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Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)

Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)

Titel: Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Lang
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Sein hübsches, kantiges Gesicht befand sich unmittelbar vor meinem. Unsere Blicke trafen sich, blieben ineinander haften und dann berührten sich unsere Lippen. Er küsste meine Oberlippe, meine Unterlippe. Er küsste meine Nase, meine Schläfen, die Stelle hinter meinen Ohren, meinen Hals und seine Hände glitten an meinen Seiten herunter, zogen mir das Shirt über meinen Kopf aus.
    Himmel.
    Er küsste mich wieder auf den Mund. Dieses Mal drängender, heftiger, gieriger. Seine Lippen glitten an mir hinab.
    Schneller. Hastiger.
    Als hätten wir keine Zeit mehr. Als müssten wir uns beeilen und hätten nicht die ganze Nacht übrig.
     Und plötzlich verging die Zeit so schnell, dass ich keine Gelegenheit hatte, Einzelheiten wahrzunehmen und ich irgendwie auf dem Küchentisch landete – Levi über mir.

Der Bund der Zwölf
     
    A eias Funkwecker sprang auf 01:30 Uhr. Levi starrte hellwach auf die gedimmte Digitalanzeige und lauschte den tiefen Atemzügen seiner Freundin. Er hatte gewartet, bis sie die Schwelle in die Phase des Tiefschlafs überschritten hatte. Das zur Ruhe kommen der Pupillen unter den Liedern, der völlig entspannte Zustand ihres Körpers und der schwere, gleichmäßig verlaufende Atem waren todsichere Indizien.
    Lautlos wie ein Assassine verließ er das Bett, das er und Aeia sich schon seit fast einem Jahr teilten und bewegte sich quer durch den Raum. Er benötigte kein Licht, um die richtige Schranktür aufzuschieben und den verstecken Mechanismus zu betätigen, der das Geheimfach im Schrankboden mit einem leisen Klick öffnen lies. Für das, was er gleich vorhatte benötigte er das Fläschchen mit dem Fentanyl. Ein synthetisches Opioid, das als Schmerzmittel und Narkosemittel in der Anästhesie und als therapeutisches Mittel zur Therapie von chronischen Schmerzzuständen verwendet wird. Levi ließ die genau richtige Anzahl an Tropfen auf das blütenweiße Tuch tröpfeln.
    Genauso wie, wie letzte Nacht.
    Gemessen an seinem Gewicht ist nur ein Hundertstel der Menge an Fentanyl nötig, um die gleiche Wirkung wie Morphium zu erzielen. Bei Aeias Körpergewicht würden schon zwei zusätzlich Tropfen zu ihrem Tod durch Atemdepression führen.
    Geräuschlos kam er zurück, stellte sich neben Aeia und hielt ihr das Tuch im Abstand von einem Zentimeter vor Nase und Mund. Die Wirkung setzte fast augenblicklich ein. Ihr Atem verlangsamte sich. Dramatisch. Levi wartet eine Minute. Er war bereit sie Mund zu Mund zu beatmen, sollte er die Dosis doch zu hoch angesetzt haben. Was allerdings unwahrscheinlich ist. Levi war ein ausgezeichneter Anästhesist.
    Aeia atmete langsam, sehr langsam, aber auch regelmäßig. Jetzt schaltete Levi die Nachttischlampe an. Wie hübsch sie ist. Das ist das letzte Mal, versprochen Süße. Mein Engel.
    Die Erinnerung begann stets gleich.
    Den ominösen Umschlag hatte Levi vor 14 Monaten von einem Fremden auf Gleis drei am Freiburger Hauptbahnhof entgegengenommen. Es war der erste Auftrag, den er für den Bund der Leviten erledigen sollte. Der Einzige und Letzte. Die SMS mit den Daten des Treffpunkts und dem Codewort hatte er zwei Stunden zuvor erhalten. Der Bund legte Wert darauf im Verborgenen zu operieren. In Levis Augen war das übertrieben. Niemand verfolgte sie, niemand kannte sie. Sie waren keine Terroristen. Kein Geheimbund mit Wiedererkennungswert. Tatsächlich wurde die Tradition, die Zugehörigkeit der Leviten von dem Vater an den Sohn weitervererbt. Seit über zweitausend Jahren. Seit jener denkwürdigen Nacht am Berg Sinai, als Mose den Leviten befahl die Abtrünnigen zu morden, die das goldene Kalb, ein Götzendbild erschaffen hatten und sich von Mose und Gott abgewandt hatten.
    Die Tradition erforderte, dass jeder Sohn Levi, jeder Spross einen Auftrag im Dienste des Bundes zu erfüllen hatte.
    Als Levi den Umschlag öffnete wurde ihm die Tragweite seines Erbes, seiner Zugehörigkeit zum Bund bewusst. Er betrachtete lange das Foto auf dem eine Gruppe Studenten abgelichtet war. Mit schwarzem Filzstift war ein Kreis um den Kopf eines hübschen Mädchens gemalt. Um die junge Frau, die jetzt vor ihm im Bett lag und mehr als nur schlief.
    Die Wirkung des Fentanyl würde eine Stunde anhalten. Mehr als genug Zeit, um ihr einen halben Liter Blut abzuzapfen und an die Kontaktperson, die bereits unten vor dem Haus wartete zu übergeben und sich dann wieder unbemerkt neben sie ins Bett zu stehlen.
    Sie wird nie erfahren, was ich getan habe. Und ich will nie erfahren wozu ich das

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