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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Backer-Steenberg wechselten einen Blick.
»Ich hörte heraus, daß ihr drei gestern abend eine Konferenz
hattet?«
»So, und?«
»Und daß Hauger auch da Drohungen ausgesprochen hat?«
Hellesø sah Backer-Steenberg fragend an, doch der behielt den
Börsenblick bei: Kein Kommentar. »Aha?«
»Stimmt es, daß du Hauger Geld schuldest?«
Er sah mich verwundert an. »In dem Fall wäre es eine rein
geschäftliche Angelegenheit, Veum, und ich sähe keinen Grund,
dich einzuweihen.«
»Auch nicht, wenn du dich selbst damit in Gefahr begibst?«
Er sah auf die Uhr. »Fahr fort.«
»Was machst du zum Beispiel beim Oslo-Marathon?«
Einen Augenblick verlor er die Beherrschung. »Beim OsloMarathon?! Ich werde ihn laufen, zum Teufel!«
»Liest du keine Zeitung, Varg?« fragte Hellesø mit herablassender Miene.
»Ihn laufen?!«
»Der berühmteste Marathonläufer des Landes. Der Läuferkönig von Aker Brygge! Testen Sie das Trainingsprogramm des
Börsenmagnaten! Hast du die Artikel nicht gesehen?« fuhr
Hellesø fort.
»Nicht dieses Jahr«, sagte Backer-Steenberg.
»Nein, aber früher!«
»Aber du wirst ihn also laufen?« fragte ich.
»Das hab’ ich doch gerade gesagt!«
Das Telefon klingelte. Backer-Steenberg hob den Hörer ab
und sagte kurz: »Sie sollen eine Nachricht hinterlassen, Lill.«
»Aber Axel Hauger sagte, er habe dir gesagt, du sollest es
nicht tun.«
Backer-Steenberg lächelte leicht. »Na und. Jungenstreiche. So
was kann man nicht ernst nehmen.« Aber ich spürte ein Vibrato
in seiner Stimme, das vorher nicht dagewesen war.
»Jungenstreiche? Ihr wißt genau, daß Svein Grorud auch mit
von der Partie ist, und er ist nicht dafür bekannt zu spielen.«
Asbjørn Hellesø beugte sich schwer über den Tisch. »Du
solltest das Laufen vielleicht besser sein lassen, Preben.«
»Nicht laufen? Ich kann genausogut das Leben sein lassen!
Soll ich mich für den Rest meines Lebens verstecken? In dieser
Branche müssen wir lernen, einiges zu riskieren, Leben und
Gesundheit eingeschlossen.«
»Ich möchte dir dringend empfehlen, es nicht zu tun!« sagte
ich.
Er richtete den Blick wieder auf mich. »Wegen dieser lächerlichen Drohungen?« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Du
– Asbjørn sagte mir, du seist in der Sicherheitsbranche …«
»Na ja, Sicherheit …«
»Du kannst ja mit mir laufen! Und aufpassen! Ich stelle dich
hier und jetzt an, als laufenden Leibwächter.« Ein höhnisches
Grinsen breitete sich um seinen Mund aus. »Wenn es dir nicht
zu lang wird?«
»Ich bin schon Marathon gelaufen.«
»Welche Zeit?«
»Ungefähr 3.10.«
»Mein persönlicher Rekord ist 2.53.«
»Dann solltest du vielleicht einen schnelleren Leibwächter
engagieren.«
»Aber dieses Jahr habe ich nicht vor, so schnell zu laufen.
3.10. paßt mir eigentlich gut.«
»Ich weiß nicht, ob ich das dieses Jahr schaffe.«
»Heißt das, daß wir uns schon einig sind?«
Ich zögerte. »Ein Kurzzeitengagement – nur während des
Laufs?«
Er nickte.
»Aber – ich habe keine Ausrüstung dabei.«
»Zieh es vom Honorar ab und gib Lill draußen Bescheid,
wieviel Vorschuß du brauchst. Sie gibt dir einen Scheck.«
Asbjørn Hellesø sah verwundert von einem zum anderen. »Ob
das nun so klug ist, Preben?«
»Willst du an seiner Stelle laufen, Asbjørn?«
»Nnee, ich …« Er lächelte resigniert und machte sich an sein
zweites belegtes Brot.
Preben Backer-Steenberg erhob sich. »Das war’s. Fertig,
Veum?«
»Nicht ganz. Wenn ich effektiv sein soll als Leibwächter …
Was steckt eigentlich hinter dieser Drohung?«
Er erwiderte kalt: »Wie gesagt, Geschäfte. Nichts, was dich
etwas anginge.«
»Alte Geschäfte – so aus der Zeit um 1986?«
Es wurde still im Konferenzraum, so still, daß wir die Computerhirne draußen im Vorzimmer denken hören konnten.
Durch die dicken Fensterscheiben sickerte das Verkehrsdröhnen wie bei einer unsichtbaren Gasleckage, für uns alle gleich
gefährlich.
Asbjørn Hellesø hatte aufgehört zu essen. Er saß mit halbgeöffnetem Mund da, die Gabel erhoben.
In einem Tonfall, der von der Antwort messerscharfe Präzision
erwartete, sagte Preben Backer-Steenberg: »Was bitte aus der
Zeit um 1986?«
Ich spürte sofort, daß ich vorsichtig sein mußte – und nicht
zuviel sagen durfte. Mit einem lockeren Lachen antwortete ich:
»Och, Hauger sagte nur irgendwas von – dieser Geschichte von
86 oder so was.«
Backer-Steenberg hatte einen starren Zug um die Lippen, als
er fortfuhr: »Sag mal, Veum, wieviel genau hast du

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