümchen betrog ihn. Wie konnte sie?
    Dominic senkte das Schwert und sah Gisela erzürnt an. Mit weit aufgerissenen Augen und kreidebleich starrte sie ihn an. Ewan weinte an ihrem Rock, während sie ihm besänftigend den Rücken rieb. Ihre tröstende, beschützende Geste verriet gleichfalls eine Menge – vor allem, wie sehr sie ihren Sohn liebte.
    Genauso hatte Dominics eigene Mutter ihn getröstet, als er ein Kind gewesen war. »Ist ja gut!«, hatte sie gemurmelt und ihn gestreichelt, wenn er weinte, weil er sich den Zeh gestoßen oder sein Lieblingsspielzeugpferd in einer Brombeerhecke verloren hatte. Nach einer Weile hatte sie ihn ein Stück weggeschoben, um ihm die Tränen mit den Daumen abzuwischen. »Spar dir noch ein paar Tränen fürs nächste Mal auf.« Dabei hatte sie mit ihren gütigen braunen Augen gezwinkert. »Wie wäre es mit einer Geschichte, um dich aufzumuntern? Ich kenne eine ganz aufregende über eine schöne Maid und einen Drachen …«
    Er verdrängte die kostbaren Erinnerungen. Seine persönlichen Gefühle sollten nicht – nein, sie durften nicht – überschatten, was Geoffrey ihm aufgetragen hatte. Gisela hatte ihm ihr Wissen vorenthalten, obwohl ihr klar gewesen sein musste, dass sie damit ein Verbrechen beging.
    Mit wenigen Handgriffen hatte er den ungeschickten Knoten gelöst, der die Seide am Schwertgriff hielt. Derweil spürte er Adas strengen, anklagenden Blick auf seinem Rücken. Von dort, wo sie stand, konnte sie weder das Gerangel um das Holzschwert gesehen haben noch die blaue Seide an dem Griff. Gut so! Je weniger Leute die schreckliche Wahrheit kannten, desto besser.
    Nachdem er den Streifen vollständig in seiner Hand verborgen hatte, hielt er Ewan das Schwert hin. »Deine Waffe, kleiner Krieger.«
    Ewan hob das tränenfleckige Gesicht aus Giselas Röcken und schniefte.
    »Unser Kampf ist vorbei. Unentschieden.«
    Der Kleine runzelte die Stirn und schniefte nochmals.
    »Wenn ich wiederkomme, werden wir zwei uns unterhalten, von Krieger zu Krieger. Einverstanden?«
    Ewan sah ihn eine Weile verwundert an, wischte sich dann die Augen mit dem Ärmel und nickte. Dann nahm er sein Schwert zurück. »Wenn du wiederkommst?«
    Dominic lächelte. »Ja.«
    »Wo willst du denn hin?«
    Dominic bemühte sich, weiter zu lächeln, während sein Blick Giselas Arm und Mieder hinauf zu ihrem sorgenvollen Gesicht wanderte. »Deine Mutter und ich müssen noch unser Gespräch beenden.«
    Er sah, wie sie angestrengt schluckte. »Später, viell…«
    »Jetzt!«
    Sein Befehl jagte ihr eindeutig einen Schrecken ein, denn sie erstarrte. Ihre Hände auf Ewans Schultern rührten sich nicht mehr. Wie Dominic es hasste, so mit ihr zu reden! Doch er konnte nicht anders, denn seine widersprüchlichen, verwirrten Gefühle drohten, ihn innerlich zu zerreißen.
    Er schob den Tunikaärmel ein Stück hoch und wickelte sich den Seidenstreifen ums Handgelenk, bevor er sich zu Ada umwandte. »Du bleibst bei Ewan!«
    Sie zog wieder die Brauen hoch. »Ach ja?«, fragte sie spitz. »Ihr mögt ein Lord sein, und Ihr könnt mich dafür köpfen lassen, dass ich Euch meine Meinung sage, aber Ihr seid ein herrischer, arroganter, nichtsnutziger …«
    Dominic zog den Saum seines Hemds hoch und holte einen kleinen Lederbeutel hervor, in dem es klimperte, als er ihn oben öffnete und umdrehte. Silbermünzen fielen ihm in die Hand.
    Prompt stand Ada der Mund vor Staunen offen, und zunächst brachte sie keinen Ton heraus. Dann aber verfinsterten sich ihre Züge erneut. »Bei Gott, seid Ihr verdorben! Wollt Ihr mich jetzt bestechen?«
    »Nein, gute Frau. Ich bezahle dich dafür, dass du auf Ewan achtgibst, während seine Mutter und ich einen

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