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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Wein bereitstand. Dass Cornelis sich dafür des Französischen bediente, sollte seinem Gast wohl zusätzlich beweisen, dass der Handelsherr nichts zu verbergen hatte.
    Katelin war lange genug im Hause, um ihrem Herrn die Stirn zu bieten, und sie antwortete in der Sprache, die er dafür gewählt hatte. »Ihr habt die Mahlzeit für später bestellt, Herr. Außerdem habt Ihr mir selbst befohlen, dass ich zum Beginenhof gehen soll. Aber ich konnte die Schwester nicht finden, um…«
    »Wer will das wissen, Schwatzliese!« Der Hausherr unterbrach sie rüde. »Deck lieber auf und bring uns Wein. Ich hoffe, wenigstens die Köchin hat ihre Pflicht getan. Ich habe ihr gesagt, dass wir einen wichtigen Gast erwarten. Jan soll Glut herbeischaffen und das Feuer entfachen. Hurtig, eil dich!«
    »Sehr wohl, Herr.«
    Cornelis hatte seine Magd zu den Beginen geschickt? So klar die Haltung des Handelsherrn war, wenn es um die Politik für Frankreich ging, so widersprüchlich kam sie Mathieu im Bezug auf die Beginen vor. Weshalb sandte er ein Mitglied seines Haushaltes in den Weingarten, wenn er offen gegen die Gemeinschaft wetterte? Um zu spionieren? Ein unauffälliger Blick zur Tür zeigte ihm, dass der Kaufmann verärgert war. Seine hochrote Stirn und die bläulich pulsierenden Adern an den Schläfen ließen beinahe einen Schlagfluss befürchten. Dann indes bezwang er seine Erregung und wandte sich dem Gast mit einer Geste zu, die ebenso Resignation wie Entrüstung bedeuten konnte.
    »Es ist ein Elend, mein Freund. Seit es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, meine arme Gemahlin zu sich zu rufen, geht es drunter und drüber unter diesem Dach. Es ist an der Zeit, für eine Nachfolgerin zu sorgen, damit wieder Ordnung einkehrt.«
    Mathieu bekundete seine Anteilnahme in einem stummen Kopfnicken.
    Cornelis hingegen versetzte der Gedanke an diese Nachfolgerin augenblicklich wieder in beste Laune. »Vielleicht könnt Ihr mir schon bald gratulieren. Es gibt da eine Jungfer, wie geschaffen für den Titel der Herrin dieses Hauses. Jung genug, um mir Söhne zu schenken. Anmutig, fromm, bescheiden, fleißig… je nun…«
    Der Kaufmann räusperte sich, weil ihm die eigene Begeisterung ein wenig peinlich wurde. Er hatte nicht so viel verraten wollen. »Nehmt Platz und sagt mir, wie Euch Brügge gefällt. Habt Ihr es schon auf Euch genommen, den Beifried über der Tuchhalle zu besteigen? Nirgendwo hat man einen besseren Blick auf die Stadt und das flandrische Land.«
    »Ihr seht mich beeindruckt von Eurer Heimat«, erwiderte der Ritter freundlich. »Nicht einmal in Paris vernimmt man so viele verschiedene Sprachen.«
    »Brügge gewinnt als Handelsplatz zunehmend an Bedeutung.« Cornelis konnte den Stolz auf seine Heimatstadt kaum verhehlen. »Die Kontore der Hanse, die Niederlassungen der Genueser und der übrigen Südländer wachsen wie Pilze aus dem Boden. Der Magistrat hat erst neulich Kaufleute aus dreißig verschiedenen Nationen gezählt, die bei uns Handel treiben. Waren aus aller Welt werden hier umgeschlagen, Wein, Salz, Wachse, Pelze, Kupfer, Getreide und Luxusgüter.«
    »Nicht zu vergessen Brügger Wolltuch.« Mathieu warf seinem Gastgeber ein Stichwort zu, das jener augenblicklich aufgriff. »Glaubt mir, diese Geschäfte sind schon besser gegangen.«
    »In Brügge? Die Hallen der Tuchbörse und der Beifried künden von vollen Truhen und fetten Auftragsbüchern.«
    »Ihr vergesst die Steuerlast, die Gefahren der Handelswege und die Kosten der Herstellung«, widersprach der Handelsherr.
    »Risiken, die Ihr mit allen anderen Kaufleuten teilt.« Cornelis ging nicht auf diese Feststellung ein. »Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, warum Brügge das Ziel so vieler ausländischer Kaufleute ist?«, fragte er stattdessen. »Es verfügt über einen geschützten Hafen, der aus allen Himmelsrichtungen gut zu erreichen ist.« Mathieu glaubte ihm einen Gefallen zu tun, indem er Brügge rühmte, aber er wurde lediglich mit einem kühlen Blick bedacht. »Brügge bietet jedem Fremden mehr Privilegien als den eigenen Kaufleuten. Aus diesem Grunde haben die Hansekaufleute ihren Stapel von Aardenburg wieder nach Brügge zurückverlegt. Sie können hier ihre fiskalischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, sei es nun den Stapel der Waren betreffend, den Transport, die Waage oder gar den Geldwechsel, zu wesentlich günstigeren Bedingungen abwickeln als ein ganz normaler flandrischer Kaufmann. Robert von Bethune scheint zu denken, dass unsereins

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