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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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eigentlich
belauscht, wie du es nennst, von dem, was Axel Hauger sagte?
Du arbeitest nicht mit elektronischen Abhörgeräten, hoffe ich.
Denn sonst …«
Hellesø aß jetzt weiter. Zwischen zwei Bissen sagte er: »Das
ist ungesetzlich, Varg! Sollten wir so etwas hören, sind wir
gezwungen, dich anzuzeigen!«
»Nein, nein, es war in einer, äh, ganz informellen Situation, an
die sich nur mein Füller erinnert.« Der zuckte tatsächlich zusammen, beim bloßen Gedanken daran.
»Füller?« sagte Backer-Steenberg.
»Er will damit sagen«, kaute Hellesø hervor, »daß er sich nur
auf Notizen beruft, stimmt’s, Varg?«
»Ja, Asbjørn. Stimmt genau. Aber wenn ihr mich abzutasten
wünscht, dann laßt doch Lill die Sache übernehmen?«
»Heißt das, wir sind uns einig, Veum?«
»Wegen des Laufs, oder …«
»Wegen des Laufs, ja.«
»Tja, ich werde jedenfalls an der Startlinie sein. Ob ich dir den
ganzen Weg lang folgen kann, hängt von dir ab und von dem
Tempo, das du vorlegst.«
»Ich werde versuchen, Rücksicht zu nehmen.« Er nickte zur
Tür. »Du mußt dich selbst anmelden, im SAS-Hotel.«
Ich stand auf und ging zur Tür. »Fredrik Loewe ist dieses Jahr
nicht dabei, wie ich hörte?«
»Wer?« sagte Backer-Steenberg, während Asbjørn Hellesø
dreinschaute, als hätte er eine Hummerschere in den falschen
Hals bekommen.
»Nein, denn er ist ja tot«, sagte ich leichthin und verließ den
Raum, in der sicheren Gewißheit, daß sie mich rufen würden,
für den Fall, daß der Vorschuß zurückgezogen werden sollte.
Aber niemand rief. Nicht einmal, um mich an die belegten
Brote zu erinnern, die ich nicht angerührt hatte. Vielleicht wurden sie für das nächste Treffen aufgespart. Oder sie verschwanden ebenfalls im Hellesøschlund.
Lill füllte einen Scheck über den Betrag aus, um den ich bat,
gegen eine Computerquittung, auf der der ganze Staatshaushalt
Platz gehabt hätte. Und sie lächelte, als ich ging, noch immer
mit dem ganzen Körper.
24
    Oben am SAS-Hotel hatten sie die Straße gesperrt, und mitten in
der Holbergs Gate war ein großes Zelt aufgestellt, wie zu einer
britischen Gardenparty bei Regengefahr oder als Hochzeitslokal
für das Fußvolk eines Mafiabosses, der seine Tochter verheiratete. RISPARTY stand auf großen Plakaten mit Zeitangaben für
diverse Sitzungen.
    Vor dem Rezeptionseingang wimmelte es von Menschen, die
meisten sportlich gekleidet. In der Halle herrschte Karnevalsstimmung.
    Dort konnte man sich zweimal an Bananen oder Kiwischeiben
satt essen. Als Marathonsonderangebot gab es eine Stoppuhr,
die alles maß, von der Schrittlänge bis zum Blutdruck, und ein
redegewandter Schwede bot Trinkgürtel feil, die einem die
Flüssigkeitsaufnahme von hier bis Falun sicherten.
    In der Ausrüstungsabteilung bekam man Laufschuhe mit und
ohne Gaszylinder in den Sohlen, mit diversen Federungssystemen von japanischem Blasentang bis zu silikonbehandeltem
Kautschuk, energiegetestet, wellengemustert und mit einer
Federung, um die einen Sergej Bubka beneidet hätte. Man
konnte Laufklamotten in allen Farben kaufen oder Kondomanzüge, die einem Angebote als Model einbringen konnten, vorausgesetzt, man hatte die richtigen Formen.
    Ich traf meine Auswahl, vom Stil her eher asketisch, und
taumelte wieder in die Halle, in der ich eine Pensions- und
Unfallversicherung abschließen konnte, ein Sportlexikon oder
ein Erste-Hilfe-Buch kaufen, mich zu einer Charterreise zum
Honolulu-Marathon Anfang Dezember anmelden – oder das tun,
weswegen ich eigentlich gekommen war: mich für den Lauf am
folgenden Tag anmelden.
    Ich tat es und erkämpfte mir den Weg zurück in die Freiheit,
zur Tullins Gate, wo das Chaos bedeutend geringer war. Von
einer Telefonzelle aus rief ich das Einwohnermeldeamt in Bergen an und fragte nach Karin Bjørge.
    Als erstes fragte ich sie, ob es ihr gutginge. »Danke der Nachfrage«, sagte sie säuerlich. Als ich fragte, ob sie herausgefunden
habe, wie die Witwe von Pål Helge Solbakken hieß, bejahte sie
das. »Trude Solbakken, wohnhaft in der Sannergate.« – »Nicht
wieder verheiratet?« – »Nach unseren Informationen nicht.«
    Dann fragte sie, was ich vorhätte, und ich erzählte, ich wolle
den Oslo-Marathon mitlaufen, als Leibwächter. »Für wen denn?
Grete Waitz?« – »Nein, für Preben Backer-Steenberg. Schon
mal gehört?« – »Nein.«
    Ich sagte, ich würde ihr telefonisch Bericht erstatten, wenn ich
lebend ins Ziel gekommen sei. Sie antwortete, daß, wenn ein
Mann ans

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