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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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zu hören. Nicht einmal die Bergenser Flagge.
»Haben wir nicht gestern beredet, was zu bereden war, Varg?«
»Nicht ganz. Ich habe ein paar Informationen von größter
Bedeutung für Backer-Steenberg.«
»Für Backer-Steenberg? Worum geht’s?«
»Das muß ich ihm unter vier Augen sagen. Du mußt mir einen
Termin mit ihm machen, so schnell es geht.«
»Hör zu, Varg. Einen Termin mit Backer-Steenberg zu machen ist ungefähr so leicht, wie eine Audienz im Schloß zu
bekommen. Ich kann nicht einfach …«
»Es geht aber um Leben und Tod. Für Backer-Steenberg
selbst. Und das Bindeglied ist Axel Hauger.«
Er kaute darauf herum. »Okay, Varg. Ich werde es versuchen.
Kannst du in, sagen wir, einer Viertelstunde wieder anrufen?«
»In Ordnung.«
Nun war auch Ove Haugland wieder in seinem Büro.
Anfänglich klang er, als sei er mit etwas völlig anderem beschäftigt. »Veum?« sagte er zerstreut. »Und was kann ich …«
Dann unterbrach er sich selbst: »Veum? Veum aus Bergen? Wie
weit muß ich denn noch fahren?«
»Nun sag bloß nicht, ich hätte dir nicht einige solide Rückmeldungen geliefert.«
»Ja, daß Hagbart Helle noch immer mit seinen auf den Bahamas registrierten Öltankern die sieben Meere befährt, aber
sonst?«
»Hab’ ich dir nicht ein paar Finanzskandale in den Schoß
geworfen, für die du sonst tausend Umwege hättest laufen
müssen?«
»Doch doch, ich geb’s zu. Nichtsdestotrotz …«
»Ich dachte, wir könnten zusammen ein Bier trinken gehen im
Laufe des Tages und ein bißchen quatschen, über – dies und
jenes.«
»Ein Bier trinken? Bist du hier in Oslo, Veum?«
»Allerdings.«
»Und was ist dies und jenes, worüber wir quatschen sollten?«
»Hast du was zu schreiben?«
Er seufzte lautstark. »Ja?«
»Svein Grorud.«
»Aha. Ich verstehe. Du befindest dich im Untergrund.«
»Axel Hauger.«
»Hab’ ich nie gehört. Was sagst du – Hauger?«
»Yes.«
»Und?«
»Preben Backer-Steenberg.«
Er pfiff. »Jetzt wird’s interessant. Hast du was über ihn?«
Ich ließ ihn zappeln wie einen Fisch an der Angel.
»Möglich.«
»Und das war alles?«
»Noch ein paar Sachen. Hast du Kontakte in Schweden?«
»Schon möglich.«
»Axel Hauger könnte von dort kommen, dem Tonfall nach zu
urteilen. – Ein anderer Typ, über den ich gern etwas mehr
wüßte, heißt Fredrik Loewe – mit ›oe‹. Er soll angeblich tot
sein, aber trotzdem. Und wenn du schon mit jemandem da
drüben redest, dann frag, ob ihnen der Name P. E. Jansson etwas
sagt.«
»P. E. Jansson. Nichts Konkreteres?«
»Pär Elias, wenn das konkret genug ist.«
»Klingt nach einem Laienprediger aus Dalanra.«
»Und zum Schluß …«
»Was du nicht sagst!«
»… hätte ich gern was über einen Mordfall erfahren, wohl von
1987. Ein Fotograf mit Namen Pål Helge Solbakken wurde
ermordet. Soweit ich verstanden habe, soll der Fall aufgeklärt
sein. Sagt dir der Name Finstad was?«
»Der sagt mir eine ganze Menge, Veum. Viel zuviel, um es am
Telefon abzuhandeln. Kannst du hierherkommen, an die Rezeption, gegen halb sieben? Vorher bin ich beschäftigt.«
»Danke dir.«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen.«
Ich beendete die Telefonrunde damit, daß ich noch einmal das
Büro von Asbjørn Hellesø anrief. Diesmal kam ich nicht durch
die Eisfront, aber die Dame hatte wenigstens eine Nachricht für
mich. »Um zwölf Uhr in Rechtsanwalt Hellesøs Büro. Pünktlich. Wenn Sie eine Minute zu spät kommen, wird die Verabredung gestrichen.«
»Gehen Sie an die Tür, und sehen Sie nach. Ich stehe schon
draußen.«
Also hatte ich zwei Verabredungen. Keine Zeit für Langeweile.
Während ich darauf wartete, daß meine Freundin vom Einwohnermeldeamt in Bergen vielleicht anrief, las ich den Rest
der Morgenzeitung, ohne daraus viel klüger zu werden. Vor den
Fenstern war das Osloer Wetter ebenso wechselhaft, wie ich es
von zu Hause gewohnt war. Regenschauer mit Tropfen so groß
wie Hühnereier, abgelöst von Sonnenstrahlen über einer blitzblanken Stadt.
Karin rief nicht an, und gegen elf Uhr machte ich mich auf den
Weg zur U-Bahn-Station und fuhr in die Stadt. Ich sah mich
nach allen Seiten um, als ich aus dem Block trat, aber alles, was
ich sah, war ein dunkelhäutiger Jugendlicher, der den Kopf tief
in den Motorraum eines zwanzig Jahre alten Volvos versenkt
hatte, möglicherweise in der Hoffnung, das Geheimnis hinter
dem Erfolg zu finden.
Niemand folgte mir.
23
    Fünf Minuten vor der Deadline war ich in Asbjørn Hellesøs
Büro. Die

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