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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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zugefügt wird? Er hat uns seinen Schutz in weltlichen Angelegenheiten zugesagt.«
    »Seid gewiss, dass Euch Gerechtigkeit widerfährt, Madame«, versprach er vieldeutig.
    In Alainas Augen war der Edelmann ein überheblicher Gesandter seines Herrn, der nichts als Ärger versprach. Gleichwohl, Methildis von Ennen hatte Diplomatie und Entgegenkommen empfohlen, und sie war der einzige Mensch, dessen Rat sie befolgte. Sie respektierte den Scharfsinn ihrer Meisterin, auch wenn sie manchmal anderer Meinung war. Andrieu akzeptierte ihr Schweigen und wechselte das Thema. »Stimmt es, dass die Beginen auch eine Schule betreiben? Dass sie den Frauen das Lesen und Schreiben beibringen? Wozu?«
    »Es sind in erster Linie Mädchen und Frauen aus wohlhabenden Familien, denen wir diese Fähigkeiten vermitteln, Seigneur. Wenn ihre Väter es wünschen, nehmen wir sie als Schülerinnen auf. Im Hause eines Kaufmannes oder eines Handwerksmeisters ist es mit Sicherheit von Vorteil, wenn die Herrin schreiben, rechnen und lesen kann.« Alaina war von der Richtigkeit ihrer Auffassung so überzeugt, dass sie gar ein kühles Lächeln wagte. Mathieu hatte die Schwester ein wenig verunsichern wollen, aber er merkte, dass das gar nicht so einfach war; also verabschiedete er sie.
    »Dann will ich Euch für heute nicht länger von Eurem frommen Tagwerk abhalten. Danke, dass Ihr gekommen seid.«
    »Gott schütze Euch, Seigneur!«
    Alaina nahm so schnell Abschied, dass die Höflichkeit auf der Strecke blieb. Sie eilte aus dem Prinzenhof, als wären ihr die Garde des Königs und der Inquisitor des Bischofs von Cambrai gemeinsam auf den Fersen. Für heute hatte der Gesandte gesagt und sie damit so aufgeschreckt, dass die beiden Worte in ihren Ohren zur Drohung wurden.
    In Gedanken tief in ihre Ängste um die Sicherheit des Weingartens verstrickt, entging es ihr sogar, dass Andrieu hinter ihr war. Er bog erst an der Wollestraat ab, wo er auf das Haus Cornelis zuging.
    Sein Waffenmeister hatte sich in den vergangenen Tagen auf den Märkten und in den Schänken Brügges umgetan und dabei eine Menge erfahren. Der endgültige Friede mit dem König von Frankreich hatte die Zünfte entzweit, und die Auseinandersetzungen schwelten im Geheimen weiter. Piet Cornelis hatte es schlau vermieden, sich von der einen oder der anderen Partei vereinnahmen zu lassen. Deswegen war sein Einfluss bei Zünften und Magistrat zurzeit besonders groß. Als Mitglied des Schöffenrates, wie der Magistrat offiziell hieß, hatte er an allen wichtigen Entscheidungen Anteil und vertrat in der Öffentlichkeit eine neutrale Politik der vorsichtigen Kooperation mit der französischen Krone. Einige hielten Cornelis sogar für das künftige Stadtoberhaupt.
    Das Anwesen des Tuchhändlers unterstrich seine Bedeutung. Stapelhäuser, Wirtschaftsgebäude und Ställe umgaben ein stattliches Bürgerhaus am Kanalufer, dem nicht viel zu einem Palast fehlte. Die Seitengasse, die zum Haupteingang führte, nannte man in Brügge nur Cornelisstraat.
    Mathieu verharrte unter dem Torbogen und sah sich um. Er kam zu früh, seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es von Vorteil sein konnte, den Turnierplatz zu studieren, ehe der Fanfarenstoß zum Beginn des Kampfes erklang. Der ausgedehnte Innenhof lag menschenleer vor ihm, denn die meisten saßen um diese Zeit zu Tisch. Nur eine weiß-grau getigerte Katze putzte sich in einem Sonnenfleck mit konzentrierter Hingabe. Plötzlich hörte Mathieu Männerstimmen. Sie kamen aus der Richtung der Stapelhäuser. Die Unterhaltung, besser der Streit, wurde in Flämisch geführt, und einer der beiden schien Piet Cornelis zu sein. Seine brummige, leicht abgehackte Sprechweise hatte sich Mathieu eingeprägt. Er hatte ersichtlich Mühe, den anderen von einer Sache zu überzeugen, denn er wurde immer aufgebrachter, während der zweite Mann ein hartnäckiges »Nee, Herr! Nee!« in Variationen wiederholte.
    Mathieu ging langsam in Richtung der Stimmen, bis er in den Hof sehen konnte, ohne selbst erblickt zu werden. In der offenen Tür eines Lagergebäudes sah er, wie erwartet, Piet Cornelis, der einem mittelgroßen, gedrungenen Mann im einfachen Wollgewand zusetzte. Ein Knecht oder ein Handwerker, seiner devoten Haltung nach. Fahle, blonde Haarsträhnen, vermutlich von der Mütze platt gedrückt, die er ständig zwischen derben Fingern drehte, klebten wie eine Kappe auf seinem kugelrunden Schädel, der fast halslos auf schiefen Schultern saß. Das abwehrende Gebrumm des

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