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Begehrter Feind

Begehrter Feind

Titel: Begehrter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
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verzerrt.
    »Sag die Wahrheit, Gisela! Du wolltest mich betrügen!« Sein Atem fühlte sich brennend heiß an, als wollte er sie mit seinem Zorn versengen. »Gib’s zu!«
    »Nein! Ryle, es tut mir leid«, rief sie. »Es tut mir ehrlich leid!«
    Sie wich zurück, weil sie außer Reichweite seiner Fäuste sein wollte. Er bleckte seine vom Rotwein fleckigen Zähne und kniff die Augen zu funkelnden Schlitzen zusammen.
    Diesen Blick kannte sie. Oft schon hatte er sie in Albpträumen heimgesucht, aus denen sie schweißgebadet aufgeschreckt war. Vor lauter Furcht war sie wie benommen.
    »Ryle, verzeih mir, bitte …«
    Im selben Moment schlug er zu. Sie hob die Hände, um den Schlag abzuwehren, und stolperte nach hinten.
    Seine Faust traf sie nicht.
    Stattdessen packte er ihren Arm. Seine Finger bohrten sich tief in ihren Oberarm, den nur dünne Seide verhüllte.
    »Bitte!«, hauchte sie. Hätte er sie doch bloß geschlagen und es dabei bewenden lassen! Doch das Blitzen in seinen Augen sagte ihr, dass sie noch mehr Grausamkeiten zu erwarten hätte.
    Mit der anderen Hand griff er nach seinem Gürtel. Mit einem reißenden Pfeifgeräusch zog er den Dolch aus der Lederscheide.
    Gisela erstarrte. Gewiss hatte er nicht vor … »Ryle!« Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme fremd. Das war nicht sie, sondern eine Frau, die vor Angst von Sinnen war.
    »Das wird dir noch leidtun!«, hatte er geraunt. »Du betrügst mich nie wieder!«
    Das Messer blitzte silbern auf, und für einen kurzen Augenblick schien sich die gesamte Umgebung in der Klinge zu spiegeln. Das Licht lähmte Gisela, nahm sie vollkommen gefangen. Was würde Ryle tun? Wollte er sie umbringen?
    Lauf weg!, schrie es in ihrem Kopf. Weg von hier, solange du noch kannst!
    Aber sie konnte sich nicht rühren. Ihre Gedanken überschlugen sich, betäubten ihren Fluchtinstinkt. Wenn sie floh, würde er ihr dann folgen? Oder würde er nach oben laufen und sich mit dem Messer auf Ewan stürzen?
    Sie bekam keine Luft.
    Mehr als ein Mal hatte Ryle geschworen, an den Menschen Rache zu üben, die ihr lieb waren, sollte sie weglaufen. Und er war durchaus imstande, ein schlafendes Kind zu verletzen, den Sohn eines anderen.
    Während sie innerlich schluchzte, nahm sie all ihre Willenskraft zusammen, um sich nicht zu rühren. Sie ballte die Hände und sah, wie der Dolch in großem Bogen auf sie zukam.
    Allein bei dem Geräusch, mit dem die Klinge über ihr Mieder sauste, wurde ihr fast übel. Mühelos durchschnitt sie die Seide und Giselas Haut. Dann erst kam der Schmerz. Blut floss ihr warm zwischen die Brüste, über den Bauch und klebte das dünne Hemd an ihre Haut.
    Ein dunkelroter Fleck breitete sich auf ihrem Kleid aus.
    Sie starrte an sich hinab. Ein merkwürdiger Laut hallte durch den Raum, keuchend und zischend.
    Das war ihr Atem.
    Der Schmerz wurde beständig stärker … Hinterhältiger Schmerz! Sie biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Niemals würde sie zeigen, wie sehr sie litt. Sie durfte Ryle nicht die Befriedigung gönnen, zu sehen, wie sehr er sie verletzt hatte. Und erst recht durfte sie nicht riskieren, dass Ewan wach wurde und sie so sah.
    Ihr unterdrückter Schrei brannte in ihrem Hals, während sie zitternd an die zerschnittene Seide fasste. Ein Schnitt mit sauberen, geraden Kanten, stellte sie benommen fest. Die Klinge war ohne Frage tödlich scharf.
    Dann blickte sie auf und geriet ins Schwanken. Das Zimmer schien zu kippen. Ryle sah verächtlich auf sie herab. Sein Zorn verlangte, dass sie vor ihm niederkauerte, blutend und verwundet.
    Nie wieder würde sie vor dieser Bestie zu Kreuze kriechen! Nie wieder!
    Als sie ihn weiter ansah, verhärtete sich sein Ausdruck noch. Sie senkte den Blick, auch wenn sie es nicht wollte. Doch ihn in seiner Rage noch herauszufordern war Wahnsinn. Besser nutzte sie die ihr verbliebene Kraft, um sich irgendwie zur Wehr zu setzen, falls er sie erneut attackierte.
    Da! Die Blumenvase, die er ihr geschenkt hatte. Sie könnte sie ihm über den Kopf schlagen. Sie musste nur nahe genug herankommen, um sie zu greifen.
    Ryle atmete keuchend aus. Das Messer verschwand. Während sie instinktiv die Arme hob, um sich zu schützen, landete der Dolch mit einem dumpfen Knall auf dem Tisch neben ihnen. Dann fuhr Ryle sich mit einer Hand durchs silbrige Haar und nahm seinen Weinkelch auf.
    Vor Erleichterung bekam Gisela weiche Knie und war drauf und dran, einfach in sich zusammenzusacken.
    Dennoch starrte sie, von einer seltsamen

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