Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
Vom Netzwerk:
Sehschlitz. Einen Moment später konnte man in die Pilotenkanzel blicken.
    Sie war mit drei Männern besetzt. Zwei lehnten an der Kante vorn und zielten mit Pistolen hinunter in die Gasse. Der Dritte bediente die Steuerung des Läufers und blickte Alek neugierig an.
    Dampfwolken stiegen aus den Gelenken der Maschine auf und umwaberten sie. Die Motoren standen jedoch immer noch still; offensichtlich konnte man den Läufer allein mit dem gespeicherten Dampfdruck bewegen.
    »Sie sprechen Deutsch«, sagte der Mann am Steuer. »Und trotzdem verfolgen die Deutschen Sie. Äußerst interessant.«
    »Wir sind keine Deutschen«, antwortete Alek. »Sondern Österreicher.«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Immerhin auch Mechanisten. Sind Sie Deserteure?«
    Alek schüttelte den Kopf. Es mochte mittlerweile nicht mehr so eindeutig sein, wem seine Treue galt, trotzdem war er bestimmt kein Deserteur. »Darf ich fragen, wer Sie sind, mein Herr?«
    Der Mann lächelte und betätigte die Steuerung. »Ich bin derjenige, der Sie gerade vor einem tödlichen Sturz bewahrt hat.«
    »Fritz, soll ich …«, rief Bauer vom Dach, doch Alek winkte ab.
    Die Riesenhand brachte ihn näher an den Kopf des Läufers und öffnete sich. Während Alek aufstand, sagte einer der beiden anderen Männer etwas in einer Sprache, die er nicht kannte. Es klang eher wie Italienisch und gar nicht wie das Türkisch, das er heute auf der Straße gehört hatte. Außerdem klang es feindselig.
    Der erste Mann lachte. »Mein Freund meint, ich soll Sie wieder auf der Straße absetzen, weil er Sie für Deutsche hält. Vielleicht sollten wir uns in einer anderen Sprache unterhalten.«

    Alek zog eine Augenbraue hoch. »Einverstanden. Sprechen Sie Englisch?«
    »Außerordentlich gut.« Der Mann wechselte mühelos die Sprache. »Ich habe nämlich in Oxford studiert.«
    »Aha. Ich heiße Aleksandar.« Alek verneigte sich leicht und zeigte zum Dach, wo Bauer die Vorgänge mit großen Augen beobachtete. »Und das ist Hans, aber ich fürchte, Englisch versteht er nicht.«
    »Ich bin Zaven.« Der Mann deutete abschätzig auf die anderen. »Diese beiden Barbaren sprechen nur Rumänisch und Türkisch. Beachten Sie die zwei einfach nicht. Sie hingegen sind offensichtlich ein gebildeter Gentleman.«
    »Danke für die Rettung, Sir. Und dafür … dafür, dass Sie mich nicht fallen gelassen haben.«
    »Also wenn die Deutschen hinter Ihnen her sind, können Sie kein so schlechter Kerl sein.« Zaven zwinkerte. »Haben Sie die Deutschen irgendwie verärgert?«
    »Das kommt der Sache ziemlich nah.« Alek holte tief Luft und überlegte sich genau seine nächsten Worte. »Sie haben mich schon vor Kriegsbeginn verfolgt. Weil sie Meinungsverschiedenheiten mit meinem Vater hatten.«
    »Aha! Ein Rebell in zweiter Generation, so wie ich!«
    Alek betrachtete die zwei anderen. »Ach so, Sie drei sind also Revolutionäre?«
    »Wir sind nicht nur drei, Sir. Wir sind Tausende!« Zaven richtete sich auf seinem Pilotensitz auf und salutierte. »Wir sind das Komitee für Einheit und Fortschritt.«
    Alek nickte. Er erinnerte sich an den Namen. Vor sechs Jahren hatte eine Rebellion die Einführung von freien Wahlen verlangt. Doch die Deutschen hatten die Bewegung niedergeschlagen und dem Sultan seinen Thron gerettet.
    »Sie haben also am Aufstand der Jungen Türken teilgenommen?«
    »Junge Türken? Pah!« Zaven spuckte in die Gasse hinunter. »Von diesen Schwachköpfen haben wir uns schon vor Jahren abgespalten. Die glauben, nur Türken seien richtige Osmanen. Aber wie Sie sehen, werden beim Komitee auch Menschen anderer Völker aufgenommen.« Er deutete auf die anderen beiden. »Meine Freunde sind Walachen und ich bin Armenier. Außerdem sind Kurden, Araber und Juden dabei. Und natürlich viele Türken!« Er lachte.
    Alek nickte langsam und erinnerte sich an die Kreidekritzeleien unten in der Gasse. Offensichtlich handelte es sich um eine Art Geheimcode, der sich aus den vielen Sprachen des Reiches zusammensetzte.
    Und alle kämpften gegen die Deutschen – gemeinsam.
    Einen Moment lang wurden Alek auf der riesigen Metallhand die Knie weich. Vielleicht war es eine späte Reaktion darauf, dass er um Haaresbreite in die Tiefe gestürzt war, denn sein Herz klopfte schon wieder heftig.
    Diese Männer standen eigentlich auf der gleichen Seite wie er. Zumindest hatte er bei ihnen die Chance, mehr zu tun, als einfach immer davonzulaufen und sich zu verstecken. Vielleicht hatte er eine Möglichkeit, gegen die

Weitere Kostenlose Bücher