Begierde
Geschäfte, die mit interessanten Schaufensterauslagen lockten, und die Caféterias, in denen die Römer bei einem Plausch ihren Frühstücksespresso einnahmen, von ihnen unbesucht blieben.
Schließlich erreichten sie Anzio. Die vielen kleinen Trattorien in Hafennähe bereiteten sich schon auf die Mittagsgäste vor. Sie waren bekannt für die besten und absolut fangfrischen Gerichte von ganz Latium: gegrillter Tintenfisch, schwarze Venusmuscheln, Garnelen und Rotbarben mit Oliven. Selbst Verächter von frischem Fisch konnten da auf einmal zu Fischfeinschmeckern werden.
Der Bus hielt nahe des Yachthafens. Anstelle zur mittelalterlichen Burg, die mit ihren schmalen, mit Kopfstein gepflasterten Gassen Touristenschwärme anzog, begab sich das Dutzend Mädchen in Begleitung von Stefano zu den nicht weniger sehenswerten kleinen und großen Motoryachten und Segelschiffen.
Ein sehr schmales, links und rechts von einer dünnen Kette gesäumtes Holzbrett war die einzige Verbindung zwischen dem Landesteg und der Rehling. Die Mädchen zogen ihre Schuhe aus. Gabriella wagte sich als erste über den schwankenden Steg. Ein Matrose reichte ihr die Hand, begrüßte sie an Bord und bat sie, ein Stück weiter zu gehen, um den anderen Platz zu machen.
Erst als alle an Bord waren, Stefano als letzter, trat Federico Moreno in die Sonne. Die beiden Männer begrüßten sich höflich.
Einige Mädchen tuschelten leise über Morenos attraktive Erscheinung. Er war mit einer weißen Stoffhose bekleidet, weißen eleganten Sportschuhen und einem sandfarbenen Hemd, das einen seidigen Schimmer in der Sonne hatte. Es war tief aufgeknöpft und gab den Blick auf eine unbehaarte, sonnengebräunte Brust frei. Um den Hals trug er ein goldenes Kettchen mit zwei Anhängern, einem Kreuz und einem Anker. Am Handgelenk einen exklusiven Chronometer, an der linken Hand einen Ring.
Er lächelte freundlich, aber mit einer gewissen überheblichen Zurückhaltung. Sein Gesicht glich dem einer römischen Götterstatue. Schlank, mit markanten Wangenknochen, einem leicht spitzen Kinn. Dunkle Schatten auf der Haut verrieten trotz Rasur einen kräftigen Bartwuchs. Seine kurz geschnittenen Haare waren sorgfältig gekämmt. Er wirkte sehnig und kraftvoll, aber ohne übertrieben trainierte Muskelpakete zu präsentieren.
Einigen Mädchen entfuhr ein leises Seufzen bei seinem Anblick, was Vicky zu einem Kopfschütteln und Anna zu einem breiten Grinsen veranlasste. Wie konnte man sich nur so gehen lassen? Es war doch einfach nur ein Mann. Anna schien Vickys Gedanken zu erraten. »Er ist wohl nicht dein Typ, oder?«, flüsterte sie ihr ins Ohr.
»Deiner etwa?«
Anstelle einer Antwort zuckte Anna nur mit den Schultern.
Zunächst stellte Stefano die Mädchen einzeln vor, die sich nebeneinander entlang der Reeling aufgereiht hatten und jede auf ihre Weise versuchten, sich durch straffe oder lässige Haltung besonders gut in Szene zu setzen. »Signor Moreno, das ist Michelle, Gabriella, Sandra, Jessica, Constancia …« Moreno reichte jedem Mädchen seine Hand, mit festem Händedruck, deutete eine Verbeugung an und murmelte abwechselnd etwas wie
Como sta?, Piacere!
oder schlicht
Buon giorno
. Die Mädchen lächelten ihn an, Alicia machte sogar einen Knicks, was ihn zu amüsieren schien.
Als Vicky an der Reihe war, hätte sie ihm am liebsten die Hand weggezogen. Sein aufgesetztes Lächeln täuschte nicht darüber hinweg, dass sich dahinter ein dominanter Mann verbarg, der wusste, was er wollte. Seine dunklen Augen musterten sie, als wäre er ein Raubvogel auf der Suche nach Beute. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er selbst durch Tränen nicht zu erweichen war und sie fröstelte bei dem Gedanken, ihn durch irgendetwas zu verärgern. Erleichtert atmete sie tief durch, als er weiterging. »… nun noch Anna, Elena, Mariella, Claudia und Bianca.«
»Nun, meine jungen Damen, ich bin entzückt Ihre Bekanntschaft zu machen. Fühlen Sie sich auf meinem Boot wohl, als wäre es Ihr zuhause. Meine beiden Stewards werden Sie später mit Erfrischungsgetränken, Eis und Fruchtsalat verwöhnen.« Er sah dabei in die Runde. »Wir werden etwa eineinhalb Stunden nach Ponza unterwegs sein. Sie dürfen sich überall an Deck sonnen, wenn Sie möchten, gerne auch nackt. Aber flirten Sie bitte nicht zu sehr mit meiner Mannschaft, wir wollen schließlich nicht schiffbrüchig werden.«
Sandra und Bianca kicherten. Moreno betrachtete die beiden schmunzelnd von oben bis unten und Elena wurde
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