Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
sofort diese drei Männer mitsamt ihren Akten rüber. Kısmet und Fedai kommen wegen Diebstahls und Erpressung vor den Bereitschaftsrichter.« Er atmete tief durch: »Und Vahap wird aus der Polizeihaft entlassen…«
Behzat Ç erlitt eine mittelschwere Nervenkrise. Er ließ von Vahaps Kragen ab und rannte mit dem Telefon am Ohr aus dem Zimmer.
»Wie, entlassen? Er hat das Mädchen sexuell belästigt. Das steht fest.«
»Woher weißt du das?«
»Wir haben eine zehnminütige Tonaufnahme. Stell die Ermittlungen nicht sofort ein, eröffne zumindest ein ordentliches Verfahren. Er muß ja nicht in U-Haft bleiben…«
»Auf welche Beweise sollte ich mich denn da stützen?«
»Ich hab doch gesagt, wir haben eine Tonaufnahme.«
»Die ist kein rechtmäßiges Beweisstück, weil sie ohne sein Wissen aufgenommen wurde. Gibt es jemanden, der ihn angezeigt hat? Nein. So funktioniert das alles nicht.«
Mit einem kräftigen »Aber« widersprach Behzat Ç, »die Personenbeschreibung für denjenigen, der Betül verfolgt hat, trifft auf Vahap Hoca zu. Es ist doch offensichtlich, daß er sich diese beide Idioten gemietet hat, um das Mädchen von der Terrasse werfen zu lassen.«
»Das sind alles nur Hypothesen. Wir haben nichts gegen ihn in der Hand. Ihr ermittelt schießt die ganze Zeit ins Blaue hinein.«
»Wer schießt denn hier ins Blaue? Das sind wir doch nicht!«
Behzat Çs Stimme war bis in den Eingangsbereich des Streifendienstes zu hören. Die Stimme des Staatsanwalts, die die seine noch übertönte, mußte demzufolge bis zu den Ständen der Sesamkringelverkäufer vor dem Eingang des Justizpalastes durchgedrungen sein: »Schrei mich nicht an, sonst säg ich dich ab! Was denkst du denn, wer du bist, einen Staatsanwalt dieser Republik anzuschreien? Liefer mir gefälligst Beweise. Und komm mir ja nicht mit irgendwelchen herausgeprügelten Geständnissen.«
»So, Beweise willst du also? Ich find dir mal auf die Schnelle welche. Bleib dran!«
Er warf Cevdet das schnurlose Telefon hin und stürmte auf das Zimmer zu, in dem Fedai und Kısmet festgehalten wurden. Er wollte gerade die Türe aufreißen, als Tahsin auf dem Gang erschien und schrie: »Was ist das denn schon wieder für ein Lärm? Du sollst doch nicht in Großbuchstaben reden!«
Er öffnete die Tür zum Vernehmungszimmer, blickte Tahsin streng an und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Dann verpaßte er zunächst Fedai, danach Kısmet eine Ohrfeige mittleren Grades. Ihm fiel auf, daß Fedai, der mehr als doppelt so schwer war wie Kısmet, noch nicht ganz sein Fett abbekommen hatte, und schlug noch einmal zu.
»Warum habt ihr das Mädchen da runtergeworfen?«
Ich schwöre, Herr Kommissar, wir haben nichts getan, beim heiligen Allah und beim Koran, soll der Blitz uns treffen…«
Harun ließ sein Halfterband schnappen und sagte: »So ist aus denen nichts rauszuholen, Herr Vorgesetzter. Ich hab es von Anfang an gesagt.« Er beugte sich zu Kısmet und Fedai herunter und schrie: »Ihr Pisser, ihr habt eine schwangere Frau in den Tod gestürzt. Das zählt als Doppelmord. Dafür kriegt ihr lebenslänglich. Wenn die Todesstrafe nicht abgeschafft worden wäre, hätten sie euch als allererste aufgehängt. Aber wartet nur, wenn die euch nicht aufhängen, mach ich das persönlich.«
Kısmet wischte sich mit dem Handrücken den Rotz ab und sagte störrisch: »Warum wollen Sie uns denn aufhängen, Mann ey, wir haben doch nichts gemacht. Geht doch lieber den Öcalan aufhängen.«
»Was wollt ihr denn noch alles machen? Was habt ihr noch alles vor, hä?«
Fedai ergriff das Wort: »Der Mann kam zu uns und hat gesagt, da ist so eine Tusse, die hat meine Stimme aufgenommen und will mich erpressen, holt mir die Kassette aus ihrer Tasche. Der hat uns bedroht. Wir konnten gar nicht anders, ich schwöre.«
»Hört mir doch auf. Niemand hat euch gezwungen. Wieviel Geld hat er euch gegeben?«
»Tausend Lira.«
»Kann man euch einfach so als Taschendiebe mieten? Ist das jetzt ein neues Geschäftsmodell? Solche Leute wir ihr bringen sogar noch die Kleinkriminalität in Verruf.«
»Nein, Herr Kommissar, mit Diebstahl und so haben wir nichts zu tun, wir sind doch alles Ankaraner Jungs. Der Mann ist gekommen und hat gesagt, ich hab da ein Problem, und wir, so aus Nächstenliebe…«
Behzat Ç vergrub das Gesicht in seinen Händen. Die Luft im Vernehmungszimmer war stickig. Er schnaubte wütend.
»Warum habt ihr ihm die Kassette dann nicht gegeben? Warum seid ihr in der Tatnacht
Weitere Kostenlose Bücher