Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Hause verübt hatten.
Aber ich kehre zurück. Ein Polizist kehrt zurück, das ist sein Job
.
Er stieg ins oberste Stockwerk. Die Tür der Bar war versiegelt und würde es mindestens noch einen Monat bleiben. Nachdem all diese belastenden Dinge da gefunden worden waren, würden die Betreiber Glück haben, wenn sie mit einem Monat davonkamen. Er stieg noch ein Stockwerk höher und öffnete die Terrassentür. Auf der Terrasse lag jungfräulicher Schnee ohne einen einzigen Fußabdruck. Nur ein paar kaputte Stühle standen dort herum, die im letzten Sommer ausrangiert worden waren. Eine Weile betrachtete er die Sakarya genau von der Stelle aus, an der Betül gesprungen war oder heruntergestoßen wurde. Neben der Terrassenbar gab es ein weiteres Café. Da auf dem Boden Autoreifen lagen, schien es sich um eine gemeinsam genutzte Terrasse zu handeln, die man unterteilt hatte. Er steuerte auf das Café zu und schaute hinein. Café Februar, was für ein Name.
Er kehrte zurück und überprüfte die Tür, die von innen auf die Terrasse führte. Sie war verschlossen. Er ging um das Gebäude herum. Das Getränkelager, das ebenfalls auf die Terrasse führte, und das kleine Toilettenfenster lagen nebeneinander. Es gab also außer dem Eingang der Bar noch vier weitere Wege, um auf die Terrasse und wieder zurück ins Gebäude zu kommen: der Hauptausgang im oberen Stockwerk, das Café nebenan, das Getränkelager und dieses kleine Fenster. Er kletterte auf die leeren Bierfässer, die an der Wand lehnten, und drückte gegen das Toilettenfenster. Es ließ sich nicht öffnen. Er nahm seine Kreditkarte aus der Jackentasche und führte sie am Fensterriegel entlang. Um es zu entriegeln, mußte er die Karte noch etwas tiefer einführen und dann drücken. Er drückte. Zuerst war ein leises Knacken zu hören, dann ein platzendes Geräusch. Die Karte war durchgebrochen. Das Fenster war dicht. Er schaute auf die verbliebene Hälfte der Kreditkarte in seiner Hand: »Behzat Ç…« stand darauf. Der Rest seines Nachnamens war zwischen Fenster und Rahmen steckengeblieben. Zumindest war er jetzt vom Übel des Kreditnehmens befreit.
Er ging zum Café Februar und klopfte gegen die Fensterscheibe. Von den wenigen Gästen schauten sich einige nach ihm um. Er bedeutete ihnen mit der Hand, dem Kellner Bescheid zu geben. Der öffnete das Fenster.
»Bitte?«
»Haben Sie Rakı?«
»Nein. Wir verkaufen keinen Alkohol.«
»Haben Sie ein Brecheisen?«
»Bist du bescheuert?«
Er zeigte seine Dienstmarke.
»Red nicht so viel. Eine dünne Eisenstange tut’s auch. Wir müssen nebenan rein. Für Ermittlungen.«
»Sollten wir nicht besser den Inhaber verständigen?«
»Kennst du den?«
»Ja, das ist doch so einer mit Glatze und Bart.«
Bis der Kellner ein Brecheisen gefunden hatte, rauchte er eine 216. Als der Kellner mit dem gewünschten Gegenstand wiederkam, fragte er: »Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein. Es hilft mir schon, wenn du dein Maul hältst.«
»Selbstverständlich. Das Brecheisen können Sie behalten.«
»Wann macht euer Café zu?«
»Um zehn.«
»Hast du gearbeitet, als das Mädchen sich umgebracht hat?«
»Ja, ich bin jeden Tag hier. Es hat mich sehr getroffen. Möge Gott ihren Eltern beistehen.«
Er wog das Brecheisen in der Hand, es schien ganz passabel zu sein. Warum sollte man sich die Mühe machen, Dutzende von Formularen auszufüllen und auch noch wertvolles Büromaterial verschwenden, nur um einen versiegelten Tatort zu betreten? Mit dem Brecheisen gelang es ihm, den Riegel des rechteckigen Fensters zu lockern, so daß es krachend aufging, als er gegen den Rahmen schlug. Er stellte ein Bierfaß auf ein anderes und kletterte leise durch das Fenster, wobei er sich mit den Armen hochzog. Oben angekommen, drehte er sich auf den Rücken, zog die Beine an, klammerte sich an den Fensterrahmen und sprang auf den Klodeckel. Es war stockfinster. Während er nach seinem Feuerzeug tastete, an dessen unterem Ende eine kleine Taschenlampe angebracht war, begannen sich seine Augen an die Finsternis zu gewöhnen. Es war die Damentoilette, in deren Wasserkasten die Waffe mit dem Schalldämpfer gefunden worden war.
Er verließ die Toilette und schritt durch den engen Korridor. Das Licht seiner winzigen Lampe streifte die Wände, die mit Postern von Rockgruppen tapeziert waren. Am Ende des Korridors lag die Bar. Unweit der Theke begann die Tanzfläche. Auf der Theke standen halbabgebrannte Kerzen.
Wie kommen die denn hierher?
, fragte er sich. Er
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