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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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auch mit Bergen telefoniert.«
»Nit Be-bergen?«
»Birger Bjelland. Er hat gesagt, dieser Veum ist ein verdammt
aufdringlicher Schnüffler, der sich mit einem Nein nicht
abwimmeln läßt.«
»Oh?«
»Bist du sicher, daß du ihm nie begegnet bist?«
»Sicher … Jedenfalls habe ich ihn nicht wiedererkannt!«
»Er hat also nie – gesehen, was ich jetzt sehe?«
Sie wimmerte. »Nein! Ich … Nicht so doll!«
»Weißt du, was Bjelland gefragt hat?«
»Nein?«
»Er hat gefragt: Sollen wir ihn in die Mangel nehmen, endgültig, wenn er wieder nach Hause kommt? Ich sagte: Noch nicht.
Ich rufe an, wenn es nötig werden sollte.«
Jetzt schrumpfte auch der Füller in meiner Tasche. Ich fürchtete, er würde gleich lecklaufen.
Er stand abrupt auf. »Du hättest nichts dagegen?«
»I-ich? N-nein!«
Das Klirren einer Gürtelschnalle. »Sicher?«
Es klatschte auf ihrer nackten Haut, und sie schnappte nach
Luft. »Ja! Ganz sicher!«
Seine Hosen blieben in einem Haufen um seine Knöchel
liegen, und er fiel schwer über sie. Das Bett kam meinem Kopf
noch ein paar Zentimeter näher.
»Oh, ja – Axel!«
Er stieß sich vom Boden ab, und plötzlich schien sich der
ganze Raum zu bewegen. Die Federn über mir quietschten,
während Axel Haugers heisere, an Lachen erinnernde Ausbrüche sich mit den zwitschernden Wortschleifen der Frau
mischten: »Oh, Axel, was tust du, o Gott, o ja, du bist so tief, o
Axel, o Axel, o …«
Der Rhythmus wurde immer heftiger. Gleichzeitig baute sich
in meinem Kopf ein unausweichliches Niesen auf. Es ließ mir
die Tränen in die Augen schießen und preßte sich durch meine
Nasengänge, wie von einer inneren Explosion in Bewegung
gesetzt, während ich mir die Nase zukniff, die Augen schloß und
die Zähne zusammenbiß.
Man sagt, daß Niesen und Orgasmus verwandte Phänomene
sind. Vielleicht war es also eine Art Ansteckung, eine galoppierende Übertragung, die mich befiel. Im selben Augenblick, als
die beiden direkt über mir einen betterschütternden Höhepunkt
erreichten, begleitet von Stöhnen und Seufzen und Worten, die
sich zu einem nirwanischen Nonsens verbanden, nieste ich mit
einer Detonation, die den Raum in tausend Stücke zerriß und die
Überreste in einer gelähmten, verzerrten und vollkommenen
Stille hinterließ.
21
    »Hast du gehört?«
»Verdammt, was war das?«
Ich öffnete die Augen, stieß mich mit den Füßen von der
    Wand ab und schob mich mit krummem Rücken ins Zimmer,
genau neben ihre verknäulten Beinpaare.
Ich rappelte mich auf und drehte mich zu ihnen um.
Eine Zehntelsekunde lang gaben wir ein lächerliches Bild ab,
eine Klischeedarstellung vom betrogenen Ehemann, der die
untreue Ehefrau mit feurigem Liebhaber auf so frischer Tat wie
nur möglich ertappt.
Axel Hauger hatte sich auf den Rücken gerollt, sein Glied wie
ein glänzendes Tauende zwischen den Beinen. Die Frau lag in
einer merkwürdig verdrehten Stellung da, den Hintern in die
Luft gestreckt, das Gesicht teilweise in meine Richtung gedreht
und alle Notausgänge weit geöffnet. In der Sekunde, als sie
meinem Blick begegnete, kam ihre eine Hand zwischen den
gespreizten Beinen hervor, in einem verspäteten Versuch, das
Fenster wegen Durchzug zu schließen. Ich hätte in dem Moment
nicht sagen können, daß ich sie wiedererkannt hätte. 1965 hatte
sie in weitaus damenhafterer Position dagelegen. Aber in ihrem
Blick spiegelten sich meine Gedanken, und es war ganz sicher
nicht die Wiedersehensfreude, die darin dominierte.
»Veum!« brüllte Axel Hauger und sprang auf.
Ich stürzte zur Tür.
Als ich einen Blick zurück warf, sah ich, wie er vornübertaumelte, in seinen eigenen Hosenbeinen gefangen, und der Länge
nach auf dem Boden landete, mit einem Fluch auf den Lippen,
den nur ein Schwede mit solchem Nachdruck formulieren kann.
Als ich auf den Ausgang zulief, hörte ich ihn hinter mir schreien: »Veum! Ich bring’ dich um! Der Teufel soll … ich brr …«
Ich unterbrach ihn, indem ich die Tür öffnete und hinter mir
wieder zuknallte.
Ich stürmte die Treppen hinunter, um so weit wie möglich zu
kommen, bevor der Teufel seine Hosen hochgezogen hatte, und
rannte in einem irren Tempo über den Hof. Eine schwarzweiße
Katze lief zielstrebig wie ein Blindgänger die gegenüberliegende
Wand entlang, strich an den Abfallkübeln vorbei und verschwand.
Auf dem Bürgersteig trennte ich ein Liebespaar, lange bevor
die Zeit gekommen war, und bekam eine Flut spontaner Flüche
nachgeworfen.
Ein Taxi kam in trägem

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