Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg

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aufregend, was, Mr Sharp? Und noch dazu bei Ihrem ersten Kommando.«
    »Ich bekomme das Kommando , Sir?«
    Der Kapitän nickte. »Ich kann es mir nicht leisten, einen Offizier einzusetzen, falls Sie in Gefangenschaft geraten. Also besser ein Kadett, denn dann schlägt ein solcher Vorfall nicht so hohe Wellen.«
    »Oh.« Deryn räusperte sich und begriff, warum sie es so eilig gehabt hatten, ihr diese brüllende Medaille anzustecken. Für den Fall, dass sie es nicht zurückschaffte. »Ich meine: Ja, Sir.«
    Der Kapitän strich mit dem Finger über Gallipoli. »Von der Sphinx aus überquert Ihr Landetrupp die Halbinsel nach Kilye Niman – das ist ein wenig mehr als zwei Meilen entfernt.« Er zeigte auf eine schmale Passage in einer Biegung der Meeresstraße, die mit einer Linie aus roten Punkten gekennzeichnet war. »Dort befinden sich laut unseren besten Delfinartigen die Krakennetze der Osmanen.«
    »Pardon, Sir«, sagte Deryn, »aber wenn die Delfine das Gebiet schon ausgekundschaftet haben, was soll ich dann noch dort? Fotos machen?«
    »Fotos?« Der Kapitän lachte. »Das ist kein Touristenausflug, Mr Sharp. Ihre Aufgabe besteht darin, die Netze zu beseitigen.«
    Deryn runzelte die Stirn. Schwere Krakennetze waren stark genug, um selbst riesige Tierschöpfungen aufzuhalten. Wie sollte ihr Landetrupp sie beseitigen? Mit einer Nagelschere?
    »Gestatten Sie mir, es Ihnen zu erklären«, sagte Dr. Barlow und deutete auf zwei Glasgefäße auf dem Kartentisch. Darin drängelten sich kleine Tiere in einer Traube weißer Muscheln, die am Inneren des Glases klebten. Dr. Barlow öffnete einen der Deckel und im Raum breitete sich der Geruch von Salzwasser aus. »Wussten Sie, Mr Sharp, dass mein Großvater ein Experte auf dem Gebiet der Rankenfußkrebse war?«
    »Rankenfußkrebse, Ma’am?«
    »Erstaunliche Geschöpfe. Sie führen ein bescheidenes Leben und heften sich an Schiffe, Wale, Felsen oder Treibholz, und doch sind sie unerbittlich. Wenn es nur genug von ihnen sind, zerstören sie selbst die Motoren des größten Schlachtschiffs.« Sie zog dicke Handschuhe an, nahm eine Zange vom Tisch und fischte ein einzelnes Tierchen aus dem Glas. »Natürlich haben wir es nicht mit gewöhnlichen Rankenfußkrebsen zu tun. Diese Spezies habe ich selbst entwickelt, für den Fall, dass es Ärger mit den Osmanen geben würde. Sie sollten mit ihnen äußerste Vorsicht walten lassen.«
    »Keine Sorge, Ma’am. Ich werde Ihren Tierchen schon nicht wehtun.«
    » Denen wehtun, Mr Sharp?«, fragte Dr. Barlow, und Dr. Busk lachte.
    Plötzlich roch Deryn noch etwas anderes als das Meerwasser. Es erinnerte sie an etwas Düsteres, an den Rauch einer Schmiede vielleicht. Und dann bemerkte sie, dass die Zange in Dr. Barlows Hand langsam einknickte.
    Das Metall … schmolz.
    Dr. Barlow drehte die Zange vorsichtig, damit der Rankenfußkrebs wieder in das Glas zurückfiel, bevor sich das Metall vollständig aufgelöst hatte. »Ich nenne sie Ätzende Rankenfußkrebse.«
    »Natürlich muss diese Mission vor dem Rest der Mannschaft streng geheim gehalten werden, Kadett Sharp«, sagte der Kapitän. »Nicht einmal die Männer Ihres Landetrupps werden den gesamten Plan kennen. Ist das klar?«
    Deryn schluckte. »Klar wie Kloßbrühe, Sir.«
    Dr. Barlow schraubte sorgfältig den Deckel auf das Glas. »Nachdem die Ätzenden Rankenfußkrebse an den Krakennetzen ausgesetzt wurden, vermehren sie sich und paaren sich mit den natürlichen Artgenossen, die dort bereits leben. Nach wenigen Wochen wird die Kolonie übervölkert sein wie in diesem Glas. Daraufhin gibt es Kämpfe unter ihnen, und ihr ätzender Schleim wird die Netze zerfetzen und die Drahtseile in eine faserige Metallmasse verwandeln, die zum Meeresgrund sinkt.«
    »In einem Monat kehren wir zurück«, führte der Kapitän weiter aus. »In der Dunkelheit des Neumonds wird die Leviathan ein Geschöpf per Suchscheinwerfer in die Meeresstraße leiten. Die osmanische Artillerie an der Küste wird uns in der Luft nicht erreichen können, und das Tier schwimmt tief unter Wasser, wo ihm die magnetischen Seeminen nichts anhaben können.«
    »Werden die Osmanen nicht zu früh gewarnt, Sir?«, fragte Deryn. Der Anfang der Meeresstraße lag fast hundert Meilen von Istanbul entfernt.
    »Wohl wahr«, sagte Dr. Busk. »Doch Admiral Souchon wird keine Ahnung haben, was für ein Wesen die Leviathan bei sich hat. Es ist eine neue Spezies, die gefährlicher ist als alle Kraken der Navy.«
    Deryn nickte