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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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hast du denn da?«
»Ich glaube, ich habe noch einen Rest Wodka.«
»Das klingt einladend.«
Ich setzte mich aufs Sofa, während sie ein hohes, schweres
Schnapsglas holte und eine Wodkaflasche, die sie auf der
Dänemarkfähre gekauft hatte. Sie ging in die Küche und holte
Eiswürfel und einen Mixer, der in der Farbe zu ihrem Pyjama
paßte.
»Willst du nichts?«
»Nein danke. Nicht um diese Tageszeit, an einem gewöhnlichen Donnerstag, außerdem habe ich morgen einen Job.« Sie
sah mich milde vorwurfsvoll an, als hätte ich ihn ihr besorgt.
Ich nahm einen kräftigen Schluck. Das hier war nicht zum
Nippen gedacht, sondern Krisenmedizin.
Dann wurden ihre Augen groß und dunkel. »Ich hatte nicht
gedacht, daß – was geht hier eigentlich vor? Ich bin zur Polizei
bestellt worden, und sie haben mich ausführlich nach allem
gefragt, was gestern passiert ist, wer ins Büro gekommen ist,
wer angerufen hat und – was du da gemacht hast!«
»Du hast von – Jansson gehört?«
Sie nickte ernst. »Furchtbar, stell dir vor, allein der Gedanke,
aus dem neunzehnten Stock gestoßen zu werden!«
»Und als ich der Polizei zeigen wollte, wo das Büro von Svein
Grorud lag, da war dort kein Büro mehr!«
Sie sah mich verständnislos an. »Was? War da kein – aber das
ist doch unmöglich, du mußt ins falsche Haus gegangen sein –
Urtegate, Nummer …«
»Wir waren im richtigen Haus. Ich habe die Räume wiedererkannt. Aber alles war leer geräumt, als wäre nie jemand dagewesen. Hattest du … hattest du nicht irgendwie das Gefühl dort,
daß alles nur für diese Gelegenheit aufgestellt war, daß da
eigentlich gar kein Büro war?«
»Daß da kein Büro war? Aber du hast es doch selbst gesehen!
Sie sollen einfach Frau Monsen anrufen, meine Chefin. Alle
Aufträge werden ordentlich archiviert, also daran besteht
jedenfalls kein Zweifel. Aber jetzt, wo du es sagst …«
»Ja?«
»Es war irgendwas Merkwürdiges an den Räumen, was – ja,
Unbewohntes, verstehst du? Die Möbel waren einfach nur da, es
hing nichts an den Wänden, und die Toilette, von der will ich
gar nicht reden, das allein war Grund genug, weiteres Arbeiten
dort zu verweigern!«
»Hm. Siehst du.«
Sie lehnte sich über den niedrigen Couchtisch, stützte das Kinn
auf die Hände und starrte mich an. Ihre Pupillen waren unnatürlich groß; es lag nur eine hauchdünne Eishaut auf ihnen. Das
rotblonde Haar fiel lose auf ihre Schultern. »Aber warum
kommst du so spät? Ich dachte nicht, daß du – bist du die ganze
Zeit bei der Polizei gewesen?«
»Du wirst es nicht gl …«
»Probier’s doch!«
Ich griff in meine Jackentasche und holte das zusammengerollte Foto heraus. »Ich, ähm, war in der Wohnung von Axel Hauger und – tja, seiner Frau.«
»Wollten sie dich sehen?«
»Sie waren nicht zu Hause.«
Sie riß die Augen auf. »Bist du eingebrochen?«
»Eine kleine berufstechnische Abkürzung. Das hab’ ich ab und
zu schon mal gemacht, wenn es mir nötig schien.«
»Du spinnst doch!«
»Und da fand ich das hier.« Ich reichte ihr das Foto. »Erkennst
du jemanden wieder?«
Sie betrachtete neugierig das Bild. Dann nickte sie eifrig und
zeigte darauf. »Das ist Jansson! Aber er sieht jünger aus, sein
Gesicht war jetzt markanter.«
»Es trägt ein Datum von vor sechs Jahren. Im März 1986.«
»Ja, das paßt. Und der da …« Sie zeigte auf Backer-Steenberg.
»Von ihm hab’ ich Bilder in der Zeitung gesehen – ist er nicht
einer von diesen Yuppies?«
»Einer der letzten. Preben Backer-Steenberg.«
Sie sah auf. »Oh?«
»Du kennst den Namen?«
Sie nickte langsam. »Ja, seinetwegen hat Rechtsanwalt Hellesø
…«
»… angerufen, ja. Genau.«
»Aber was bedeutet das?«
»Tja, was bedeutet das? Es ist jedenfalls auffällig, daß mindestens zwei der vier Personen auf dem Foto im Abstand von ein
paar Stunden Kontakt mit Svein Grorud aufgenommen haben –
und daß einer von ihnen unter dramatischen Umständen ums
Leben gekommen ist.«
»Jaja, das …«
»Was ist mit den zwei anderen? Nichts, was dir bekannt
vorkommt?«
Sie tippte auf Loewe. »Den hab’ ich noch nie gesehen, aber
den …« Sie bewegte den Finger weiter zu dem Mann mit dem
fleischigen Gesicht. »Den hab’ ich, glaub’ ich, auch ein paarmal
in den Zeitungen gesehen. Aber ich habe irgendwie das Gefühl,
daß es länger her ist. Sag mal, hast du es geklaut?«
»Sie hatten mehrere Kopien.«
»Aber was, wenn sie nach Hause gekommen wären, während
du da warst?«
»Das sind

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