Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Informationen eingeholt hat.«
»Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen darüber Auskunft zu geben.«
Behzat Ç bekam von diesem höflichen Eiertanz Kopfschmerzen. Er mußte sich auf die Zähne beißen, um die halbamtliche Atmosphäre nicht zu zerstören.
»Selbstverständlich sind Sie nicht verpflichtet. Aber es hat doch niemand etwas davon, wenn wir uns gegenseitig Steine in den Weg legen. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß ich Sie noch gar nicht gefragt habe, wo Sie sich in der Tatnacht aufgehalten haben.«
»Wollen Sie mich einschüchtern?«
Harun wollte einen Vorstoß wagen, doch Behzat Ç gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.
»Nein. Aber wenn Sie uns nicht behilflich sein wollen, werden wir Ihre Aussage auf dem Amtsweg einholen müssen. Für einen vielbeschäftigten Mann wie Sie kann das einen empfindlichen Zeitverlust bedeuten. Dabei unterhalten wir uns doch gerade so nett.«
»Ich habe Sie noch gar nicht gefragt, was Sie trinken möchten«, sagte Herr Cansun.
Sie hatten in Herrn Cansuns Büro nichts trinken wollen. Stattdessen waren sie nach dem Gespräch in ein Teehaus im historischen Basar von Ulus gegangen. Eda stieß mit Neuigkeiten von der Kommissionsarbeit zu ihnen.
»Der Typ hat eine Fresse zum reinschlagen«, erzählte ihr Harun. »Hach, ich bin doch nicht verpflichtet, Ihnen Auskunft zu geben, bla bla bla. Nee, biste nicht, die können wir auch aus dir rausprügeln, die Auskunft. Was meint der denn, wer da vor ihm sitzt? Als ob wir zu ihm hinrennen, weil wir nichts Besseres zu tun haben. Am Ende hat er dann doch geredet, aber nur so schwammiges Zeug. Ich glaub, der hat was zu verbergen.«
Als Haruns Mobiltelefon vibrierte, zitterten die Teegläser auf dem kleinen Tisch. Aus einiger Entfernung hörte man den atonalen Singsang der Markthändler.
»Wie? Ich hab nicht verstanden. Okay. Okay. Ich trink noch schnell meinen Tee aus, dann komm ich.«
»Wer war das?«
»Das Phantom. Er ist wohl hinter dem Psychopathen her, der dem Taxifahrer die Kehle aufgeschlitzt hat.«
»War er nicht eben noch dem lokalen Führungskader dieser Organisation auf der Spur?«
»Ich glaub, der überwacht fünf Leute auf einmal. Letztens hat er sogar mich beschattet, und als ich in Hüsyeins Kneipe ein Bier trinken wollte, hat er sich plötzlich zu mir gesetzt.«
Nachdem Harun mit einem Schluck die Hälfte seines Teeglases geleert und bedrohliche Geräusche von sich gegeben hatte, sagte er: »Der ist aber heiß.«
»Dann trink doch langsam.«
Eda lachte auf.
»Was gibt’s da zu lachen?«
»Nichts.«
»Wir sind eben den ganzen Tag auf Achse, da bleibt nicht mal Zeit für einen Tee. Das ist nicht so wie bei euch, den ganzen Tag nur sesselfurzen.«
Mit dem zweiten Schluck war das Teeglas leer.
»Verdammt. Können die keinen lauwarmen Tee bringen wie anderswo auch? Also, ich mach mich auf die Socken. Gab’s noch was zu bereden?«
Leicht säuerlich, aber immerhin mit lauwarmer Stimme sagte Eda: »Falls du es auf die Kommission schaffen solltest, die Videoaufnahmen aus der Bar müssen auf CD gebrannt werden. Vielleicht könntest du der Technik sagen, sie dürfen das nicht verschlampen. Wir müssen dem Mann sein Handy zurückgeben.«
»Fährst du denn nicht auf die Kommission?«
»Sie kommt mit mir zu den Geisteswissenschaftlern«, sagte Behzat Ç. »Wir nehmen uns den Herrn Dozenten vor. Sonst muß sie sich hinterher noch anhören, daß sie den ganzen Tag nur in ihrem Büro hockt.«
Harun quittierte den Satz mit einem Lachen und ging.
»Hast du die Aufnahmen schon gesehen?«
»Ja«, sagte Eda. »Betül ist an zwei Stellen zu sehen. Einmal beim Tanzen und ein anderes Mal bei der Unterhaltung mit einem Mann.«
»Ist der Mann gut zu erkennen?«
»Eher nicht. Aber für eine Personenbeschreibung wird es reichen.«
»Sag mal, der Typ, der die Aufnahmen gemacht hat, war doch wegen Körperverletzung vorbestraft, oder?«
»Genau. Und sein Freund wegen Drogen. Der muß sich jetzt für das Captagon auf dem Klo verantworten. Angeblich hatten sie sich zwei Jahre lang nicht gesehen und die Videos an dem Abend als Erinnerung aufgenommen. Aber in Wirklichkeit haben sie sich nicht gegenseitig gefilmt, sondern die Mädchen beim Tanzen.«
»Was? Spanner?«
»Der eine stand in Richtung Tanzfläche, und der andere hat so getan, als ob er ihn aufnehmen würde, und dabei die Linse auf die tanzenden Mädchen gehalten.«
Dursun, der Betreiber des Teehauses, trat an den Tisch, um sich nach dem Befinden der Beamten
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