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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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mir, daß ich nichts gemacht habe. Ich hab noch nie in meinem Leben dem Staat oder der Polizei gegenüber was Falsches getan.«
    Harun wischte ebenfalls seinen Mund mit dem Handrücken ab und sagte: »Das sagen sie alle. Denk nicht, wir hören das zum ersten Mal. Da sticht einer sein Weibsstück ab, mit siebenunddreißig Stichen, und dann flennt er uns an, er hätte nie in seinem Leben der Polizei gegenüber was Falsches getan. Wie rührend! Aber wenn er Eier in der Hose hätte, würd er kommen und mich auch noch abstechen. Und wenn du Eier in der Hose hättest, würdest du mich vom Dach runterwerfen!«
    Behzat Ç nahm einen Schluck von seinem abgekühlten Tee und blätterte weiter ziellos in der Kladde herum. Mit wenigen Ausnahmen gab es für jeden Tag einen Eintrag. Er prüfte das Schreibpapier mit seinen nikotingelben Fingern. Besonders gute Qualität war es nicht. Er wies Harun an, noch eine Runde Tee zu besorgen. Harun riß die Tür auf und verließ das Zimmer.
    »Wann habt ihr euch nochmal getrennt?«
    »Vor fünf Monaten.«
    Er blätterte in der Kladde bis zum Zeitpunkt der Trennung zurück. Er las den erstbesten Satz, der ihm ins Auge fiel:
»Hunde, die bellen wie Männerhusten. Männer, die husten wie Hundegebell. Das ›die‹ und das ›wie‹ streichen, du brauchst sie nicht.«
    »Warum habt ihr euch getrennt?«
    »Sie fing an, sich fies zu mir zu verhalten.«
    »Wie genau?«
    »Also, nicht mehr so wie vorher.«
    »Hat sie dich vorher auch schlecht behandelt?«
    »Nein. Manchmal war sie richtig fröhlich, manchmal todtraurig. Zu mir hat sie sich immer so verhalten, wie sie gerade drauf war. Das konnte ich ja verstehen. Aber auf einmal war sie nicht mehr deshalb fies, weil sie gerade deprimiert war. Irgendwas war kaputtgegangen zwischen uns, das habe ich gemerkt.«
    »Und das war vor fünf Monaten?«
    »Ja.«
    »Woran lag das deiner Meinung nach?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ich aber. Woher wohl? Denk an das Gleichnis mit den Katzen und den Mäusen.«
    Er streckte dem auf seine Füße starrenden Aykut die Kladde hin.
    »Hast du diese Kladde schon einmal gesehen?«
    »Ja.«
    »Wo hat sie die aufbewahrt?«
    »In ihrem Zimmer. Manchmal hat sie sie in ihrer Tasche getragen, weil sie den Verdacht hatte, daß jemand sie heimlich liest.«
    »Warst du das, der heimlich ihr Tagebuch gelesen hat?«
    »Nein.«
    »Dein Glück. Sie schreibt nämlich nicht besonders wohlwollend über dich.«
    »Kann sein.«
    »Wie redest du denn mit mir? Das heißt nicht ›kann sein‹, sondern: ›Das ist möglich.‹ Merk dir das.«
    Harun brachte den Tee.
    »Das wird nichts mehr mit dem«, sagte er. »Mühen Sie sich nicht umsonst ab.«
    Behzat Ç schritt jetzt vor Aykut auf und ab.
    »Ihr wart zwei Jahre lang zusammen und habt euch vor fünf Monaten getrennt. Stimmt das?«
    »Das stimmt.«
    »Und du weißt nicht, weshalb.«
    »Na ja, es war halt aus zwischen uns.«
    Harun ging dazwischen: »Was war aus, Junge? Sag uns, was genau aus war. Was war los? Man trennt sich doch nicht aus Langeweile.«
    »Ich will dir sagen, was los war«, sagte Behzat Ç. »Zu der Zeit war nämlich Gökhan in die Türkei zurückgekommen. Die beiden hatten schon eine Weile Kontakt, und Betül mußte sich langsam von dir trennen. Stimmt’s?«
    Aykut starrte auf seine Füße. Harun zerrte seinen Kopf hoch und sagte: »Hör zu. Wenn wir dich was fragen, hast du zu antworten. Stimmt es oder nicht?«
    Aykut murmelte so etwas wie ein »Ja«.
    In väterlichem Tonfall sagte Behzat Ç: »Guck mal, mein Junge. Eure Dreiecksbeziehung interessiert mich herzlich wenig. Ich verurteile euch auch nicht dafür. Aber wenn du mich in die Irre führst, und hier deinetwegen Staatsbeamte Überstunden machen müssen, dann kriegen wir uns in die Haare.«
    Harun stellte den Tee, den er lautstark geschlürft hatte, beiseite und sagte: »Das ist doch keine Dreiecksbeziehung bei denen, Herr Vorgesetzter, sondern eine Drecksbeziehung.«
    Dann lachte er schallend über seinen Witz. Behzat Ç begnügte sich mit einem Lächeln.
    »Betül muß wohl regelmäßig in Sexshops gegangen sein. Wußtest du das?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Es ist eindeutig bewiesen, daß dieses Mädchen sich für Pornos interessierte. Was hatte sie deiner Meinung nach an solchen Orten zu suchen?«
    Harun zeigte lachend auf Aykut.
    »Was wohl, Herr Vorgesetzter. Guck dir doch mal den Schlappschwanz da an.«
    Aykut reagierte, als wolle er seine Männlichkeit nicht besudeln lassen: »Was soll das denn jetzt? Das war

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