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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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und die Kleiderbügel würden klappern, wenn ich
versuchte, mich hineinzupressen.
Das einzige Versteck war …
Mit einer schnellen Bewegung ging ich in die Knie und sah
darunter.
… unter dem Bett!
Ich sah nur Staub. Als ich mich darunterzwängte, hörte ich
erneut Schritte. Ich hatte mich gerade eben zurechtgelegt, dicht
an die Wand, als die Tür zum Flur ganz aufgeschoben wurde
und das Licht flach und entlarvend in den Raum fiel, dorthin, wo
ich eben noch gestanden hatte.
20
    Eine Frau hatte das Zimmer betreten. Von meinem Platz aus
konnte ich nur ihre Beine bis zu den Knien sehen. An dem Teil
war nichts auszusetzen. Ihre Unterschenkel waren schmal und
wohlgeformt und steckten in hautfarbenen Strümpfen mit einer
diskreten Zickzackborte an der Außenseite. Die Schuhe waren
dunkelrot, mit halbhohen Absätzen.
    Sie summte leise vor sich hin und ging zu der Kommode mit
dem großen Spiegel. Jetzt sah ich auch ihre Schenkel und den
unteren Teil ihres terracottafarbenen Rocks. Sie strich den Rock
glatt, lehnte sich vor und richtete den Spiegel.
    Vorsichtig bewegte ich den Kopf nach vorn. Jetzt konnte ich
weit genug sehen, um festzustellen, daß sie eine dunkelblaue
Seidenbluse trug, aber ich konnte immer noch nicht sehen, wer
sie war, und weiter vor wagte ich den Kopf nicht zu recken.
    Sie blieb vor dem Spiegel stehen. Während sie sich darin
betrachtete, hob sie die Arme. Kurz darauf hörte ich das
Geräusch von etwas Hartem, Metallischem, das auf die Kommode gelegt wurde. Ich tippte auf ihre Ohrringe.
    Die Melodie, die sie summte, war eine sehr viel langsamere
und leicht zerstreute Version von I can’t give you anything but
love, baby. Ich ging davon aus, daß sie dabei nicht an mich
dachte.
    Fast im Takt mit der Melodie knöpfte sie ihre Bluse auf. Dann
drehte sie sich um, und während sie zum Schrank hinüberging,
zog sie die Bluse aus. Sie griff nach einem Kleiderbügel im
Schrank und hängte die Bluse auf, immer noch außerhalb
meines Blickfeldes.
    Mit einem scharfen Laut öffnete sie den Reißverschluß an der
Seite ihres Rocks und ließ ihn fallen. Sie stieg heraus, und als
sie sich hinunterbeugte, um ihn aufzuheben, sah ich ganz kurz
ihr tiefrotes Haar und die porzellanweiße Haut ihrer Schulter.
    Sie trug einen perlgrauen Seidenunterrock mit Spitzenrändern.
Ihr Körper war schlank und wohlproportioniert, die perfekte
Kombination aus Leichtigkeit und Schwere, jeweils an den
richtigen Stellen.
    Sie ging zur Kommode zurück, rollte die Strümpfe herunter,
setzte sich auf den Klavierhocker vor der Kommode und zog sie
ganz aus. Dann griff sie nach einer Bürste und begann, sie mit
langsamen, energischen Bewegungen durch ihr Haar zu ziehen.
    Das Gesicht nahm rege an dem Vorgang teil. Ich sah sie jetzt
ganz. Es war sie , die Frau, die ich immer noch wiederzuerkennen glaubte.
    Ich lag mäuschenstill. Wenn ich sie sehen konnte, konnte sie
auch mich sehen, wenn sie zufällig einen Blick unter das Bett
warf.
    Plötzlich wurden ihre Bewegungen langsamer, und ich sah,
daß ihr Gesicht einen hellwachen, lauschenden Ausdruck
annahm.
    Ich erstarrte.
Hatte sie …?
Aber nein, ihre Aufmerksamkeit galt der Tür.
Die Haustür schlug zu. »Hallo?« erklang von dort ein Ruf.
»Merete?«
»Ich bin hier drinnen!«
Ich hörte wieder das Geräusch des Kleiderbügels und danach
    Schritte im Flur. Ein Schatten füllte die Türöffnung, und Axel
Hauger betrat das Schlafzimmer.
Sie sah ihn im Spiegel an. »Wie ist es gelaufen?«
»Gut, glaube ich.«
Er trat ganz an sie heran, beugte sich hinunter und legte die
Arme um sie, bedeckte mit jeder Hand eine Brust und küßte
ihren Nacken.
Sie legte den Kopf zurück, mit Mattlack im Blick und einem
feuchten Schleier auf den Lippen.
Ich hatte Staub in die Nase bekommen. Es kribbelte.
»Hast du mit ihm gesprochen?«
Er küßte sie direkt unter dem Ohr, und sie wandte ihm ihr
Gesicht zu. Die Lippen auf zwei Zentimeter Abstand von seinen
wartete sie auf die Antwort.
»Aber er hatte Hellesø bei sich.«
»Also hast du nicht …?«
Er lächelte leicht. Ich sah, wie er ihr vorsichtig in die Brustwarzen kniff. »Doch. Ich hab’ es ihm gesagt, als wir kurz auf
der Toilette waren.« Er schmunzelte. »Während wir da standen,
jeder mit seinem Füller in der Hand, sozusagen. Wir hätten
gleich da den Vertrag unterschreiben können.«
Sie schob die Zungenspitze zwischen den Lippen hervor, wo
sie liegenblieb und über ihn wachte wie ein rosa Reptil. »Und
…?«
»Ich

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