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Begraben

Begraben

Titel: Begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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einer knappen Bewegung einen Schlag ins Gesicht. Dann noch einen. Benoît nahm Rache. Blut und Schmerzen hatten ihn nie gestört, im Gegenteil, sie elektrisierten ihn geradezu. Der ehemalige Ringkämpfer setzte den Gewehrlauf dicht neben Juliens Auge an und grinste.
    »Weißt du was, ich werde mir Zeit lassen und mit dir genau das machen, was du deinen Katzen angetan hast. Anschließend kümmere ich mich um Cyrille. Sie wird sich nicht einmal mehr daran erinnern, dir je begegnet zu sein.«
    In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, fiel Benoît vornüber, die Nadel einer Spritze im Rücken. Hinter ihm stand ein Wächter, den Julien zuvor nicht bemerkt hatte. Dem Mann fehlten die Finger der linken Hand.
    »Ich bin Erawan, ich habe das Video gemacht«, erklärte der Mann auf Englisch mit starkem thailändischem Akzent. »Ich habe Ihrer Freundin geholfen, sich zu befreien, und habe die Tiere rausgelassen. Wir müssen schleunigst von hier verschwinden.«

54
     
    Julien richtete sich auf und befreite sich von Benoît Blakes leblosem Körper.
    »Danke für deine Hilfe«, sagte er zu Erawan. »Ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Wo sind die anderen Wachen?«
    »Im Labor, sie sind k.   o. Aber es können jederzeit noch weitere auftauchen.«
    Julien lief zum Kernspin.
    »Cyrille!«, rief er leise.
    Die junge Frau lag zusammengekrümmt auf der Seite. Als er um den Untersuchungstisch herumging, bemerkte Julien das Blut, das am Bauch durch ihre Kleidung drang.
    »Cyrille …«
    Sie war blass, das Haar klebte ihr an der Stirn, ihre Lippen waren bläulich verfärbt. Doch sie atmete, wenn auch schwach. Er musste sie so schnell wie möglich von hier wegbringen. Julien umschlang ihren Körper, um sie anzuheben. Cyrilles Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen.
    »Lass mich …«, stieß sie mühsam hervor.
    Cyrille hatte keine Kraft mehr und wollte nur noch ihre Ruhe haben. Sie spürte ihre Beine nicht mehr, doch das war nicht schlimm, es war fast angenehm, in diesem dichten Nebel zu treiben.
    Sie öffnete die Augen, und ein merkwürdig pfeifendes Geräusch kam aus ihrem Mund.
    »Verschwinde … ruf die Polizei. Ich kann warten.«
    Juliens Hände wurden feucht.
    Er beobachtete sie und wusste, dass sie log. Wenn man sie nicht so schnell wie möglich in ein Krankenhaus brachte, wäre sie in ein paar Stunden tot.
    »Wach auf, Cyrille!«
    Mühsam schlug sie erneut die Augen auf. Julien sprach laut und deutlich und betonte jede einzelne Silbe, um den Nebel zu durchdringen, der ihren Geist einhüllte.
    »Sieh mich an.«
    Mühsam hob sie die Lider. Die geweiteten Pupillen zogen sich zusammen. Ihre Lippen waren jetzt fast dunkelblau, die Haut war leichenblass. Das Leben wich aus ihrem Körper. Julien blickte Cyrille flehend an. Sein Kinn zitterte leicht.
    »Jetzt hör mir gut zu! Vor nun fast zwanzig Jahren habe ich das Schlimmste nicht verhindern können. Du weißt, dass meine Mutter alles für mich war. Aber an jenem Tag konnte ich sie nicht beschützen, wie ich es hätte tun müssen. Ich habe sie allein gelassen, habe mich nicht zwischen die beiden gestellt. Ich glaubte, sie sei stark genug, doch sie schaffte es nicht.«
    Eine Träne rann über seine Wange. Cyrille vernahm jedes einzelne Wort. Mit schmerzerfüllter Stimme fuhr er fort:
    »Als ich dir begegnet bin, glaubte ich, sie wiedergefunden zu haben. Oder zumindest jemanden, der die gleiche Flamme in sich trägt. Du warst nicht besonders selbstsicher und die Ehefrau dieses alten Irren, der deiner nicht würdig war, doch ich wusste, wie du im Innersten bist, und das war unheimlich schön … Als ich dich vor zwei Wochen wiederfand, hattest du dich sehr verändert. Du warst ein Schatten deiner selbst geworden. Doch ich habe heute die Cyrille wiedergefunden, die ich liebte. Nun kann ich nicht einfach gehen und dich hier zurücklassen. Nicht nur meinetwegen, sondern auch wegen all der Menschen, denen du in Zukunft helfen musst.«
    Er deutete mit dem Kinn auf die beiden am Boden liegenden Männer.
    »Wenn jemand wie meine Mutter oder wie du einfach verschwinden, was bleibt dann?«
    Er streichelte Cyrilles Wangen, die sich ein wenig röteten.
    »Ich bringe dich zurück nach Hause, ob du willst oder nicht. Du musst dich ans Leben klammern und darfst mich nicht im Stich lassen. Ich brauche dich noch.«
    Cyrille deutete ein Nicken an.
    »Vertraust du mir?«
    Erneutes leichtes Nicken.
    »Okay«, fiel Erawan ein, »wir müssen von hier verschwinden.«
    *
    Es war vier Uhr morgens, als

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