Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
Vom Netzwerk:
Gunnar Larsen, an ihre
Skistöcke gelehnt, und sich, eine Apfelsine schälend, die
Ostersonne wie eine frische Brise durch das Haar fließen lassen.
    Statt dessen saß sie da und lauschte geduldig der Stimme am
anderen Ende der Leitung, während sie irgend etwas auf einem
Blatt Papier notierte. »Ja. Genau. Ja.«
    Mons Vassenden bewegte sich unruhig. Ich sah mich um. Es
war ein einfach ausgestattetes Vorzimmer. Links von der
Sekretärin standen ein Computermonitor und die Tastatur, rechts
von ihr ein Telefax. An der einen Wand standen drei Holzstühle
und ein kleiner Tisch. Es lag kein Lesestoff darauf. Die hierherkamen, hatten sicher genug damit zu tun, die roten Zahlen auf
ihren Kontoauszügen zu lesen.
    Vassenden räusperte sich nervös und starrte krampfhaft auf die
Tür am anderen Ende des Raumes. Sie war mit Leder gepolstert
wie die Tür zu einem Arztsprechzimmer oder einer Folterkammer, und kein Laut war durch sie zu hören.
    Die Frau beendete gerade das Telefonat. »Ja. Ich habe es
notiert. Ich werde ihn bitten anzurufen, sobald er zurück ist.
P. E. Jansson. Zimmer 1940.« Sie verdrehte die Augen. »Das
habe ich! – Wiederhören!«
    Sie legte auf, schob den Zettel zur Seite und schenkte uns eine
längere Version ihres Lächelns.
Es war ein Lächeln, das eine ganze Werbekampagne hätte
bestreiten können, offen, strahlend und voller weißer Zähne.
Aber trotzdem war nicht zu übersehen, daß es ziemlich starre
Konturen hatte, als wäre es mit künstlichen Konservierungsstoffen hergestellt.
Ich lächelte zurück. »Guten Tag. Mein Name ist Veum. Dies
ist Mons Vassenden aus Bergen. Er hat eine Verabredung mit
Grorud.«
»Der ist im Moment gerade sehr beschäftigt. Ich habe die
Anweisung bekommen, daß er weder Telefonate entgegennimmt
noch …«
Ich nickte zu ihrem Schreibtisch. »Du hast es sicher auf deinem Block stehen.«
»E-e-er erwartet mich!« wimmerte Vassenden hinter mir.
Die junge Frau ließ ihren Finger über den Tischkalender
gleiten. »Vassenden?« Sie blickte rasch auf. »Ich bin hier nur
zur Aushilfe und habe gerade erst angefangen.« Sie senkte den
Blick wieder. »Ich kann es nicht finden.«
»E-e-es wird nicht lange dauern«, sagte Vassenden mit dünner
Stimme. »Sag Grorud einfach, daß er weiß, worum es geht. Ruf
nur an und sag, daß Mo-Mons Vassenden da ist. Ich habe vor
knapp einer Stunde mit ihm gesprochen!«
Sie sah mich an, und ich nickte bestätigend.
Dann griff sie nach dem Telefonhörer, drückte eine Taste und
wartete einen Augenblick. »Hier Marit. Tut mir 1 …«
Sie wurde unterbrochen. »Doch, das hab’ ich notiert, aber hier
steht ein Mann und sagt, er heiße – Vassenden? Mons Vassenden – und er hätte eine Verabredung mit dir.«
Die Reaktion war tadellos, so laut, daß wir mithören konnten,
und Vassenden schoß in die Höhe wie eine Tontaube.
Das Mädchen mit dem Namen Marit legte den Hörer auf. »Er
kommt …«
Die gepolsterte Tür ging auf, ein Mann kam heraus, heftete
seinen Blick auf Mons Vassenden, ließ ihn dann zu mir gleiten –
und hielt abrupt inne.
Er war kein Riese, nur ungefähr eins neunzig groß, breitschultrig und kräftig. Er trug einen dunklen Anzug, einen perlgrauen
Schlips und ein olivfarbenes Hemd. Sein Gesicht war massiv
und fast unbeweglich, das Haar kurz geschnitten, dunkelblond
mit grauen Strähnen, und er vermittelte den Eindruck chronisch
zurückgehaltener wilder Wut, als könne er dir jeden Moment
direkt ins Gesicht springen.
Sein Blick schweifte zwischen uns hin und her. »Vassenden?«
Vassenden hob die Hand wie der Musterschüler in der Klasse.
»D-das bin i-ich.«
Er fixierte ihn auf eine Weise, daß es mir kalt den Rücken
herunterlief. »Du hast nichts von einer Begleitung gesagt.
Brauchtest du – einen Aufpasser?«
Er maß mich mit Blicken, als hätte er noch einen Sarg, den er
nicht mehr brauchte. »Und du bist …?«
»Veum.«
Er probierte den Namen wie ein Kenner eine Prise Schnupftabak. Er schmeckte wohl nicht, denn er spuckte ihn sofort wieder
aus.
Ein anderer Mann tauchte in der Tür hinter ihm auf. Er war um
die Vierzig, mit blondem, gesträhntem Haar, halb lang an den
Ohren und im Nacken und oben hübsch toupiert. Sein Lächeln
war schmal und steif, und die Augen, aus denen er uns ansah,
waren voller Schneegestöber. Der zweireihige, graue Anzug
unterstrich eine kompakte, etwas gedrungene Körperform, wie
bei einem nicht ganz ausgewachsenen Konfirmanden. »Wer ist
das, Svein?« fragte

Weitere Kostenlose Bücher