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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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selbst wenn halb Ankara abgestochen wurde.
    »Wo spielen sie denn dieses Wochenende?«, fragte Eda.
    »Diese Woche auswärts. Die nächsten beiden Wochen haben wir Heimspiele.«
    »Gegen wen?«
    »Galatasaray.«
    »Schwieriger Gegner. An welchem Tag?«
    Er bestellte einen Tee beim Kellner.
    »Sonntag. Wenn du mitkommen möchtest, kannst du auf meiner Dauerkarte mit rein.«
    »Mal schauen«, sagte Eda. »Wenn ich an dem Abend nichts vorhabe, komme ich vielleicht mit.«
    Harun musterte Eda mißtrauisch. Behzat Ç tat so, als bemerkte er diesen Blick nicht, und sprach Harun an: »Welche Rolle spielt deiner Meinung nach die Waffe in der ganzen Sache?«
    Harun wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab.
    »Keine Ahnung. Vielleicht gar keine. Jemand hat sie aus irgend einem Grund im Wasserkasten versteckt. Wir sollten den lieben Ramazan nochmal in die Mangel nehmen.«
    »Wer ist das?«, fragte Eda.
    »Der Barbesitzer.«
    »Wie heißt die tote Frau?«
    »Betül. Studierte Geschichts- und Kulturwissenschaften.«
    Behzat Ç faßte die Ereignisse – abgesehen von den Herren, auf die sie in der Bar getroffen waren – für sie zusammen. Eda hatte ein phantastisches Gedächtnis und eine schwache Konstitution. Sie verstand sofort alles, auch wenn man es ihr nur einmal erklärte. Mit den Worten »Wenn du ins Büro kommst, sprich doch auch noch mal mit Ayşen« beendete Behzat Ç seinen Vortrag. »Vielleicht gibt es Dinge, die sie uns nicht sagen wollte.«
    Während ihrer fünfundvierzigminütigen Vernehmung war Ayşen dreimal bewußtlos geworden.
    »Vor uns hat sie glaub ich Angst«, sagte Harun lachend. »Viel konnten wir nicht erfahren. Sie sagte, daß das Mädchen eine Krise hatte, das wußte jeder. Vielleicht hat sie sich wirklich das Leben genommen, und wir mühen uns umsonst ab.«
    Eda war dabei, einen Blick auf die Kopie des Abschiedsbriefes zu werfen. »Meines Erachtens war es kein Selbstmord«, sagte sie.
    »Woher weißt du das?«
    »Weil man so keinen Abschiedsbrief schreibt.«
    Harun suchte nach einer Gelegenheit, sich zu zanken.
    »Wie denn? Du hast anscheinend schon so einige geschrieben?«
    »Wenn ich einen schreiben würde, würde ich nicht reinschreiben, daß Shakespeare an seinem Geburtstag gestorben ist.«
    »Aber sie hat sich an ihrem Geburtstag umgebracht.«
    »Der erste Januar könnte auch nur das im Personalausweis eingetragene Datum sein, wie bei vielen Leuten aus ländlichen Gegenden.«
    Harun sagte: »So kommen wir doch nicht weiter. Das ist das erste, was ich fragen werde, wenn der Vater kommt.«
    »Mal schauen…«, sagte Behzat Ç und legte eine lange Pause ein. »Betül hat letzte Nacht an jemanden eine SMS verschickt. Was stand da drin?«
    »Bin auf der Terrasse. Warte auf dich.«
    »Genau. Findet den Inhaber der Telefonnummer. Wenn es sein muß, reden wir mit dem Staatsanwalt und besorgen uns die Verbindungsnachweise des letzten Monats.«
    Als der Hilfskellner aus Diyarbakır den Tee vor Behzat Ç abstellte, verlangte Harun ebenfalls einen. Der Hilfskellner störte sich ohnehin schon daran, daß der Zucker am Tisch so rapide dahinschwand, und schaute jetzt, als wollte er fragen, warum die Herrschaften ihren Tee jeweils einzeln bestellten. Doch seinen Blick bemerkte niemand außer Eda.
    »Und forscht mal nach, und befragt die Zeugen, wer Betüls Freund im Ausland ist.«
    Eda blickte ihn fragend an.
    »Ayşen hat gesagt, daß sie einen Freund im Ausland hatte.«
    »Freund?«
    »Das haben wir auch nicht so recht verstanden. Ein Freund im Ausland, sagte sie. Dem soll sie immer alles erzählt haben.«
    »Seltsame Beziehung«, sagte Harun. »Am wenigsten verstehe ich diesen Aykut. Der weiß von allem, und trotzdem läuft er noch rum und erzählt, er war ihr Partner.«
    Eda hob ihre Brauen.
    »Wie meinst du denn das? Darf ein Mensch keine Freunde außer seinem Partner haben?«
    »Darf er nicht. Das ist ein Verstoß gegen die türkischen Familienstrukturen.«
    »Du bist sehr witzig heute morgen.«
    »Danke.«
    Harun hielt einen Augenblick inne, als hätte er eine grundlegende Wahrheit just in diesem Augenblick begriffen.
    »Ihre engsten Freunde wissen von der Existenz dieses Freundes, aber sie kennen seinen Namen nicht. Das ist doch wirklich seltsam, oder?«, sagte er.
    Eda gab den Abschiedsbrief zurück. Sie war nachdenklich, und ihr blasser Teint unterstrich ihre lebendigen, grünbraunen Augen.
    »Vermutlich mochte sie es nicht, ihre verschiedenen Freundeskreise miteinander bekanntzumachen«, sagte

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