Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)
getan habe.
Die Erinnerung setzte wieder ein. Der Auftrag den er im Umschlag fand war unmissverständlich. Er musste der jungen Frau nahe genug stehen, um alles Nötige zum richtigen Zeitpunkt tun zu können. Um bei dem verabredeten Zeichen sofort, ohne Zeit zu verlieren zur Tat schreiten zu können.
Levi hatte oft darüber nachgedacht, warum der Bund der Zwölf gerade ihn für diesen Auftrag ausgesucht hatte. Vielleicht weil er Medizin studiert und es keine allzu große Schwierigkeiten bedeutete das Fentanyl zu beschaffen oder über genügend Geschick zu verfügen ihr unbemerkt Blut abzunehmen. Vielleicht weil er wie das Opfer aus Freiburg kam. Oder vielleicht weil er zu dem Zeitpunkt solo, also sich in keiner festen Beziehung befand. So viele Ungewissheiten.
Tatsache ist, dass sich Aeia hoffnungslos in ihn verliebt hatte und er sich hoffnungslos in sie. Fakt ist, dass er aus allen Wolken fiel, als vor zwei Tagen der in Vergessenheit geratene Anruf, ihn wie eine Abrissbirne traf, ihn völlig überraschte und überforderte. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, diesen einen Auftrag entgegen zu nehmen, ihn zu erfüllen. Die Alternative wäre die bittere Konsequenz gewesen aus dem Bund der Leviten entlassen zu werden und Schande über die toten Gebeine seines Vaters zu bringen. Geschweige denn die Konsequenzen fürchten zu müssen, die es bedeuten würde, falls er aus dem Bund austrat. Vielleicht wäre sein oder schlimmer Aeias Leben in Gefahr.
Aeia hatte sich gestern Morgen schrecklich übergeben müssen. Wie leid sie ihm tat. Wie leid sie ihm tun würde, weil sie sich in weniger als sechs Stunden wieder übergeben wird. Die Nebenwirkungen des Mittels sind nicht abzuwenden. Aber dann ist die Sache vorbei. Gott sei Dank.
Levi setzte die Kanüle in Aeias Unterarmbeuge an und drückte sie in das weiche Fleisch, bis rubinroter Saft den Schaft entlang schoss. Nun schloss er den dünnen Schlauch an und lenkte den Strom ihres Blutes in einen Blutkonservenbeutel aus Plastik.
Todesangst
S echs Stunden später, sechs Kilometer entfernt, entlockte der junge Sportlehrer Luise Kleist sinnliche Laute. Es gab nichts, das gegen einen Quickie vor Sonnenaufgang sprach. Nicht wenn es nach Luises Vorlieben ging.
Sie war ein Genie, ohne Zweifel. Hatte eine KIF erschaffen, was den Nobelpreis verdient hätte. Es grenzte an ein Wunder, dass sie nach ihrer Arbeit im Institut überhaupt noch Zeit fand, sich mit attraktiven Männern zu treffen und nicht komplett in ihrer Arbeit versank. Aber für Luise waren die nächtlichen Eskapaden der Ausgleich den sie brauchte, wie andere Jogging oder Yoga.
Der Sportlehrer war allerhöchstens vier Jahre älter als sie. Ihm war klar, dass er sich keine Hoffnungen zu machen brauchte. Hoffnung auf mehr. Mehr als eine oder zwei, oder drei abenteuerliche Nächte und fantastischen Sex mit der überirdisch gut aussehenden Lu. Mehr als nur ein paar Treffen, ein paar One-Night-Stands. In Lus Vokabular existierte das Wort Beziehung überhaupt nicht.
Lebensgefährte? Undenkbar.
Lu liebte leidenschaftlichen, unkomplizierten Sex ohne Verpflichtungen und sie liebte ihren Job. Sie behauptete von sich, es mit keinem Mann länger als eine Woche auszuhalten, oder sich öfters als nötig im Jahr für die eine schönste Sache der Welt, mit dem gleichen Mann zu verabreden. Das hatte einen ansehnlichen Verschleiß zur Folge. Sie war wie eine Gottesanbeterin, nur dass ihre Liebhaber im Vergleich zu dem Insekt nach dem Liebesakt nicht von ihr gefressen wurden.
Der Sportlehrer wird keine Ausnahme darstellen.
Aber e r ist ein toller Liebhaber.
Für Lu war guter Sex wichtig. Und sie hatte das notwenige Aussehen, dass ihr die Männer scharenweise nachliefen. Aber da war kein Platz für mehr. Kein Platz für Gefühle.
Dagon, hatte sich ohne größere Schwierigkeiten Zugang zu dem Appartementhaus verschaffen können. Seine Mission war einfach. Er sollte die Doktorin zu Samuel bringen. Lebend. Damit er, wie letzte Nacht bei dem Typen im Institut, das Opferritual an ihr vollziehen konnte. Sie musste leben, um durch Samuels Hand erdolcht zu werden. So schrieb es der Katechismus vor, dem er sich verschrieben hatte. So befahl es Samuel, dem er diente. Dienen musste, bis er seine Pflichten erfüllt hatte und selbst zum Meisteranwärter aufsteigen konnte. Dann würde er selbst bestimmen können.
Lautlos erklomm er eine Stufe nach der anderen, bis in den dritten Stock. Niemand kam ihm entgegen. Niemand bemerkte
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