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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Methildis heute?«, erkundigte sie sich übertrieben besorgt.
    »Pater Felix hat ihr die heilige Kommunion ans Krankenlager gebracht. Er betet mit unserer geliebten Mutter«, entgegnete Alaina knapp.
    Ysée entdeckte, dass sie gleichzeitig auf den Zehenballen wippte. Das Schwingen des Rocksaumes strafte die gemessene Ruhe ihrer Antwort Lügen, und das Mädchen fragte sich, ob ihre Spannung von Josephas Frage verursacht wurde oder davon, dass sie es nicht erwarten konnte, bis die Magistra… Nein! Sicher tat sie ihr unrecht. Nicht einmal Alaina konnte so herzlos sein, dieses schlimme Ereignis herbeizusehnen. »Wir beten ebenfalls für unsere geliebte Mutter.« Josepha gab sich katzenfreundlich.
    »Beten kann gewiss nicht schaden«, antwortete die zweite Meisterin und umfasste das schlichte dunkle Holzkreuz, das sie über ihrem Gewand trug. »Leider vermögen die innigsten Gebete nichts daran zu ändern, dass unsere Magistra alt ist. Wir müssen in Demut hinnehmen, was der Schöpfer für sie beschließt.«
    Ysée hastete, ihre Wasserschüsseln zu leeren und die Hände zu reinigen, während sich Josepha nach besten Kräften bei Alaina beliebt zu machen versuchte. Sie war wie viele andere der Meinung, dass der Rat der Schwestern sie zur Nachfolgerin der Magistra wählen würde.
    Alaina besaß schon jetzt großen Einfluss im Beginenhof. Sie verwaltete die Einnahmen, bestimmte über die Ausgaben und gab dem Rat der Schwestern Rechenschaft darüber. Kein Dach wurde gedeckt und kein neues Kräuterbeet angelegt, ohne dass sie zuvor ihr Einverständnis bekundete. Marie von Vyvern, die dritte Meisterin, trat außer im Rat der Schwestern kaum in Erscheinung. Sie war eine sanfte, fromme Edeldame, die im Gegensatz zu der energischen Bürgerin, die Alaina Groeningsvelde einmal gewesen war, nicht viel von Tuchherstellung oder vom Handel verstand.
    »Nun, Schwester Müßiggang, wenn du genügend geträumt hast, können wir unsere Arbeit in der Kräuterkammer beginnen.«
    Ysée fuhr zusammen und errötete. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich Alainas Aufmerksamkeit wieder auf sie konzentrierte. Schwester Müßiggang! Alaina beherrschte wahrhaftig die Kunst, mit wenigen Worten tief zu kränken. Sie sah Josephas schadenfrohes Lachen und Clementias mitfühlenden Blick. Beides war ihr gleich unangenehm.
    Zu allem Überfluss entdeckte sie jetzt auch noch Bruder Simon, der auf der anderen Seite des Ganges soeben eine Kranke segnete. Hatte er den scharfen Tadel gehört? Für einen Herzschlag trafen sich ihre Blicke, und Ysée stolperte über die unregelmäßige Fuge der nächsten Steinplatte. Was war es nur, das sie ein jedes Mal so durcheinander brachte, wenn sie ihm begegnete?
    Alaina drehte den Kopf, um das Missgeschick zu tadeln. Sie hielt jedoch abrupt inne, als sie den Gesichtsausdruck des Paters sah, der einen Schritt vortrat, um Ysée zu helfen. Las sie da wirklich Sorge, Anteilnahme, ja Bewunderung auf seinen jugendlichen Zügen?
    Ehe sie sich vergewissern konnte, hatte der Mönch den Kopf wieder gesenkt und wandte sich dem nächsten Kranken zu, um ihm Trost zu spenden. Spürte er ihre Aufmerksamkeit? Oder bildete sie sich dies alles nur ein, weil ihr Ysée ohnehin nicht ganz geheuer war? Es missfiel ihr, dass die todkranke Meisterin das Mädchen bevorzugte. Weshalb nur? Ließ sie sich von einem lieblichen Antlitz und einer sanften Stimme um die Vernunft bringen? Oder gab es da etwas, das nur sie wusste? Sie hatte Ysée persönlich Lesen und Schreiben beigebracht, hielt sie an, in kostbaren Büchern zu studieren, und bestand darauf, dass Alaina sie zu einer Begine ausbildete, die einmal ihre Mitschwestern führen konnte. Als sie die Meisterin darauf hingewiesen hatte, dass das Mädchen ein Bastardkind von höchst ungewisser Herkunft sei, hatte sie keine Antwort erhalten. Ein Umstand, der jeder vernünftigen Frau zu denken geben musste.
    Alaina gab ein unwilliges Schnauben von sich, das Ysée auf ihr Straucheln bezog. Sie bemühte sich, jene lautlosen, raumgreifenden Schritte zu machen, die Alaina so schnell von einem Ort zum andern brachten. Da sie jedoch keine geschnürten Lederschuhe trug, sondern grobe Holzpantinen, gelang es ihr lediglich, den Lärm ihrer Schritte zu dämpfen. In der Kräuterkammer, die Alainas liebster Aufenthaltsort war, schenkte sie ihr wieder ungeteilte Aufmerksamkeit. Umgeben von zahllosen Kräuterbündeln, die nach Sorten geordnet an den Trockenbalken hingen, von Körben voller Minze, Lindenblüten,

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