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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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hervor, mit dicken, rotbraunen Geldbündeln.
Eine leichte Röte überflutete seine Haut. Ein Haifischlächeln
zog vorüber und verschwand.
Ich schielte zu Grorud. Er lächelte nicht.
Bündel für Bündel zog Hauger das Geld aus der Tasche.
Schweigend stapelte er es aufeinander, in gleichen Haufen. Sein
Mund bewegte sich still.
Grorud verlagerte den Blick. Auch er wurde eingefangen von
dem ständig wachsenden Betrag.
Mons Vassenden stand da und trippelte von einem Fuß auf den
anderen. Er pumpte mit den Fäusten und atmete schwer ein und
aus, ein und aus.
Als Axel Hauger fertig gezählt hatte, blieb er mit einer Hand
in der leeren Tasche stehen, als erwarte er, daß noch mehr darin
sein müsse. Düster sah er auf die Tischplatte hinunter, wie ein
Chirurg am Ende einer mißglückten Operation.
Mons Vassendens Knie zitterten derart, daß ich mich besorgt
fragte, wie lange er sich wohl noch auf den Beinen würde halten
können.
Axel Hauger hob den Blick wieder. »Du hast bezahlt – bis
einschließlich gestern « , sagte er.
»Ja, ich, es ist …« Mons Vassenden schwankte. Einen Augenblick sah es so aus, als würde er fallen, aber er fand die Balance
wieder, indem er den einen Arm hob und sich an eine unsichtbare Wand, zehn Zentimeter rechts von ihm, stützte.
»Es ist alles, was ich habe, Hauger! Ich bin pl-pleite! – Die
Wohnung, das Auto, die Einrichtung – ich hab’ nicht mehr, als
was ich hier am Leibe habe. Bitte, laß mich nicht – laß es genug
sein, sag, daß es okay ist …« Er war jetzt völlig aufgelöst. Die
Tränen liefen wie bei einem riesigen Leck aus seinem Rohrsystem. »W-wenn nicht, dann bring’ ich mich um – und dann
kriegt ihr gar nichts mehr!«
»Das ist vielleicht das beste«, murmelte Hauger.
»Ka-kannst du nicht ein-einfach heute gestern sein lassen? Das
bedeutet doch nichts für euch! Ihr habt genug. Ich habe nichts
mehr!«
Hauger sah zu mir herüber. »Und was ist mit deinem Freund
da? Hat er nichts beizusteuern?«
Ich schüttelte den Kopf und erwiderte starr den Blick. »Ich bin
nur der Bürge für seine Gesundheit, nicht für seine Schulden.«
Svein Grorud machte eine winzige Bewegung. Alles, was er
tat, war, sein Körpergewicht von einem Bein aufs andere zu
verlagern, aber die Bewegung zeugte von so viel geladener
Energie, daß es in meinen angespannten Muskeln vibrierte.
»Bi-bitte! Das ist doch schon vi-viel!«
Stille zog durch den Raum wie eine entzündete Lunte.
Svein Grorud steckte Finger und Däumchen unter die Handflächen.
Ich erstarrte in Erwartung der Explosion.
Dann ließ Axel Hauger einen Chinaböller fallen. »Na gut!« Er
sah streng zu Grorud. »Mehr ist hier wohl nicht zu holen.«
Grorud schien nicht einverstanden zu sein. Er war der Typ, der
gewohnt war, Wasser aus Steinen zu pressen.
Ich schielte zu Mons Vassenden. Die Knie hatten sich beruhigt. Das Leck schloß sich langsam wieder.
Axel Hauger verließ seinen Posten am Schreibtisch. Er stellte
sich direkt vor Vassenden auf. »Aber das bleibt dann völlig
unter uns, ist das klar?«
Vassenden nickte.
»Höre ich ein Wort davon, daß etwas durchsickert …« Er
nahm mich in den Kreis auf. »… von irgendeinem von euch,
dann ist das der Deckel zur Kiste, sofort, und ich meine die Kiste.«
Zum erstenmal lächelte Svein Grorud, ein schläfriges, fast
verträumtes Lächeln, als dächte er eigentlich an etwas ganz
anderes.
»Wo bestellst du sie?« fragte ich. »Und ich meine die Kisten.«
»Ve-Veum! Wir gehen! Wir sind fertig!« Vassenden faßte
mich am Arm und zog mich zur Tür. »Wiedersehen.«
Aber vor der Tür stand Svein Grorud, und er lächelte nicht
mehr.
Vassenden hielt inne, mit einer Miene wie jemand, der plötzlich feststellen muß, daß er in eine Falle geraten ist.
Axel Hauger sah mich an, nachdenklich, als überlege er, mich
zur Versteigerung freizugeben, sei sich aber noch nicht sicher,
wie hoch er den Preis ansetzen solle.
Dann nickte er Grorud kurz zu, der, ohne eine Miene zu verziehen, zur Seite trat und uns vorbeiließ. Das Angebot stand.
Der Preis war klar.
Vassenden öffnete die Tür zum Vorzimmer. »D-dann ist alles
in Ordnung?«
Hauger nickte. »Ich werde euch hinausbringen.«
»Das ist nicht nötig.«
»Du willst doch wohl deinen Schuldschein mitnehmen, oder
hattest du vor, noch weiter zu zahlen?«
»Nein, natürlich, i-ich …«
»Ich muß nur schnell was unterschreiben …« Er nickte zum
Vorzimmer.
Ich hielt den Blick starr auf Svein Grorud geheftet, als wir

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